Die Teilzeit-Champions
In der Champions-League-Partie gegen Tel Aviv will sich der Bundesliga-Sechzehnte Schalke 04 wieder Selbstvertrauen für die Liga holen - und einen Schritt Richtung Achtelfinale machen.
GELSENKIRCHEN Vier Heimspiele, null Siege - so lautet die frustrierende Bundesligabilanz des Vizemeisters. Schlimm für die leidgeprüften Schalke-Fans. Nur gut, dass es in der Champions League besser aussieht: ein Heimspiel, ein Sieg, volle Punktzahl, alles wird gut. Erst recht, wenn am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und Sat 1) der nächste Erfolg eingefahren wird. Der Gegner: Israels Meister Hapoel Tel Aviv. Dessen Bilanz liest sich so: zwei Spiele, null Punkte, 1:5 Tore. Das sollte zu machen sein für die Teilzeit-Champions aus Gelsenkirchen-Buer.
Manuel Neuer sieht die Lage so: „Das ist ein anderer Wettbewerb, in dem wir nach dem Sieg gegen Lissabon eine gute Ausgangsposition haben. Die wollen wir ausbauen und uns Selbstvertrauen für die Bundesliga holen.“ Die Ausgangslage für die Schalker, die erst einmal die Gruppenphase in der Champions League erfolgreich überstehen konnten, ist nach der knappen 0:1-Niederlage in Lyon und dem 2:0-Heimsieg gegen Benfica Lissabon günstig. Mit zwei Erfolgen in den nächsten beiden Spielen gegen die bislang sieglosen Königsklassen-Debütanten aus Israel winkt der Einzug ins Achtelfinale.
Der nach einer Gehirnerschütterung wieder einsatzbereite Ivan Rakitic gibt sich zuversichtlich: „Gegen Benfica haben wir unser bestes Saisonspiel gemacht. An diese Leistung müssen wir anknüpfen. Wir haben uns gut vorbereitet und Videos von den Spielen angeschaut und ausgiebig über den Gegner gesprochen.“
Trainer Felix Magath will bei seiner Elf zuletzt Fortschritte gesehen haben. Die sportliche Krise - Tabellenplatz 16 - redet er ohnehin klein: „Wir verbessern uns, auch die Innenverteidigung mit Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder ist stabiler geworden. Da sehe ich ein Vorwärtskommen.“
Seine Profis hoffen auf einen positiven Effekt durch einen weiteren Champions-League-Erfolg, warnen aber auch: „Die Champions League kann alles ein bisschen verzerren“, meinte Christoph Metzelder, „vor drei Wochen haben wir nach dem Sieg gegen Lissabon noch gedacht: Die Welt ist in Ordnung. Die Punkte sind aber auf einem anderen Konto und nicht da, wo sie wichtig sind. Ein Sieg gegen Tel Aviv kann jedoch helfen, weiteres Selbstvertrauen zu holen. Denn momentan geht es für uns darum, uns in der Bundesliga zu befreien und nichts anderes. Das ist sicher wichtiger als die Champions League.“
Gegen den israelischen Titelträger, der in der laufenden Meisterschaft derzeit nur auf Rang sechs liegt, kann Magath wieder auf Rakitic, den zuletzt gesperrten Jermaine Jones und Jefferson Farfan zurückgreifen. Die Abwehrreihe mit Atsuto Uchida, Metzelder, Höwedes und Lukas Schmitz bleibt wohl ebenso unverändert wie der Angriff mit Champions-League-Rekordspieler Raul und Klaas-Jan Huntelaar, der in den letzten sechs Pflichtspielen in Serie traf.
Im Gegensatz zu Schalke hat Hapoel seine Generalprobe in der Liga erfolgreich bestanden. Am Wochenende gewann die Elf von Trainer Eli Guttman das Lokalderby gegen Maccabi Tel Aviv mit 1:0 durch einen Treffer von Eran Zahavi. Bekanntester Spieler der Israelis ist Torhüter Vincent Enyeama, der bei der WM in Südafrika für Nigeria an den Start ging.
Thomas Becker