Borussia Dortmund - RB Leipzig als Hochsicherheitsspiel: Sorge vor Krawallen
Dortmund - Deeskalation klingt anders. "Verpisst Euch!", steht auf dem Plakat, mit dem die Ultras von Borussia Dortmund zum Fan-Protestmarsch gegen das verhasste Konstrukt RB Leipzig aufrufen. Und: "Der Fußball gehört uns!" Die Ultras machen mobil, die Polizei rüstet auf – acht Monate nach den Angriffen Dortmunder Randalierer auf Leipziger Gästefans (hier geht's zu unserem Bericht vom 5. Februar 2017) wird das erneute Duell am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum Hochsicherheitsspiel.
Doch böse Überraschungen will die massiv verstärkte Polizei um jeden Preis verhindern – ihre Warnung klingt außergewöhnlich scharf. Bloß kein Hass-Gipfel! "Wer Gäste anpöbeln oder angreifen will, wird uns sehr aktiv erleben", sagte Einsatzleiter Edzard Freyhoff: "Die Schwelle, ab der wir einschreiten, ist extrem niedrig." Polizeipräsident Gregor Lange kündigte an, "Fans aus Leipzig und Dortmund davor zu schützen, von Gewalttätern und Kriminellen, die den Titel Fan nicht verdienen, belästigt und angegriffen zu werden".
168 Strafverfahren nach Jagd auf Leipzig-Fans
Im Vorjahr blieb es nicht bei beleidigenden Plakaten und Gewaltaufrufen wie "Bullen schlachten" auf der Südtribüne, sondern ein Mob jagte die Leipziger vor dem Stadion. Sechs Gästefans und vier Polizisten wurden verletzt, im Nachgang gab es 168 Strafverfahren. Die Südtribüne wurde vom DFB für ein Spiel geschlossen.
Ein Teil der heterogenen Dortmunder Fan-Szene scheint dennoch nicht auf Deeskalation zu setzen. "Dietrich Mateschitz’ Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals. Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplattform für sein Produkt missbraucht, allen Hofierungen und Anbiederungsversuchen zum Trotz", teilten die Ultra-Gruppe "The Unity" und "Südtribüne Dortmund" mit: "Alles, woraus unser Sport seine Faszination zieht, wird von RasenBallsport mit Füßen getreten." Mit einem Fanmarsch solle "ein starkes Zeichen" gesetzt werden.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hofft, dass der Protest diesmal gewaltlos abläuft. "Grundsätzlich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation. Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen", sagte er den Zeitungen der "Funke"-Gruppe. RB-Trainer Ralph Hasenhüttl, der den zuletzt angeschlagenen Timo Werner (Blockade an der Halswirbelsäule) in den Kader berief, meinte: "Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Dortmund. Wir gehen davon aus, dass wir und die Fans sicher ins Stadion kommen."
Doch nur 3.000 von 80.00 möglichen Gäste-Karten wurden verkauft. Aus Angst vor erneuten Angriffen?