Der ewige Olli: Die EM ist bereits das zehnte Turnier von DFB-Direktor Bierhoff

Herzogenaurach - So lange ist Oliver Bierhoff schon beim DFB in Amt und Würden, dass er sich einst mit einem SPD-Kanzler traf. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.
Beim Tag der offenen Tür im Berliner Kanzleramt, so ist vom August 2004 überliefert, äußerte Bundeskanzler Gerhard Schröder über die Aussichten bei der Heim-WM 2006 die Hoffnung, "dass die Mäkelei endlich mal ein Ende hat und positiv in die Zukunft gesehen wird". Gemeinsam kickte man mit Roboter-Hunden und schoss auf eine "Speed-Kick-Wand". Endstand 3:2 für Bierhoff, den ehemaligen Nationalstürmer.
Bierhoff übernahm 2004 als DFB-Manager
Während sich Schröder 17 Jahre später als Privatier - wie in diversen Social-Media-Häppchen zu sehen - hauptsächlich Fauna und Flora widmet, kümmert sich Bierhoff weiterhin um Innenausstattung und Wohlfühloasen. Keiner aus dem engsten Kreis rund um das DFB-Team ist länger im Amt als der heute 53-Jährige.
Am 29. Juli 2004 erhielt er den Titel Manager der Nationalmannschaft, seit 2018 steht Direktor Nationalmannschaften und Akademie auf seiner Visitenkarte. Seit Anbeginn an seiner Seite: Joachim Löw (61), der damals zum Assistenten von Aufbruch-Bundestrainer Jürgen Klinsmann ernannt wurde. Der wiederum übergab an ihn nach der Sommermärchen-WM, als aus der Mäkelei ein kollektives Happening wurde. Löw kündigte im März trotz eines Vertrages bis zur Winter-WM 2022 an, nach der anstehenden EM Schluss zu machen. Bierhoff macht weiter.
Bierhoff ließ seine Zukunft im Mai noch offen
Der ewige Olli. Dabei hatte der studierte Diplom-Kaufmann Bierhoff ebenfalls mit einem zeitnahen Abschied kokettiert. Noch Anfang Mai wollte er keine Garantie dafür geben, seinen eigenen, noch bis zur Heim-EM 2024 gültigen Vertrag zu erfüllen: "Das kann ich nicht, nein. In der Schnelllebigkeit des Fußballs ist das ja eh nicht möglich", sagte Bierhoff der "Bild" und verwies darauf, dass "die letzten Jahre auch anstrengend waren".
Weil eben voller Kritik und Gegenwind. Nach dem Höhepunkt seiner Amtszeit, dem WM-Triumph 2014 in Brasilien, als er mit der Idee des schon legendären "Campo Bahia" als Quartier die Grundlage für den Titel schuf, wurde die fortschreitende Kommerzialisierung der Nationalelf (Slogan: "Die Mannschaft") vor allem an seiner Person festgemacht. Künstlich kreierte PR-Begriffe wie "#zsmmn" irritierten die sich entfremdende Basis.

Neu-Bundestrainer Flick freut sich auf Zusammenarbeit mit Bierhoff
Irritiert zeigten sich auch die Nationalspieler, als Quartiermeister Bierhoff 2018 am Stadtrand von Moskau ein Plattenbau-Hotel mit dem Flair einer russischen Kaserne beziehen ließ. Watutinki steht als Symbol für das historisch schlechte, weil einzigartige Vorrunden-Aus.

Mit dem Gewinn seines Vertrauten Hansi Flick für die Nachfolge von Löw konnte Bierhoff seine ohnehin schon große Hausmacht beim auf Funktionärsebene kriselnden Verband weiter ausbauen. Ex-Bayern-Coach Flick, der von 2014 bis 2017 als DFB-Sportdirektor arbeitete, betonte bei der feierlichen Unterschrift, er wisse "aus bester Erfahrung, dass ich mit Oliver Bierhoff einen starken, vertrauensvollen Partner an meiner Seite habe". Die gemeinsame Zielsetzung formulierte man unter "Zurück an die Weltspitze". Auch Flicks Vertrag beim DFB läuft bis 2024.
DFB-Stars erhalten 400.000 Euro für Titelgewinn
Mit dem "Home Ground" in Herzogenaurach gestaltete Bierhoff bereits zum 10. Mal ein Turnier-Quartier bei einem Großereignis - inklusive der Confed-Cups 2005 hierzulande und 2017 in Russland.

Als bei der Pressekonferenz am Donnerstag die Frage aufkam, ob die vereinbarten 400.000 Euro als Titelprämie pro Spieler in Zeiten des allgemeinen Verzichts aufgrund der Corona-Pandemie nicht überzogen seien, antwortete Bierhoff: "Sie ist ein bisschen höher, weil wir diesmal keine Prämien für die Qualifikation vereinbart hatten, die es in der Vergangenheit gab."
Er gab zu, die Summe (zum Vergleich: EM 2016: 300.000 Euro, WM 2018: 350.000 Euro) sei "mit Sicherheit hoch, aber ich würde sie als DFB gerne zahlen". Ich als DFB - so viel zu seinem Standing.