DFB-Frauen: Die (fast) perfekte Welle
Dresden - Sie wird das Fußballfest vor dem Fernseher erleben: Am Mittwochmittag reiste Giulia Gwinn schon wieder aus Dresden ab. Im Training hatte sie sich verletzt, nun wird die 23-jährige Verteidigerin in München untersucht.
Wie schwer ihre Blessur ist – noch nicht klar. Vor ihr hatten auch Lina Magull (Corona-Erkrankung), Sara Däbritz und Laura Freigang (beide verletzungsbedingt) ihre Teilnahme absagen müssen. Bei aller sportlichen Bedeutungslosigkeit hat das Spiel im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion vor allem eine gesellschaftliche und symbolische Kraft. Eine, an die viele noch im Sommer nicht geglaubt haben.
Erstes Heimspiel nach der EM
Als die DFB-Frauen nämlich Ende Juli im Halbfinale der EM schon einmal auf Frankreich trafen, schoss Alexandra Popp beide Tore und sich selbst in den EM-Heldinnen-Status. Sie bescherte der Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg das Finale im Wembley-Stadion – und zugleich eine ganz besondere EM-Euphorie.
Nun, knapp drei Monate nach den Jubeltagen in England, trifft die DFB-Elf erneut auf Frankreich. Das Freundschaftsspiel in Dresden ist das erste Heimspiel der Nationalmannschaft nach der EM und das letzte in diesem Jahr.
Fast 25.000 Karten verkauft
Über 24.500 Karten wurden bereits verkauft – das ist mehr als bei bisher jedem Heimspiel der Hausherren von Dynamo Dresden in dieser Saison. Nur noch Stehplätze sind verfügbar. Die ARD überträgt zur Prime Time (20.30 Uhr). Die Begeisterung für die Frauen-Nationalelf hält an, obwohl das nur wenige geglaubt haben.
Die EM-Euphorie sei "mitgenommen worden", sagte Voss-Tecklenburg vor dem Spiel. Das sehe man bereits an den Zuschauerzahlen in der Bundesliga. Aber: "Das sieht man auch an den Reaktionen der Fans: Wir sind sichtbar, sie kennen die Namen, sie erkennen die Spielerinnen und das ist eine tolle Entwicklung."
Popp: "Sind auf einem extrem guten Weg"
Tatsächlich sind schon jetzt so viele Fans in die Bundesliga-Stadien gekommen wie in der kompletten Hinrunde der vergangenen Saison. Das Auftaktspiel der Bayern-Frauen gegen Frankfurt im Deutsche-Bank- Park sorgte für einen neuen Zuschauerrekord von 23.200 Besuchern. Mehr als 50.000 neue Anmeldungen für Mädchenfußball hat es zudem seit der EM gegeben. "Wir sind auf einem extrem guten Weg. Dass nicht alles von heute auf morgen funktioniert, Strukturen zu verändern, ist auch klar", sagte Kapitänin Popp und lässt Kritik mitschwingen: Auf den Zuwachs seien die Verbände nicht eingestellt gewesen.