Bedienungsanleitung auf Russisch
Bundestrainer Joachim Löw bereitet sein Team aufs entscheidende Duell in Moskau vor – mit Begriffen wie Passpräzision, Kompaktheit und Umschaltmannschaft. Sein Kapitän Ballack verspricht: Alles wird gut.
MAINZ Er ist der 12. Mann. Und in keinem Länderspiel war er so wichtig wie diesmal: Manfred Drexler (58), der Servicemann der Nationalelf. Er muss das Schuhwerk der DFB-Kicker im Griff haben: Noppen oder kurze Stollen – das ist die Frage vor dem ersten Spiel auf Kunstrasen in der Nationalmannschaft-Historie am Samstag (17 Uhr, ZDF live) in Moskau gegen Russland.
In diesen Tagen hat Ex-Bundesliga-Profi Drexler, angestellt bei Ausrüster Adidas, gut zu tun. Gilt es doch, den Ernstfall Luschniki-Park in Mainz möglichst gut zu simulieren. Am Dienstag haben die Nationalspieler erstmals auf der Kunstrasen-Anlage des FSV am Bruchweg geübt. Insgesamt vier kürzere Einheiten bleiben Bundestrainer Joachim Löw und der Mannschaft bis zur Abreise am Donnerstagmittag nach Moskau. Löw und sein Kapitän Michael Ballack präsentierten in Mainz ihr Konzept, wie das entscheidende Spiel um das WM-Frühbucherticket, also ohne Extra-Relegationsspiele, gegen Russland zumindest nicht verloren wird. Das Drei-Punkte-Programm als Bedienungsanleitung, so übersteht man die Partie in Russland:
DIE SIMULATION
Mainz macht einen auf Moskau – was den Untergrund betrifft. Die ersten Erfahrungswerte? Ballack: „Es ist ein Unterschied, weil es die Gelenke unterschiedlich beansprucht. Die Belastung wird man spüren. Der Platz hat aber auch Vorteile: Er ist ebener, der Ball rollt schneller.“ Letztes Wort zur Kunstrasendebatte von Löw: „Es ist eine Umstellung, aber wir werden das schaffen.“ Ist ja auch keine Kunst.
DIE SPIELWEISE
Natürlich werde er noch keine Aufstellung verraten, sagte der Bundestrainer. Auch nicht, ob er mit einer oder zwei seiner formschwachen Spitzen (Gomez, Klose, Podolski oder Cacau) stürmen lässt. Ein Strategiekonzept aber ist ausgearbeitet: „Wir sind über den Gegner bis ins kleinste Details informiert“, sagte Löw, „die Russen sind mit die beste Umschaltmannschaft der Welt. Sie schalten sehr schnell von Abwehr auf Angriff um. Wir müssen über 90 Minuten hellwach und konzentriert sein, dürfen ihnen wenige Räume zu geben.“ Was also auf dem Lehrplan von Löw steht: „Es geht um die Passpräzision, die Ballan- und mitnahme, damit wir die Sicherheit finden. Um defensive Kompaktheit, gute Angriffskombinationen wie Konter und schnelles Spiel nach vorne. Also Organisation, Abstimmung und Umschalten nach vorne.“ Das Jogi-Handbuch für Moskau. Klingt ziemlich technisch.
DIE EINSTELLUNG
In 72 WM-Qualifikationsspielen hat die Nationalelf nur zwei Mal verloren, auswärts noch nie. Eine WM wurde noch nie verpasst – alles steht auf dem Spiel in Moskau. Der Druck könnte nicht größer sein. „Wenn es darauf ankommt, sind wir da“, sagte Chelsea-Profi Ballack, „das zeichnet uns einfach aus. Wir kommen im Ausland sehr diszipliniert und konzentriert rüber. Aber das Ernsthafte ist auch unsere Stärke. Wir haben es immer wieder geschafft, uns auf dem Platz auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir haben das beste Spiel in der Qualifikation gegen Russland gemacht.“ Ein 2:1 war das, vor Jahresfrist in Dortmund. Nun setzt Ballack auf den Goldenen Oktober: „In diesem Monat sind alle Spieler meist in guter Verfassung, weil die Saison schon zwei Monate läuft. Das war schon immer so, und davon gehe ich auch diesmal aus."
Ach, und was ist mit den Stürmern? Auch für Klose & Co hat Ballack einen Tipp parat: „Wir müssen von uns überzeugt sein, dürfen nicht zweifeln. Und wenn, sollen die Jungs mal auf ihr Scorer-Konto schauen, dann wächst das Selbstvertrauen wieder.“
Patrick Strasser
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