Die Rot-weiß-rote Gefahr: Was ist, wenn Nagelsmann und der DFB gegen Österreich verlieren?

Wien/München - Als Spielverderber für deutsche Fußballnationalmannschaften haben Österreichs Kicker ja eine gewisse Übung (Hashtag Cordoba 1978). Da hatte sich der damalige WM-Titelverteidiger in der beginnenden Post-Beckenbauer-Ära aber auch so was von souverän durch die Gruppenphase gemogelt, um dann von Krankl, Prohaska & Co. in der zweiten Gruppenphase – Pardauz! – schnöde aus dem Turnier gekegelt zu werden – so früh war eine DFB-Elf bei einer WM zuletzt 1962 ausgeschieden.
Fürs DFB-Team geht es irgendwie um alles und die gute Laune
Und heute, wo die Welt in Fußball-Deutschland auch nicht mehr ganz so in Ordnung ist, könnte Team Austria dem großen Nachbarn erneut schön in die Suppe spucken. Zwar geht es bei dem Testspiel am Dienstagabend um keinen einzigen Punkt, aber aus deutscher Sicht doch irgendwie um alles und vor allem um eins: die gute Laune. Es ist nämlich schon das letzte Match der DFB-Elf in diesem Jahr, und eine Niederlage im sicherlich jetzt schon in freudiger Erwartung brummenden Ernst-Happel-Stadion in Wien würde die Vorfreude auf die Heim-EM im kommenden Sommer sicher noch stärker eintrüben.
Auch die Erfolgsbilanz des neuen Bundestrainers (ein Sieg, ein Remis, eine Niederlage) würde gut und gerne noch einen stattlichen Auswärtssieg vertragen, ehe es dann im kommenden Jahr so richtig ernst wird. Ins Wanken wird Nagelsmanns Stuhl durch das "Derby" auf der Wiener Praterinsel freilich nicht geraten, zu kurz ist er im Amt und zu nahe ist schon die EM-Endrunde. Doch bis zum nächsten Länderspiel werden noch vier lange Monate vergehen – eine Ewigkeit, die sich noch länger und quälender anfühlen könnte, sollte ihr eine Klatsche vorangegangen sein. Und das auch noch gegen den kleinen Ausgerechnet-Nachbarn!
Vorsicht, DFB-Team! Österreich mit starker EM-Qualifikation
Wobei sich der zuletzt ganz schön gemausert hat. 19 von 24 möglichen Punkten holte das Team von Ralf Rangnick in der EM-Qualifikation, hängte dabei Hauptkonkurrent Schweden um satte sieben Punkte ab und schaffte es als bester Gruppenzweiter in Topf zwei der EM-Auslosung.
Dabei eilte Österreichs Elitekickern lange Zeit der Ruf nach, gegen jeden, aber auch wirklich jeden, verlieren zu können. Zum Beispiel gegen die Färöer (0:1, Hashtag Landskrona 1990). Tempi passati! Heute klingt das eher so: 'Wir können jeden schlagen!' Und wenn schon nicht schlagen, dann wenigstens ärgern. O-Ton Rangnick: "Mit dieser Mannschaft und mit unserer Spielidee können wir wirklich jeden Gegner in die Bredouille bringen."
DFB-Fragezeichen überall – ein gefundenes ÖFB-Fressen
Und wenn dieser Gegner schon von Haus aus in eben dieser Bredouille steckt, in der Außenverteidiger-Not reinrassige Offensivler nach hinten links beordert (Kai Havertz) und in der zentralen Defensive vor jedem Spiel immer noch per Schnick-Schnack-Schnuck die jeweilige Doppel-Sechs zusammmenwürfelt werden sowie über jedem Torwart der Damokles-Manu schwebt?
Eigentlich ein gefundenes Fressen für eine selbstbewusste Underdog-Truppe wie die Österreicher, die sich für die EM auch noch den adäquaten Slogan zurechtgelegt hat: "Alles machbar beim Nachbar!" Auch einen eigenen Song haben sie sich für die EM basteln lassen: "Hoch gwinnmas (n)imma", von der Band AUT of Orda, nach dem legendären Toni-Polster-Bonmot in der Halbzeitpause einer 0:9-Schmach gegen Spanien (Hashtag Valencia 1999).
Die Bühne für das große In-die-Suppe-spucken ist also bereitet, Hashtag Rotweißrote Gefahr für die schwarzrotgoldene Gefühlswelt. Nicht, dass am Ende doch der Postillion recht behält. Der meldete nach der 2:3 -Heimschlappe gegen die Türkei nämlich schon gewohnt fröhlich "Nur noch zwei Bundestrainer bis zur EM!"