DFB-Team: Probleme auf der Torhüter-Position - Lücke hinter Manuel Neuer
Sotschi - Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich gnädig. Sehr gnädig. "Der erste Schuss war nicht leicht zu halten, weil er mit Vollspann abgegeben wurde", sagte Löw über den Patzer von Bernd Leno beim zwischenzeitlichen 1:1 der Australier durch Tommy Rogic (41.), bei dem der deutsche Torhüter einen Distanzschuss falsch einschätzte.
Ein klarer Fehler. "Den zweiten hätte er festhalten können", meinte der Bundestrainer weiter. Das richtige Wort wäre gewesen: müssen. Denn auch beim 3:2 durch Tomi Juric (56.) sah Leno ganz schlecht aus, als er den Ball zuvor nach vorne abprallen ließ.
"Nee", antwortete der Leverkusener anschließend auf die Frage, ob nach seinen Patzern beim Confed-Cup-Auftakt gegen Australien (3:2) seine Aussichten auf einen WM-Kaderplatz geschwunden seien, "das würde ich jetzt nicht sagen". Verlierer des Abends war der 25-Jährige trotzdem.
Lücke hinter Neuer ist groß
Und auch Bundestrainer Löw konnte sicher nicht ganz glücklich sein. Schließlich musste er wieder einmal feststellen, dass es hinter Bayern-Keeper Manuel Neuer (31) aktuell keine klare und vor allem verlässliche Nummer zwei im deutschen Team gibt. Koan Neuer hinter Neuer! Denn auch Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) und Kevin Trapp (Paris St.-Germain) fallen immer wieder mit Fehlern auf.
Der frühere Gladbacher ter Stegen (25), Champions-League-Sieger von 2015, bekam 2012 gleich in seinem ersten Länderspiel fünf Gegentore ins Netz gelegt. Von der Schweiz. Danach blieb er im DFB-Tor alles andere als fehlerfrei: Eigentor gegen die USA (2013), ein vermeidbares Gegentor durch die Beine gegen die Slowakei (2016) – ter Stegen und das Trikot mit dem Adler auf der Brust: Es passt bislang noch nicht. Der große Vorteil des Barcelona-Keepers sind die fußballerischen Fähigkeiten, die ihn von den meisten anderen Torhütern unterscheiden – und die Löw sehr schätzt. Gegen Chile im zweiten Confed-Cup-Spiel am Donnerstag dürfte ter Stegen im Tor stehen. Hält er besser als Leno?
Confed Cup gegen Australien: Leno Flop, Offensive top
Trapp patzt im Verein
Kevin Trapp machte bei seinem Debüt jüngst in Dänemark (1:1) einen sehr sicheren Eindruck, in Paris ist das nicht immer so. PSG soll sich nach einem Nachfolger für den Ex-Frankfurter umschauen, der seinen Stammplatz zwischenzeitlich bereits verloren hatte. Trapp ist der stärkste Keeper des Trios, wenn es um abgewehrte Torschüsse geht. Dafür leistet er sich die meisten Aussetzer. Der 26-Jährige wird wohl im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Kamerun seine Chance bekommen.
Und Leno? Gut möglich, dass für den Leverkusen-Keeper das Turnier bereits gelaufen ist – auch wenn sich Löw noch nicht festlegen wollte. "Er hat mal einen Fehler gemacht, das ist für mich kein Problem", sagte der Bundestrainer: "Bernd Leno ist ein sehr guter Torwart." Der Patzer-Keeper selbst meinte: "Es ist mal so, dass man ein schlechteres Spiel macht. Das war vielleicht so, aber ich habe in den restlichen Spielen meine Leistung gebracht. Ich werde mich weiter anbieten." Besonders beim 0:0 gegen Italien in Mailand im vergangenen November hatte Leno eine gute Leistung gezeigt und seinen Anspruch untermauert, erster Vertreter von Neuer zu sein. "Ich werde wieder aufstehen und im Training wieder Gas geben", versprach er nun.
Leno hat gegenüber den beiden anderen Anwärtern auf die Nummer zwei den Nachteil, dass er in der kommenden WM-Saison nicht international spielt. Seine beiden Fehler gegen Australien könnten zwei zu viel gewesen sein.
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