"Die Chancen stehen 40:60 für Borussia"
BOCHUM Seit 20 Jahren arbeitet Friedhelm Funkel als Trainer, hat mit über 1100 Pflichtspielen mehr Erst- und Zweitliga-Partien als Spieler und Trainer bestritten als irgendjemand sonst. Fünf Mal gelang ihm als Coach der Aufstieg. Wohl keiner kennt sich an der Klippe zwischen den Ligen besser aus.
Wer also den richtigen Aufsteiger tippen will, sollte auf ihn hören: „Die Chancen stehen 40:60”, sagte der Trainer des VfL Bochum vor dem Relegations-Rückspiel (20.30 Uhr/ARD und Sky) gegen Borussia Mönchengladbach. Machen Funkels Kicker das 0:1 aus dem Hinspiel wett, steigt der VfL zum sechsten Mal auf – und stürzt den Gegner womöglich in Turbulenzen.
Am Niederrhein steht nach der letzten Partie der Saison die Mitgliederversammlung mit dem von einer Oppositionsgruppe um Stefan Effenberg geplanten Sturz der Führungscrew ins Haus. Zu erwarten ist harte Kritik von Effenberg und dem Gladbacher Ex-Profi und -Trainer Horst Köppel, der Präsident Rolf Königs beerben soll. Der versucht derweil, der Veranstaltung vorab Brisanz zu nehmen und gestand Planungsfehler ein. „Wir haben vielleicht etwas zu euphorisch auf die Jugend gesetzt”, sagte der 69-Jährige, „wir haben sogar ein 15-Millionen-Angebot für Reus aus Wolfsburg abgelehnt.”
Reus entpuppte sich besonders in der Endphase der Saison als wichtiger Torschütze, der dem schon totgesagten fünfmaligen Meister wieder Leben einhauchte. Der 21-Jährige droht jedoch wegen einer Oberschenkelverletzung auszufallen. Sportlich steht die Zukunft der Gladbacher, die sich mit einer „schwarzen Null” in ihrer Bilanz wirtschaftlich stabil präsentierten, auf der Kippe. Trainer Lucien Favre warnte: „Das Ergebnis ist nicht schlecht für uns, aber wir sind noch lange nicht durch.”
Vor dem „Endspiel”-Krimi herrscht derweil in Bochum Zuversicht. Der Treffer in der Nachspielzeit der Nachspielzeit im Hinspiel habe die Ausgangssituation für seine Mannschaft „nicht viel verändert”, meinte Friedhelm Funkel. Er setzt auf den Respekt, den sich sein Team mit dem couragierten Auftritt im ersten Spiel erkämpfte hat und die Unterstützung der 30.748 Zuschauern ausverkauften Bochumer Stadion. Nur in einem Punkt ist er sich mit dem Kollegen Favre und den Fans einig: Niemand wünscht sich eine derart sportlich wie finanziell folgenreiche Entscheidung durch Elfmeterschießen.