DFB-Pokal gegen Köln: Wunderhaching
Von Euphorie getragen geht die SpVgg, sensationell Tabellenführer in Liga drei, ins Pokalduell mit dem Absteiger 1. FC Köln. Hier erklären Boss Schwabl und Teamchef Baum, wie’s mit dem Coup klappt
UNTERHACHING Vor den Toren der Stadt sprechen sie von einer Weltpremiere, von einem echten Hachinger Novum. Damit ist nicht das DFB-Pokal Spiel gegen den 1.FC Köln gemeint, solche Spiele gab es ja schon öfter. Nein, es geht um die Filmpremiere von Sascha Bigalke, Florian Niederlechner und Yasin Yilmaz. Die Drei sitzen in dem Clip, der auf der Homepage zu sehen ist, im Biergarten vor dem Sportpark und bestellen eine Pokalsensation. Eine Gaudi, die die Fans auf den Pokal-Hit am Samstag (15.30 Uhr, Sky live) einstimmen soll. Das Problem: So einfach ist's nur im Film.
Klubchef Manfred Schwabl hofft trotzdem auf Ruhm und Geld. Er sagt aber: „Im letzten Jahr war das Weiterkommen wichtig, dass wir die Saison überstehen. Auch dieses Jahr wäre es sehr lukrativ, vor allem der Werbewert wäre unglaublich groß. Aber ich werde nicht den Fehler machen und der Mannschaft neben der sportlichen Verantwortung auch die finanzielle übertragen. Die sollen befreit aufspielen.”
Die AZ zeigt auf, wie aus Unterhaching Wunderhaching werden könnte.
Der Charakter: Die Hachinger sind nach fünf Spielen Tabellenführer in Liga drei, das grenzt ohnehin an eine Sensation. Vor der Saison wurde der Etat mal wieder gesenkt – auf gut 800000 Euro. Mit dem kleinsten Budget und dem jüngsten Kader (im Schnitt 22 Jahre) galt die SpVgg als Abstiegskandidat. „Der Charakter ist die Basis für alles. Man sagt immer Fußball ’spielen’, wir müssen aber auch Fußball ’arbeiten’", sagt Teamchef Manuel Baum. Dass aus Fußballarbeit Traumfußball entstehen kann, hat das 4:1 zuletzt gegen Heidenheim gezeigt.
Das Glück: Im letzten Jahr schlug Haching den SC Freiburg in Runde eins mit 3:2. Verteidiger Markus Schwabl sagt aber ehrlich: „Es hätte auch nach 15 Minuten schon 0:3 stehen können.” In diesem Jahr kennt das Team die K.o.-Situation. „Ein Vorteil ist, dass wir sieben Spieler vom letzten Jahr dabei haben, die Freiburg geschlagen haben”, sagt Baum. Spieler, die wissen wie ein Erstrunden-Triumph geht. „Wenn man das Budget vergleicht, sind wir im Vergleich zu denen eine Stammtischtruppe, da brauchen wir eben ein wenig Glück”, sagt Torwart Stephan Riederer.
Der Matchplan: Vor dem letzten Ligaspiel in Halle stand Manuel Baum in der Kabine und sagte zu seinen Spielern: „Wer nichts weiß, muss viel glauben.” Was er meinte: Jeder muss wissen, was er zu tun hat. Der Glaube allein genügt nicht. „Wir müssen wissen, was wir wollen und das tun die Spieler immer mehr”, sagt Baum. Am Ende stand ein 1:0. Die Bilanz ist top: unter dem neuen Trainerduo Claus Schromm und Baum holten die Hachinger in fünf Partien 13 Punkte, schossen zehn Tore und kassierten nur eines. Baum nennt das: „Intelligentes Verteidigen.”
Die Power: Im Trainingslager in Grassau musste das Team in drei Einheiten täglich schuften. Noch heute ist jeden Dienstag Konditionstag, dazu geht es Montag, Dienstag und Donnerstag in den Kraftraum. „Im Bereich Ausdauer können wir mit jedem Zweitligisten mithalten. Bei der Kraft wird es schwieriger, da wir ein sehr junges Team haben”, sagt Baum. Dennoch: Haching spielt den Gegner müde und schlägt dann eiskalt zu. Sieben der zehn Ligatore erzielte das Team ab Minute 65.
Die Verantwortung: Die SpVgg ist das Armenhaus der Liga. Alleine deshalb wäre der Einzug in die zweite Runde nötig. Dass die SpVgg wie bereits im Test gegen den FC Bayern einen Ein-Tages-Sponsor, einen Bonbon-Hersteller, für die Trikotbrust gefunden hat, zeigt, dass die großen Spiele Sponsoren anziehen. Die finanzielle Situation ist auch dem Team bewusst: „Für den Verein wäre es wichtig, wenn wir weiterkommen. Wir haben ja derzeit eine tolle Aufbruchsstimmung. Präsident Manni Schwabl arbeitet Tag und Nacht. Und auch wir brauchen diese 110-prozentige Motivation”, sagt Kapitän Riederer.