Bundesliga am Sonntag: 1. FC Köln ist zurück im Alltag
Einer Sommerpause voller Euphorie folgte für den 1. FC Köln eine Derby-Niederlage zum Saison-Auftakt. Dass FC-Fan Carolin Kebekus als Glücksbringer versagte, verschlechterte die Laune weiter.
Mönchengladbach - Die Derby-Niederlage zum Saison-Auftakt war noch gar nicht verdaut, da erreichte Peter Stöger die nächste schlechte Nachricht. Statt des erhofften Heimspiels für die 2. Runde des DFB-Pokals bescherte Comedian Carolin Kebekus dem 1. FC Köln ein Auswärtsspiel bei Hertha BSC.
"Das kostet Carolin mindestens ein Kölsch", sagte Trainer Stöger. Und ergänzte mit süßsaurer Miene: "Naja, wir haben ja alle davon geträumt, im Pokal in Berlin zu spielen." Freilich dachte der Österreicher an das Finale. Das scheint in weiter Ferne, nachdem FC-Fan Kebekus den Kölnern ein Auswärtsspiel bei einem der größten Angstgegner beschert hat. Dass die Auslosung während des Derbys bei Borussia Mönchengladbach stattfand und der FC dieses verdient mit 0:1 (0:0) verlor, rundete den misslungenen Saison-Auftakt des Europa-League-Starters ab.
"Vom Gefühl her gibt es nicht Schlechteres als mit einer Derby-Niederlage in die Saison zu starten", sagte Torhüter Timo Horn: "Und das Pokal-Los ist schade. In Berlin haben wir zuletzt nie gut ausgesehen."
Über die gesamte Sommerpause hinweg hatte in Köln Euphorie geherrscht. Die Vorfreude auf die erste Europacup-Teilnahme nach 25 Jahren war überall greifbar, selbst die Posse um den 35-Millionen-Transfer von Torjäger Anthony Modeste nach China hatte diese nur unwesentlich getrübt.
Zu viele Chancen vergeben
Am Sonntag folgte die Ernüchterung. "Es wird nicht leichter, wenn man sich einen gewissen Status erarbeitet hat", stellte Horn fest: "Die Gegner gehen die Spiele gegen uns anders an." Und in solchen Spielen fehlt eben Modeste, der den FC im Vorjahr mit 25 Toren zurück nach Europa schoss. "Das ist Vergangenheit. Tony ist in China", sagte Horn. Er gestand aber auch ein, dass sein Team unter anderem an der Chancenverwertung gescheitert war: "Wir haben nur ein Tor kassiert. Wie im vergangenen Jahr. Damals haben wir aber zwei geschossen."
Der für 17 Millionen Euro als Modeste-Ersatz geholte Jhon Cordoba zeigte bei seinem Liga-Debüt für den FC eine gute Leistung, war präsent und erarbeitete sich viele Möglichkeiten. Seine Chancenverwertung ließ aber auch erahnen, warum er im Vorjahr für Mainz nur fünf Treffer erzielte.
"Ich bin mit ihm zu 100 Prozent zufrieden", versicherte Stöger: "Er war dynamisch, hat gearbeitet, ist in den Strafraum vorgedrungen. Nur das Glück war nicht auf seiner Seite." Über kurz oder lang brauchen die Kölner aber auch Tore. Und am Freitag dann auch Losglück. Am Mittag vor dem zweiten Saisonspiel gegen den HSV werden in Monaco die Europa-League-Gruppengegner des FC ermittelt.
Daran wollte Abwehrchef Dominique Heintz aber noch gar nicht denken. "Das ist mir egal", sagte er. "Über die Europa League will ich noch gar nicht sprechen. Das sind sechs Extra-Spiele, und die beginnen am 14. September. Vorher haben wir noch wichtige Spiele in der Liga." In denen sich der FC nach der ersten Auftakt-Niederlage in der fünften Saison unter Stöger erstmals seit langem ein wenig unter Druck fühlt.
0:0 und Boateng-Premiere
Ein zurecht aberkanntes Tor nach einem Videobeweis und der Einstand von Kevin-Prince Boateng standen im Blickpunkt der Begegnung zwischen dem SC Freiburg und Eintracht Frankfurt. Am Ende nahmen beide Klubs beim 0:0 einen Punkt vom 1. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit. "Wir hätten als Sieger vom Platz gehen können - oder müssen", sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac. Letzteres sah sein Freiburger Kollege Christian Streich anders: "Ich finde, es hätte 1:0 für Frankfurt und 1:0 für uns ausgehen können."
Eintrachts neuer Verteidiger Simon Falette vergab eine riesige Möglichkeit per Kopfball - im Gegenzug dachten die Freiburger, sie wären dank Tim Kleindienst in Führung gegangen. Der Videobeweis stellte klar, dass Vorlagengeber Florian Niederlechner im Abseits gewesen war. Die Frankfurter waren froh, dass die Technik funktionierte. Freiburgs Kapitän Julian Schuster räumte ein, sich erst einmal an den Videobeweis gewöhnen zu müssen. "Es ist schon nicht ohne für die Spieler, weil es emotional ungewohnt ist", sagte Streich. "Ich hoffe, dass es nächste Woche dann umgekehrt ist."
Pfiffe ertönten von den Rängen, als Kevin-Prince Boateng bei seinem Einstand für die Eintracht zwei Tage nach seiner Unterschrift für die letzten rund 25 Minuten ran durfte. Entscheiden konnte auch er die Partie nicht. "Ich werte das als Wertschätzung ihm gegenüber. Wenn ein Spieler solcher Qualität aufläuft, glaube ich, dass die Zuschauer gedacht haben, er kann noch mal den Umschwung bringen", sagte Kovac über die Pfiffe, reagierte aber generell mit Unverständnis. Mittelfeldspieler Boateng war in der Bundesliga zuletzt im Mai 2015 für den FC Schalke 04 zum Einsatz gekommen.
Das anstehende Programm der Freiburger hat es in sich: In Leipzig, zuhause gegen Borussia Dortmund, dann nach Leverkusen. "Wir haben keine Angst", sagte Streich zum nächsten Auswärtsspiel. Sein Kapitän Julian Schuster will sich das 2:0 des FC Schalke 04 gegen RB zum Vorbild nehmen.
Die Hessen empfangen am Samstag die Wolfsburger, die mit einer Niederlage gegen Dortmund gestartet waren. Dann müssen sie nach Gladbach und stehen am vierten Spieltag Augsburg gegenüber. "Wir können positiv nach vorne schauen. Wenn wir unsere Chancen nutzen, können wir viel erreichen", sagte Boateng bei Sky.