David gegen Goliath: Profis auf dem Pokal-Prüfstand
MÜNCHEN - Die Favoriten fürchten Hohn und Spott, die Außenseiter träumen von der Sensation. Wie jedes Jahr zieht der Kampf David gegen Goliath in der ersten Runde des DFB-Pokals die Fußball-Fans in seinen Bann
Verlieren verboten! Eine Woche vor dem Bundesligastart wartet auf Deutschlands Fußball-Eliteclubs der Pokal-TÜV – und wie jedes Jahr drohen bei einem Ausrutscher Hohn und Spott. „Es sind schon viele große Clubs in der ersten Runde gescheitert. Das soll uns nicht passieren“, sagte Schalke-Trainer Felix Magath vor dem Spiel beim VfR Aalen.
Die Underdogs träumen dagegen von einer Sensation und dürfen sich auf einen warmen Geldregen freuen. Da der Auftritt des Vizemeisters am Montagabend (20.30 Uhr) live im ZDF übertragen wird, kassiert der Drittliga-Aufsteiger allein an Fernsehgeldern 283 000 Euro. Hinzu kommen 100 000 Euro Antrittsgeld vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Wegen der großen Nachfrage wird extra eine Zusatztribüne für 2930 Fans installiert. Das Stadion ist mit 13 452 Zuschauern ausverkauft.
Die jungen Profis des Vereins aus Baden-Württemberg mit einem Durchschnittsalter von 22,6 Jahren fiebern ihrem „Spiel des Jahres“ entgegen. Trainer Rainer Scharinger bleibt jedoch Realist: „Wir wissen alle, dass wir keine Chance haben. Ich will bestimmt keine Spaßbremse sein, aber die Unterschiede sind einfach zu groß. Wir dürfen uns da nichts vormachen.“ Magath nimmt die Aufgabe dennoch ernst. „Wir haben Aalen dreimal beobachtet und uns am Freitag in einer Videoanalyse erneut mit dem Gegner beschäftigt“, sagte er.
Große Kasse macht auch Fünftligist Germania Windeck, der am Montag (18.00 Uhr) in Köln Rekord-Pokalsieger FC Bayern München empfängt. Rund eine viertel Million Euro – mehr als ein Drittel des Jahresetats - werden in die Kassen des kleinen Vereins aus dem Rhein-Sieg-Kreis gespült.
Während sich bei den Münchnern in dieser Woche alles um das Abschiedsspiel für Franz Beckenbauer am Freitagabend gegen Real Madrid drehte, herrschte beim krassen Außenseiter vor dem ungleichen Duell der Ausnahmezustand. „Das ist unser Jahrtausendspiel“, sagte Germania-Präsident Heinz Georg Willmeroth. „Galaktisch“, „gigantisch“, „nicht mehr zu toppen“ – nicht nur er schwelgt ob des Bayern-Gastspiels in Superlativen. Die Hälfte aller Einwohner aus der 20 000-Seelen-Gemeinde hat ein Ticket erworben, insgesamt wurden mehr als 32 000 Karten verkauft.
Mit einem mulmigen Gefühl reist Borussia Dortmund zum Drittligisten Wacker Burghausen, wo „Pokal-Schreck“ Mario Basler seit Mittwoch das Kommando übernommen hat. „Mir wäre es lieber gewesen, die Entscheidung über den Trainerwechsel wäre nach dem Spiel getroffen worden“, räumte BVB-Coach Jürgen Klopp ein. Basler, der im Vorjahr mit Eintracht Trier gegen Hannover 96 (3:1) und Arminia Bielefeld (4:2) für Furore sorgte, kündigte einen heißen Tanz an: „Ich verspreche eine Mannschaft, die alles dafür tun wird, dass die Leute zufrieden nach Hause gehen.“
Wie ernst die Profivereine ihre Pokal-Aufgaben bei den Amateuren mittlerweile nehmen, verdeutlichte Bayer Leverkusen. Trainer Jupp Heynckes ließ seine Stars vor dem Spiel beim FK Pirmasens extra mit zehn Bällen aus dem Bestand der Pfälzer trainieren, weil sich das runde Leder in der Oberliga vom Einheitsball in der Bundesliga erheblich unterscheidet. Ein Sieg ist dennoch fest eingeplant, wie auch beim Vorjahresfinalisten Werder Bremen, der beim Drittligisten Rot Weiss Ahlen gastiert. „Es muss selbstverständlich sein, dass wir die nächste Runde erreichen“, sagte Trainer Thomas Schaaf. (dpa)