Die Macht der Leibchen

Die Deutsche Nationalelf spielt in Kommunions- kleidchen. Die Spanier sind das Buschfeuer der EM und die Kroaten schlichtweg verwirrt: Zeige mir dein Hemd, und ich sage dir, wie du kickst. Eine stilistische Spielanalyse
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Macht Schwarz-Weiß langsam? Das Heimtrikot der Deutschen.
az Macht Schwarz-Weiß langsam? Das Heimtrikot der Deutschen.

Die Deutsche Nationalelf spielt in Kommunions- kleidchen. Die Spanier sind das Buschfeuer der EM und die Kroaten schlichtweg verwirrt: Zeige mir dein Hemd, und ich sage dir, wie du kickst. Eine stilistische Spielanalyse

Die Deutsche Nationalelf spielt in Kommunionskleidchen. Die Spanier sind das Buschfeuer der EM und die Kroaten schlichtweg verwirrt. So klingt die Spiel-Analyse, wenn sich Designer, Wirtschafts- und Farbpsychologen über die Trikots der 16 EM-Teilnehmer auslassen. Die Münchner Designerin Gabriele Blachnik fällt ein vernichtendes Urteil über das deutsche Heimtrikot: „Es sieht zu korrekt und überhaupt nicht dynamisch aus. Der Schnitt ist plump und das Gesamtbild langweilig." Professor Alfred Gebert, Wirtschaftspsychologe an der FH Münster, versucht zu retten, was zu retten ist: „Psychologisch gesehen ist der Mix gar nicht so schlecht. Ein schlichtes weißes Shirt ist eigentlich das Unterhemd im Urzustand. Damit fühlt sich der Träger klar, und selbstbewusst. Nur er und sein Körper, nicht irgendein Firlefanz zählen.“

Der Nachteil: Laut Gebert verhalten sich die Deutschen in so einem Outfit wie Engel – unschuldig. Weiß steht für Sauberkeit und Reinheit. Und so passiert's, dass die Spieler wie vorsichtige Mädchen in Kommunionskleidchen über den Platz tippeln – bloß nicht dreckig machen oder gar schwitzen. Die schwarze Hose dazu wirke konventionell und pessimistisch.

Langsam durch schwarz-weiß?

Auch Harald Braem, Diplom-Designer und Professor am Institut für Farbpsychologie in Bettendorf, zweifelt: „Schwarz-Weiß macht unsere Mannschaft einfach zu langsam.“ Im Dezember wurde er nach Basel zum Heimspiel-Kongress gerufen und sollte die Schweizer bei der Trikotwahl beraten.

Neu ist der Schwarz-Rot-Goldene horizontale Balken auf der Brust. „Dadurch wirkt sie breiter!“, sagt Braem. Doch die Farben seien falsch herum. „Schwarz wirkt erdrückend“, erklärt er, „Rot steht für Aktivität, Gold für Sonne und Belohnung. Gold müsste also oben sein, dann Rot, unten Schwarz. Eine umgedrehte Flagge würde sympathischer wirken.“ Immerhin – so glaubt Experte Gebert – geben die Nationalfarben der deutschen Mannschaft intuitiv Kraft.

Rot dagegen ist aggressiv

Das Urteil über die deutschen Auswärtstrikots fällt hingegen weitaus besser aus. Harald Braem: „Rot ist eine aggressive Sache. Es sorgt für Kraft, Adrenalin und Leidenschaft.“ Auch Gebert überzeugen die Farben. Einziges Manko: „Die Deutschen sind Weiß gewohnt. Beim Auswärtstrikot müssen sie in einer Hundertstel Sekunde umdenken können und ihre Kollegen erkennen.“

Gabriele Blachnik findet, dass Schwarz-Rot zwar „eine schreckliche Farbkombination ist, aber die Signalwirkung ist optimal. Der Schnitt ist moderner, jünger und durch den breiten Mittelstreifen der Figur schmeichelnd."

Dorina Herbst

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