Beißender Spott und fette Beleidigungen

Die Nerven liegen bei den Österreichern blank. Schmeißt Chefcoach Constantini hin?
Frank Hellmann |
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Die Nerven liegen bei den Österreichern blank. Schmeißt Chefcoach Didi Constantini hin?

Bad Tatzmansdorf - Der Film ist erst vor drei Wochen gedreht worden. Zur Vorführung musste der anderthalbstündige Streifen in einem Besprechungszimmer des österreichischen Teamquartiers in Bad Tatzmannsdorf fast zwangsläufig kommen: Die Gala der deutschen Nationalelf im Freundschaftsspiel gegen Brasilien taugt bereits als Lehrstück; diesen Eindruck erweckte jedenfalls Emanuel Pogatetz, als er gefragt wurde, ob dabei auch die eine oder andere Schwäche bei der Videovorführung erspäht habe. „Nein”, antwortete der Profi von Hannover 96, „die Deutschen haben nur Stärken.”

Doch auch der österreichische Fußball hat dank einer intensivierten Nachwuchsarbeit einige Fortschritte gemacht. Eine frech-forsche Spielweise ist kein deutsches Privileg. „Wir haben gezeigt, dass wir die deutsche Abwehr mit schnellen Gegenangriffen knacken können”, sagt Teamchef Dietmar Constantini, der sich dabei an das unglückliche 1:2 beim EM-Qualifikationsspiel im Ernst-Happel-Stadion in Wien erinnert.

Constantini wird die Flucht nach vorne antreten am Freitag beim Spiel gegen das DFB-Team (20.45 Uhr, ZDF live); er selbst hat aufgrund seiner bescheidenen Bilanz – zwölf Niederlagen in 21 Länderspielen – eh nichts mehr zu verlieren. Seine baldige Ablösung scheint bereits beschlossen. Womöglich tritt der Teamchef sogar nach einer Niederlage am Freitag von sich aus zurück. Der Tiroler ist die ständige Nörgelei in der Alpenrepublik leid. Die Tatsache, dass Verbandschef Leo Windtner überraschend im Trainingscamp auftauchte, kommentierte der 56-Jährige jedenfalls mit beißender Ironie: „Ist doch völlig egal, ob er zum ersten Training kommt oder zum letzten, bevor ich rausfliege.”
Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) möchte dem Vernehmen nach ab dem 1. Januar 2012 einem jüngeren Fußballlehrer die Verantwortung übertragen, wobei der beim Meister Sturm Graz erfolgreich tätige Deutsche Franco Foda ein Kandidat werden könnte.

Wie dünnhäutig Constantini geworden ist, offenbarte sich bei der Pressekonferenz vor einer Woche. Eine kritische Frage zur unorganisierten Defensive genügte, damit der Coach die Veranstaltung abbrach. Seine Co-Trainer Manfred Zsak und Franz Wohlfahrt lästerten daraufhin am Podium über den Fragesteller: „Is' er leicht fett, der mitn Kapperl” – „Trottel!” Dummerweise wurde die Unterstellung – leicht fett bedeutet leicht angetrunken – bei eingeschaltetem Mikrofon geführt. Am vergangenen Freitag folgte via Mail eine Entschuldigung der Co-Trainer, am Montag bedauerte auch der Chefcoach sein Verhalten.

Auch diese Einsicht kommt wohl zu spät.

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