Birgit Prinz: Abschied ohne Wehmut

Birgit Prinz, erfolgreichste Fußballerin der Welt, wird am Dienstag letztmals das Trikot der DFB-Frauen tragen. Das WM-Fiasko ist vergessen: „Ich habe niemanden verprügelt.“
von  Frank Hellmann

Birgit Prinz, erfolgreichste Fußballerin der Welt, wird heute letztmals das Trikot der DFB-Frauen tragen. Das WM-Fiasko ist vergessen: „Ich habe niemanden verprügelt.“

Frankfurt - Gekicher erklang im Sepp-Herberger-Raum der DFB-Zentrale. Birgit Prinz und Steffi Jones, die prominentesten Gesichter des deutschen Frauenfußballs, hatten so viel Spaß, so dass das der letzte Vorhang für Birgit Prinz tatsächlich jener „nette Abend" werden kann, den sich die erfolgreichste Fußballerin der Welt für ihr heutiges Abschiedsspiel (18 Uhr/Europort live) erhofft. Eine Halbzeit wird die 34-Jährige im Trikot ihres Stammvereins 1. FFC Frankfurt auflaufen, dann die zweite Hälfte das Dress der Nationalmannschaft tragen.

Gespielt wird am Bornheimer Hang, der Spielstätte des Zweitligisten FSV Frankfurt, wo Birgit Prinz als 15-Jährige mit einer Sondererlaubnis den Sprung in die Frauen-Bundesliga schaffte - fast zwei Jahrzehnte später fungiert ihr Vater Stefan symbolisch als Co-Trainer, der in jungen Jahren nicht das Trampolinturnen, sondern den Fußball seiner Tochter unterstützte.

Ob sie dann eine Träne verdrücke, werde sich ergeben, „aber ich verspüre keinerlei Wehmut mehr". DFB-Direktorin Steffi Jones sieht die dreimalige Weltfußballerin, zweimalige Welt- und dreimalige Europameisterin mit den sagenhaften 128 Toren in 214 Länderspiele als „Lichtgestalt des Frauenfußballs" an, der auch aus dem Männerbereich nur verbale Kränze geflochten werden. Wenn Brigit Prinz von DFB-Boss Wolfgang Niersbach („Qualitätssiegel in der ganzen Welt"), Franz Beckenbauer („hervorragende Repräsentantin") oder Joachim Löw („stets ein Teamplayer") belobigt wird, dann auch deshalb, weil sie als Idol mit Prinzipien unterwegs war. „Es war nicht mein Lebensentwurf, im Mittelpunkt zu stehen", sagt sie.

Also gab die gebürtige Frankfurterin den Gegenentwurf zu vielen Selbstdarstellern ab: selbstkritisch und allürenfrei, nachdenklich und fordernd, tiefgründig und unbeugsam. „Ich sehe es bis heute als Gewinn an, einige ihrer Gedanken in meine einfließen zu lassen", erzählt etwas ihre langjährige Mitspielerin Nadine Angerer. Als die zielstrebige Torjägerin in jungen Jahren ein Angebot des italienischen Männer-Erstligisten AC Perugia erhielt und darüber auch ernsthaft verhandelte („eine coole Gelegenheit, viel Geld zu verdienen"), da ahnte sie nicht, welche Medien-Lawine sie damit auslöste.

Genau so fühlte sich die Sportlerin vergangenen Sommer erneut überrollt, als der angedachte krönende Abschluss bei der Heim-WM mit einem vielfach beleuchteten Missverständnis endete. „Ich hätte vielleicht nicht den Anspruch haben sollen, alles ganz perfekt zu machen", sagt sie rückblickend. Der Streit mit Bundestrainerin Silvia Neid ist beigelegt; die Bilder von der Auswechslung gegen Nigeria hat sie nie gesehen, aber sie insistiert, dass die Emotion damals einfach raus musste. Und: „Ich war nicht ausfällig, ich war nicht unflätig, ich habe niemanden verprügelt."

Aktuell hospitierte die studierte Psychologin bei der TSG Hoffenheim und assistiert drei Tage die Woche dem dort angestellten Sportpsychologen Jan Mayer. Dreimal in der Woche trainiert sie zusätzlich beim dortigen Frauen-Zweitligisten mit - das Schnupperpaket im Kraichgau beschreibt sie als „berufliche Orientierungsphase".

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.