DFL-Boss Seifert tritt ab: Einer, nicht Spalter
Während der DFB mit seiner Phalanx wechselnder Präsidenten in den letzten Jahren mit traumwandlerischer Sicherheit an kaum einem Fettnäpfchen vorbeikam, ohne sich vorher ausgiebig darin zu suhlen, herrschte bei der deutschen Fußball-Liga DFL das
unaufgeregte Anti-Chaos.
Das hat ganz viel mit einem Mann zu tun: Christian Seifert, der dort seit 2007 als Geschäftsführer tätig ist und in aller Ruhe die Geldvermehrungsmaschine für den deutschen Profifußball am gutgeölten Laufen hielt. Die große Fußball-Bühne überließ er gerne den Profilneurotikern, die im Vereinsfußball und Funktionärswesen definitiv nicht zur vom Aussterben bedrohten Art gehören. Seifert war immer der Macher, der Lobbyist in Sachen Fußball, der wusste, welche Egos zu streicheln, welche Strippen zu ziehen waren, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Gleichzeitig war er nicht von der grassierenden Betriebsblindheit befallen, er selber prangerte ultra-kapitalistische Auswüchse im Profifußball, die fortschreitende Entfremdung des Produkts Fußball vom aktiven Konsumenten Fan an.
Während der Corona-Pandemie wurde er zum ultimativen Krisenmanager, zum Gesicht des sportlichen Überlebenskampfs der Vereine. Er nutzte seine Kontakte zur Politik, fand aber auch die richtigen Worte, um alle Bedenkträger, die eine Sonderstellung des Fußballs ablehnten, gedanklich und emotional mitzunehmen - und sie stattdessen zu überzeugen, den Sport als Vehikel auf dem Weg zurück in eine Lebensnormalität anzusehen. Seifert, dessen intellektueller Tellerrand nie an den Außenlinien des Fußballfelds endete, war immer Einer, nicht Spalter. Davon braucht man mehr, nicht nur im Fußball.
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