Diegos Alko-Tour: Der Kellner ist schuld

BREMEN - „Der hat mir immer nachgeschenkt!“ Wie Werders Star Diego seine Promille-Fahrt erklärt. Geldbuße und Führerscheinentzug kommen jetzt auf ihn zu.
Eigentlich ist es Klaus Allofs leid, in steter Penetranz auf Spekulationen um Diego, den besten Spieler bei Werder Bremen, angesprochen zu werden. Kürzlich im Trainingslager im türkischen Belek hieß es, eine Delegation von Juventus Turin reise an und wolle den Brasilianer abwerben, was Werders Sportchef mit süßsaurem Lächeln konterte: „Wir werden mit diesen Gerüchten um Diego leider leben müssen.“
Dann also zu den Fakten: In der Nacht zu Sonntag in Bremen-Schwachhausen wurde Diego bei einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss gestellt. Wie Bremens Polizeisprecher Ronald Walther berichtet, sei Diego nach einem Restaurantbesuch von drei Streifenwagen angehalten, mit auf die Wache genommen und ein Alkoholgehalt von knapp mehr als 0,8 Promille festgestellt worden. Geldbuße und Führerscheinentzug sind die Folge.
Damit einher geht eine weitere Rufschädigung für den um sein Image fürchtenden Klub. Längst bietet Diego auch Stoff für Klatschkolumnen: Verspätungen beim Training, ein erschlichener Führerschein, dazu die Liaison mit Popsängerin Sarah Connor. Mittlerweile sind Paparazzi dem Superstar ständig auf der Spur, zumal der gern an Orten in Bremen und Hamburg verkehrt, die nicht dazu taugen, unbeobachtet zu bleiben.
Der Fehltritt ins nächste Fettnäpfchen wiegt schwer, auch wenn der Nationalspieler das gestern nach dem Training zu beschwichtigen versuchte: „Das war eine normale Polizeikontrolle. Ich habe weiterhin mit meinem Führerschein. Ich bin über keine rote Ampel gefahren und war auch nicht betrunken." Er sei nur nicht richtig informiert gewesen, wie viel man hierzulande denn so an Alkohol konsumieren könne und eigentlich sei ja auch der Kellner schuld: „Er hat mir immer wieder nachgeschenkt." Aber er sei ja sehr froh, dass er in einem so sicheren Land wie Deutschland lebe. Das klingt ein bisschen höhnisch.
Man kann daraus sogar böswillig ableiten, als provoziere der vom Vorzeigespieler zum Problemfall mutierte Profi seinen Abgang von der Weser.
Und dass ausgerechnet ein lange als Musterprofi angesehener Spieler so aus der Spur geraten ist, passt ins Bremer Bild. „Prinzipiell ist das nicht in Ordnung", sagt Trainer Thomas Schaaf, will aber nicht über eine Strafe urteilen. Die aber scheint unvermeidbar, will Werder doch im neuen Jahr Disharmonien und Disziplinlosigkeiten sehr viel energischer begegnen.
Diego wiederum rechnet nicht mit Konsequenzen – und sieht auch kein Disziplinproblem, obwohl er doch wegen seiner Würgeattacke in Karlsruhe die ersten drei Rückrundenspiele versäumen wird. Wilde Zeiten bei Werder. Und der nächste Ärger folgt bestimmt.
F. Hellmann