Bundestrainer unter Druck: Wie Nagelsmann die Defensive fürs Achtelfinale plant
München - Eines muss man Julian Nagelsmann (36) lassen: Angst vor Verlusten hat der Bundestrainer keinesfalls. "Auf die Gelb-Situation nehme ich keine Rücksicht, weil ich dem Kader vertraue", erklärte Nagelsmann vor dem letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz mit breiter Brust. "Die Spieler sollen alles reinwerfen, bis die Regel sie sperrt." Und dass, obwohl mit Robert Andrich (29), Antonio Rüdiger (31), Jonathan Tah (28) und Maximilian Mittelstädt (27) gleich vier Stammkräfte vorbestraft waren. Diese Risikofreudigkeit zahlte sich trotz 1:1 und dem damit verbundenen Gruppensieg nur bedingt aus.
Tah kassiert Gelbe Karte auf Ansage: "Wird nichts an meiner Zweikampfführung ändern"
Denn schon in der nächsten Runde, dem Do-or-Die-Spiel im Achtelfinale, könnte der Supergau eintreten. Das von Nagelsmann auserkorene Innenverteidiger-Duo, es droht komplett auszufallen. Tah sah nach einem ungestümen Zweikampf gegen den Ex-Gladbacher Breel Embolo (27) die zweite Gelbe Karte im Turnier, eine Verwarnung mit Ansage.
Hatte der Defensiv-Akteur von Bayer Leverkusen noch vor dem Spiel angekündigt: "Grundsätzlich weiß man, dass das Risiko besteht (das Achtelfinale zu verpassen, d. Red.). Das wird aber nichts an meiner Zweikampfführung ändern." Das ging nach hinten los. Obwohl Tah gegen die Schweizer vor allem in der Defensivarbeit den ein oder anderen Schnitzer zeigte (AZ-Note 5), wird er dem Team fehlen. "Logischerweise schwer, weil Jonathan bisher stark gespielt hat", so Toni Kroos (34).
Rüdiger hat nach Schweiz-Spiel Probleme am Oberschenkel
Sein Innenverteidiger-Kollege Rüdiger kam zwar ohne Verwarnung über die Runden, doch Nagelsmann erklärte nach der Partie am "ARD"-Mikro: "Antonio hat leider auch ein bisschen Probleme am Oberschenkel, wo wir nicht genau wissen, was rauskommt. Da müssen wir mal schauen, dass das nichts Schlimmeres ist." Was nun, Herr Nagelsmann?
Der Bundestrainer blieb gewohnt lässig. "Wir haben mit Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton zwei Spieler, die hintendran sind", beruhigte Nagelsmann. Dem einen gab er sogar 30 Minuten, um sich schonmal in Rhythmus zu spielen: Nico Schlotterbeck (24). Und der zeigte durchaus, dass er das Zeug hat, Tah zu ersetzen. "Nico kam auch in der vollen Druckphase rein, hat super verteidigt", so der Landsberger und schob hinterher: "Ich habe es schon vor dem Spiel gesagt, die anderen Jungs machen es gut."

Duo Anton und Schlotterbeck muss wohl im Achtelfinale ran
Ob das Duo Anton und Schlotterbeck in nur einer Woche und ohne Spielpraxis bereit ist, direkt ein Achtelfinale zu spielen? Ein kleinen Vorteil bringt wohl zumindest der Gruppensieg. Denn dadurch ist man Italien, Kroatien oder Albanien (können alle noch Zweiter in der Gruppe B werden) zunächst aus dem Weg gegangen. Die Möglichkeiten heißen nun: England, Slowenien, Dänemark oder Serbien, zumindest auf dem Papier machbare Gegner.