Deutschland gegen Österreich: Das Schwestern-Duell

Sara Doorsoun zeigte sich unbeeindruckt, cool und lässig, als sie auf die Feierbilder der Österreicherinnen angesprochen wird. "Über den Sieg entscheidet nicht, wer besser feiern kann", sagte sie. "Aber eines ist sicher: Wir können auch feiern." Stiche gegen die Schwestern vor dem Duell der deutschen gegen die österreichische Mannschaft (21 Uhr, ARD, DAZN).
Dass sie feiern können, haben die Österreicherinnen bewiesen. Eine große Musikbox war es, die Lisa Makas nach dem 1:0-Sieg gegen Norwegen im Gruppenfinale an den Spielfeldrand schleppte und anmachte. Barbara Dunst sprang blitzschnell zur Seite, holte ihr Handy hervor und machte den Fußballrasen mal eben zur Tanzfläche. "I am from Austria" ertönte aus der Box, von Rainhard Fendrich, ein Klassiker, der zeigte, wie mächtig stolz die Nationalspielerinnen in diesem Moment waren. Mannschaft, Trainerteam, Verantwortliche nahmen sich in den Arm und schaukelten.
"Jede soll nachher sagen: Es war eine geile Zeit mit den Mädels."
"So eine EM ist nur einmal, gut vielleicht auch zwei oder dreimal im Leben", erklärte Stürmerin Nicole Billa, die den Siegtreffer erzielte. "Aber wir haben uns vorgenommen, diese Momente zu genießen. Jede soll nachher sagen: Es war eine geile Zeit mit den Mädels."
Diese "geile Zeit" wollen die DFB-Spielerinnen gern beenden. Beim Viertelfinale in Brentford ist die große Schwester der Favorit. Es sei "ein bisschen David gegen Goliath", sagte Sarah Zadrazil. "Die Riesennation Deutschland gegen das kleine Österreich."
Spielerinnen des FC Bayern im Duell
Sie ist eine von 13 Spielerinnen im ÖFB-Team, die die Deutschen bestens kennen, da sie in der Bundesliga spielen. Neben ihr steht Carina Wenniger beim FC Bayern unter Vertrag, spielt aber inzwischen bei der AS Rom. Zadrazil bestreitet ihr 100. Länderspiel gegen zahlreiche Teamkolleginnen vom FC Bayern. "Ich habe sie alle mega-gern, aber für die 90 Minuten heißt es Vollgas - und dann kämpft man gegen sie."
Kampfeslust und Spielfreude sind die großen Stärken des kleinen Österreich. Die Mannschaft von Trainerin Irene Fuhrmann kommt klar über die Mannschaftsstärke - und das, obwohl hochkarätige Einzelspielerinnen wie Nicole Billa das Team schmücken.
Billa ist deutsche und österreichische Fußballerin des Jahres 2021. Vergangenes Jahr wurde die Stürmerin der TSG 1899 Hoffenheim Torschützenkönigin mit 23 Treffern. Schwesterliche Zuneigung gegenüber ihren Bundesliga-Kolleginnen blendet sie aus. "Wir werden kämpfen bis zum Schluss und uns für unser kleines Land aufopfern."
Deutschland gegen Österreich – alles spricht für ein heißes Duell
Ziemlich viel Kampf, aber den gibt es ja bekanntlich auch mal unter Geschwistern. Der soll sie mindestens bis ins Halbfinale führen, das sie auch bei der EM 2017 erreicht haben. Den Weg durch die Gruppenphase haben sie mit zwei Siegen gegen Nordirland und Norwegen, in denen sie klar die dominante Mannschaft waren, effizient gemeistert. Lediglich im Eröffnungsspiel verloren sie gegen den Turnierfavoriten und Gastgeber England, aber auch nur mit 1:0. Alles spricht für ein heißes Duell in der Hitze Londons. "Es wird sehr leidenschaftlich, da spielt Herz gegen Herz", sagte Joti Chatzialexiou, der Leiter Nationalmannschaften beim DFB. Deutschland werde "dem Gegner unser Spiel aufdrücken. Dann gewinnen wir das auch."
Tatsächlich könnte der Schlüssel darin liegen, wer die Spielkontrolle übernimmt. Beide Teams zeichneten sich in der Gruppenphase über Anpassungsfähigkeit und gutes Zusammenspiel aus. Nun muss eine Mannschaft vorangehen. Sollten sie erfolgreich sein, wissen die Österreicherinnen, was zu tun ist. "Ich kann noch nichts versprechen, aber sollten wir wirklich die Überraschung schaffen, dann steht schon wieder eine Party auf dem Plan", kündigte Zadrazil an.
Diese Party wollen ihnen die deutschen Bundesliga-Teamkolleginnen vermiesen - und unter Beweis stellen, dass sie selbst gut sind im Feiern.