Bundesliga knackt Transferrekord
FRANKFURT/MAIN - Am letzten Tag der Transferperiode herrschte noch einmal reges Kommen und Gehen in der Bundesliga, Überraschungen blieben jedoch aus. Eintracht Frankfurt hatte einen dicken Fisch an der Angel, konnte ihn aber nicht an Land ziehen.
Die Eintracht stand am Montag kurz vor einer Verpflichtung des Ex-Schalkers Lincoln, doch der Deal scheiterten an den Forderungen des Brasilianers. «Lincoln wollte sich nicht länger als ein Jahr binden. Wenn wir schon eine Abstandszahlung an Galatasaray zahlen, wollen wir natürlich nicht, dass der Spieler die Möglichkeit hat, uns nach einem Jahr schon wieder zu verlassen. Dafür wäre die Investition zu hoch gewesen. Am Ende sind wir da nicht übereingekommen», erläuterte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa die Gründe für den Verzicht. Eintracht-Coach Michael Skibbe war «sehr traurig und enttäuscht», dass der Verein die «fast schon historische Chance verpasst hat, einen internationalen Spitzenspieler zu verpflichten.»
Drei Neue für Hertha BSC
Auch sonst blieben spektakuläre Spielerwechsel am letzten Tag der Wechselperiode aus. Den teuersten Last-Minute-Zugang vermeldete der VfB Stuttgart, der am Nachmittag acht Millionen Euro für den serbischen Nationalspieler Zdravko Kuzmanovic an den AC Florenz überwies. Damit schlossen die Schwaben die Lücke im Mittelfeld, die die Verletzung von Martin Lanig (Kreuzbandriss) gerissen hatte.
Quantitativ lag Hertha BSC beim Schlussverkauf vorn. Die Berliner stellten am Montag drei Profis auf einen Schlag vor. Neben Florian Kringe von Borussia Dortmund und dem Brasilianer Cesar, der aus Dubai kommt, präsentierte der Hauptstadtklub mit Adrian Ramos aus Kolumbien den langersehnten Stürmer. 1899 Hoffenheim lieh den finnischen Nationalverteidiger Jukka Raitala für ein Jahr von HJK Helsinki aus und sicherte sich eine Kaufoption. Der Hamburger SV hingegen ließ zwei Nachwuchsspieler auf Leihbasis ziehen: Änis Ben-Hatira (20) spielt wie schon in der Rückrunde der letzten Saison für Zweitligist MSV Duisburg, der 1. FC Nürnberg sicherte sich die Dienste von Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting (20).
Mehr als 220 Millionen Euro für 172 Spieler
Insgesamt gaben die 18 Bundesliga-Vereine damit in diesem Sommer mehr als 220 Millionen Euro für 172 neue Spieler aus, das ist ein neuer Transferrekord. Zum ersten Mal durchbrach die Liga die 200-Millionen-Schallmauer, die bisherige Rekordmarke datiert aus dem Jahr 2007, damals lag die Summe bei knapp 195 Millionen Euro. An Einnahmen verbuchten die Vereine für 140 Spieler 111,96 Millionen Euro.
Spitzenreiter bei den Ausgaben war wieder einmal Rekordmeister Bayern München. Kurz vor Transferschluss stellten die Bayern mit dem 24 Millionen teuren Überraschungscoup um Arjen Robben bereits einen Vereinsrekord auf. Zwei Jahre nach den Verpflichtungen von Luca Toni und Franck Ribéry gab der Branchenkrösus mit 74,7 Millionen Euro noch mehr Geld aus als vor der Saison 2007/08 (72,2).
Sekt oder Selters
Neben Bayern investierten auch der Hamburger SV (28,4), VfL Wolfsburg (20,6), Stuttgart (16,95), Hoffenheim (16,1), Werder Bremen (15) und der 1. FC Köln (11) mehr als zehn Millionen Euro. Doch gleich sechs Klubs fuhren einen strikten Sparkurs und gaben weniger als zwei Millionen Euro aus. Das Modell «Sekt oder Selters» gilt natürlich auch für die Spieler. Während 22 Profis mehr als vier Millionen Euro kosteten, wechselten 70 Prozent ohne Ablöse.
Auch international vergingen die letzten Stunden vor dem Ende der Wechselfrist ohne Überraschungen. Nachdem Dynamo Kiew bereits am Samstag die Rückkehr von Andrej Shevshenko vermeldet hatte, blieb es bis den Wechsel des italienischen Weltmeisters Fabio Grosso für drei Millionen Euro von Olympique Lyon zu Juventus Turin blieb es ruhig.
Van der Vaart bleibt bei Real
Der geplante Abschied Rafael van der Vaarts von Real Madrid fiel somit aus. Am Abend erklärte Real-Coach Manuel Pellegrini, dass der Holländer doch bei den «Königlichen» bleiben darf. Nach den Transfers seiner Landsleute Robben (Bayern München) und Wesley Sneijder (Inter Mailand) wolle sich Real in spielerischer Hinsicht nicht weiter schwächen, hieß es. Vor wenigen Tagen schien ein Wechsel bereits beschlossene Sache, Real hatte bereits die Rückennummer des Mittelfeldspielers neu vergeben. Große Chancen auf Spielminuten hat van der Vaart angesichts der Konkurrenz im Mittelfeld (Kaka, Cristiano Ronaldo, Benzema) allerdings nicht. Bei den Vereinen liegt Real Madrid im europäischen Vergleich mit seinen Rekordausgaben von 252 Millionen Euro mit großem Vorsprung an erster Stelle, vor Manchester City (140), Inter Mailand (99), FC Barcelona (95) und Bayern München (75). (nz/dpa)
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