DFB-Mann will, dass sich schwule Stars outen
MÜNCHEN - Der Funktionär glaubt, dass sich durch ein Coming Out das Klima gegen Homosexualität in den Stadien abbauen ließe. Doch die Angst sei nach wie vor enorm, befürchtet Helmut Spahn.
Es gibt Meldungen, über die sich der geneigte Stadiongänger kaum wundern wird. Diese hier gehört dazu: Helmut Spahn, der Sicherheitsbeauftragte des DFB, beklagt ein homosexuellenfeindliches Klima unter Fußballfans in Deutschland.
„Die Angst, sich als Fußballer zu outen, ist enorm“, sagte Spahn dem „Focus“: „Man will sich in dieser Männerwelt nicht angreifbar machen – etwa bei gegnerischen Fans. Aus den Blöcken kommen öfter diskriminierende Rufe wie ,Schiri, du schwule Sau' oder: ,Spiel nicht so schwul'.“ Spahn (48) glaubt tatsächlich, dass sich dieses Klima verändert, sobald sich der erste aktive Profi als homosexuell outet. Natürlich gebe es schwule Fußballer, auch wenn er keine genauen Zahlen habe, sagte er: „Ein Outing würde uns sicher helfen, unseren Weg intensiver beschreiten zu können. Ich glaube auch nicht, dass dieser Spieler im beruflichen Dasein behindert werden würde.“
Spahn, Mitglied des WM-Organisationskomitees von 2006, sieht große Belastungen für Profis, die ihre Homosexualität verheimlichen müssen: „Es gibt die These, dass Schwule weniger leisten können und verletzungsanfälliger sind, weil sie viel Energie dafür aufwenden, ihre Veranlagung zu verstecken.“ Spahn verwies noch auf ein weiteres Phänomen: „Manche sollen Kinder haben und verheiratet sein. Das Doppelleben ist psychisch und physisch extrem anstrengend.“
Spahn sagte zudem, dass der DFB im Rahmen der Trainerausbildung gezielt etwas gegen Schwulenfeindlichkeit unternehme: „Mittlerweile ist das Thema auch Bestandteil bei der Aus- und Weiterbildung der Übungsleiter und ein wesentliches Kriterium bei der Arbeit der Fanprojekte, für die es bald auch ein Qualitätssiegel geben wird.“
Wenn die deutsche Nationalmannschaft am 14. Oktober in Hamburg gegen Finnland in der WM-Qualifikation spielt, plant der Verband Veranstaltungen zum Thema Homophobie. Noch nicht klar ist, in welcher Form die Nationalspieler einbezogen werden.
In Deutschland hat sich der ehemalige DDR-Jugendnationalfußballspieler Marcus Urban (38, Rot-Weiß Erfurt) zu seiner Homosexualität bekannt – freilich erst nach seiner aktiven Karriere. In England outete sich 1990 Justin Fashanu als erster aktiver Profi. Er war zuvor zu West Ham United gewechselt. Fashanu wurde in den Stadien daraufhin beschimpft und verhöhnt.
Am 2. Mai 1998 fand man Fashanu erhängt in einer Garage in London. Er wurde 37 Jahre alt. Gewiss keine Biografie, die schwule deutsche Fußballer zu einem Coming-out bewegt.
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