Blatter-Nachfolger: Wer zieht jetzt die FIFA aus dem Dreck?
Während sich die Fußball-Welt noch über Sepp Blatters Rücktritt freut, steht längst die Frage nach einem fähigen Nachfolger im Raum. Die Liste ist lang - nicht alle Kandidaten würden einen Neuanfang bedeuten.
Zürich - Schon wenige Minuten nach dem angekündigten Rückzug von Joseph Blatter haben die Spekulationen um den möglichen Nachfolger begonnen. Der Wahlkongress soll voraussichtlich zwischen Dezember diesen Jahres und März 2016 stattfinden.
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Schon am Dienstagabend äußerten sich die ersten potenziellen Kandidaten - das Feld reicht von aktuellen Top-Funktionären, früheren Herausforderern des scheidenden Schweizers bis zu einer deutschen Lichtgestalt.
Michel Platini
Eine Kampfkandidatur gegen Blatter hatte Michel Platini (59) als Präsident der Europäischen Fußball-Union stets tunlichst vermieden. Ambitionen auf das höchste Funktionärsamt verhehlte der Franzose hingegen ebenso wenig. "Es ist noch nicht an der Zeit etwas anderes zu tun", sagte Platini vor zehn Monaten, als er seinen Verzicht auf eine FIFA-Bewerbung erklärte. Doch eine weltweite Unterstützung für den Blatter-kritischen Platini erscheint zumindest zum derzeitigen Zeitpunkt fraglich.
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Die früheren Blatter-Gegner
Prinz Ali Bin Al-Hussein aus Jordanien hatte nach dem ersten Wahlgang am Freitag gegen Blatter zurückgezogen. Jetzt hät er sich eine weitere Kandidatur offen.
Michael van Praag ist der Präsident des niederländischen Fußballverbands. Er hatte Blatter in den vergangenen Jahren immer wieder zum Rückzug aufgefordert.
Luis Figo, der wie van Praag vor der Wahl zugunsten al-Husseins zurückgezogen hatte, forderte eine "gemeinsame weltweite Lösung".
Der frühere Profi David Ginola, der schon vor der vergangenen Wahl die notwendigen fünf Unterstützerländer nicht aufbringen konnte, will es erneut versuchen.
Aus der Gruppe der Blatter-Gegner besäße al-Hussein wohl die größten Chancen - pikant würde die Situation, wenn sowohl der aus Europa unterstützte Jordanier wie auch Platini antreten sollten.
Blatters Stellvertreter: Issa Hayatou
Wäre Sepp Blatter sofort zurückgetreten, hätte Issa Hayatou als längster sich im Amt befindender Vizepräsident die Geschäfte übernommen. Ein Neuanfang wäre damit erst mal ausgebremst. Der 68-Jährige aus Kamerun sitzt seit 1990 in der FIFA-Exekutive und stand schon mehrfach unter Korruptionsverdacht, den er stets zurückwies. 2011 kam er mit einer Rüge des Internationalen Olympischen Komitees für den Erhalt von 20 000 US-Dollar vom früheren Marketingpartner ISL davon.
Der Strippenzieher: Ahmad al Fahad al Sabah
Erst beim Kongress am vergangenen Freitag wurde Ahmad al Fahad al Sabah ins FIFA-Exekutivkomitee gewählt. Und doch war der Kuwaiti schon mittendrin. Am Vorabend der Wahl zeigten Fotos den höchst einflussreichen Sportfunktionär an der Seite von Platini, al Sabah weiß wie man Mehrheiten beschafft. Schon Thomas Bach profitierte bei der Wahl zum IOC-Präsidenten von seinen Diensten.
Der Kaiser: Franz Beckenbauer
Seine Popularität nutzte Franz Beckenbauerbereits, um die WM 2006 nach Deutschland zu holen - auf ihn als Präsidenten könnte sich die Fußball-Welt sicher einigen. Als Exko-Mitglied war er allerdings bei der skandalumwitterten WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 im Dezember 2010 beteiligt und sieht sich noch mit Ermittlungen der FIFA-Ethikkommission konfrontiert.
Der Zuverlässige: Wolfgang Niersbach
Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wird immer wieder mit dem Posten des FIFA-Präsidentemn in Verbindung gebracht. Niersbach führt den DFB (mit 6.8 Millionen Mitgliedern der größte nationale Sportverband) souverän, diplomatisch und transparent. Sein Wort hätte großes Gewicht.