Bonhof: "Die Jungs müssen Bock dazu haben"

Rainer Bonhof, 1996 Co-Trainer, spricht im AZ-Interview über die Erwartungen ans deutsche Team und sein Erfolgsrezept.
Julian Buhl |
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Erfolgreiches Duo: Chefcoach Berti Vogts (l.) und Co-Trainer Rainer Bonhof. Rechts im Bild: Oliver Bierhoff.
GES/Augenklick Erfolgreiches Duo: Chefcoach Berti Vogts (l.) und Co-Trainer Rainer Bonhof. Rechts im Bild: Oliver Bierhoff.

Der 64-Jährige war beim EM-Triumph 1996 Co-Trainer der deutschen Nationalelf. Seit 2009 ist er Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach.

AZ: Herr Bonhof, Sie haben als Spieler das geschafft, was die deutsche Nationalelf jetzt vor hat: Welt- und Europameister zu werden. Haben Sie ein paar Tipps ans DFB-Team?

RAINER BONHOF: Als wir ‘72 Europameister geworden sind, habe ich als damals 20-Jähriger zwar nicht gespielt, aber wichtige Erfahrungen gesammelt, die mir zwei Jahre später geholfen haben. ‘74 sind wir Weltmeister, ‘76 wieder Vize-Europameister geworden. ‘72 und ‘76 ist die EM aber in einer Woche gespielt worden, weil nur vier Teams beteiligt waren. Heute ist die EM ein weltweites Event. Das kann man nicht vergleichen, was Druck und Erwartungshaltung angeht.

Die Nationalelf steht also in Frankreich unter besonderem Erfolgsdruck?

Der ist natürlich enorm. Man tritt ja als Weltmeister bei der Europameisterschaft auf, da sind die anderen Teams besonders motiviert. Was zuletzt gerne mal beiseitegelassen wurde, ist, dass einige aufgehört haben und es eine neu formierte Nationalmannschaft ist, die sich neu beweisen muss, auch wenn einige Leithammel ja noch dabeigeblieben sind.

Lesen Sie hier: Erst WM, dann EM: Le monde – l’Europe

Die EM 1980 haben Sie, ähnlich wie Marco Reus jetzt, verletzungsbedingt verpasst.

Sepp Maier hatte damals sein Abschiedsspiel in Italien. Davon bin ich mit einer Achillessehnenentzündung zurückgekommen und deshalb dann auf den letzten Drücker aus dem EM-Kader raus gerutscht. Aber: Lothar Matthäus ist auch dafür reingerutscht und ich habe ihm so quasi den Weg geebnet. Es ist immer ein schlechtes Gefühl, wenn man so ein großes Turnier verpasst. Erschwerend kam bei mir noch hinzu, dass wir dann auch noch Europameister geworden sind. Dann sitzt du natürlich zu Hause und denkst dir: Warum du nicht?

Lesen Sie hier: Payet-Traumtor erlöst Frankreich

Trauen Sie dem deutschen Team den Titel nun wieder zu?

Das muss man in mehreren Phasen betrachten. Die erste ist die Gruppenphase, wo man schon mal einen schwächeren Tag haben darf. Aber dann fängt es an, lustig zu werden und es muss alles passen. So eine WM oder EM lebt und steht von den Ereignissen, die vor Ort passieren und dann eben auch von den Typen, die du in der Mannschaft hast. Denken Sie mal an das Eistonnen-Interview von Per Mertesacker nach dem 2:1 im WM-Achtelfinale gegen Algerien zurück. Danach ist die Mannschaft eigentlich explodiert.

 

 

Beim bislang letzten deutschen EM-Titel 1996 waren Sie als Co-Trainer mit dabei. Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Das waren genau diese drei Eckpfeiler, mit den Gruppenspielen, den Ereignissen vor Ort und den Typen in der Mannschaft. Wir haben Jürgen Kohler ziemlich früh verloren, Markus Babbel ist aber super eingesprungen. Wir hatten einen Boss mit Matthias Sammer und mit Jürgen Klinsmann einen Anführer. Dazu noch einen ruhigen Boss mit Dieter Eilts, der alles abgeräumt hat. Dann haben wir die Gruppenphase teilweise mit Superspielen bestanden. Man denke an den Außenspann von Klinsmann oben in den Winkel in dem Spiel gegen Russland. Da waren schon ein paar Klassespieler auf dem Platz, die dann auch nach außen hin dokumentiert haben: „Wir wollen hier weit kommen!“ Dass du dann im Halbfinale gegen England auch noch das Elfmeterschießen gewinnst, ist natürlich auch gut. Und dann schießt Oliver Bierhoff noch das einzige Golden Goal der Fußball-Geschichte. Da hat alles gepasst.

Auch im Zusammenspiel mit Chef-Trainer Berti Vogts?

Man braucht eine gesunde Mischung aus Freizeit und Lustigkeit, aber eben auch eine notwendige Ernsthaftigkeit. Das ist uns damals gelungen. Und dann müssen die Jungs natürlich auch Bock dazu haben.

 

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