Bayern, Schalke, BVB: Die Bundes-League
MÜNCHEN Die „Bestia Negra“ trägt jetzt auch gelb, müsste daher „Bestia negra-amarilla“ heißen, die schwarz-gelbe Furie. Etwas ist gänzlich anders in dieser Champions-League-Saison: Nicht nur der FC Bayern verbreitet in Europa Angst und Schrecken, auch die Ruhrpott-Klubs Borussia Dortmund und FC Schalke. 2:1 gegen Real Madrid, 2:0 beim FC Arsenal. Da verblasste der 1:0-Arbeitssieg der Bayern bei OSC Lille zur wenig spektakulären Pflichtnummer. Besonders in Spanien war die Verwunderung groß.
„Ein Ausrutscher! Deutschland bleibt ein verdammtes Parkett für das ,weiße Ballett,. Das war ein defensiver Untergang in Dortmund“, schrieb „Marca“ und resümierte: „Am Ende war es das alte Lied: Real muss sich erneut der deutschen Mystik beugen.“ Bei „As“ hieß es: „Die Deutschen siegen immer noch. Deutschland bleibt für Real Madrid weiter ein teuflisches Terrain.“
Nach dem Schalker-Sieg in London meinte Sportdirektor Horst Heldt über den Revier-Doppelschlag: „Das zeigt die Qualität, die Dortmund hat. Das zeigt aber auch unsere Qualität, denn wir haben den Besieger von Real Madrid besiegt.“ Und Bayern im September die Schalker. Also reicht es für die Bayern trotz Platz drei in ihrer Gruppe hinter Valencia und Borissow der Titel: Realbezwingerbesieger.
Dortmund und Schalke führen unbesiegt ihre Gruppen an, womöglich sind die Bayern ab der K.o.-Phase im Frühjahr nicht mehr wie so oft in den letzten Jahren der alleinige Bundesliga-Vertreter.
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Schalke: Effizient und clever
Die Show: Als erstes ausländisches Team seit Inter Mailand im September 2003 (3:0) stürmte man das Londoner „Emirates-Stadium“. Dank des offensiven Quartetts Holtby, Farfan, Affelay und Torjäger Huntelaar hoch. In der Gruppe mit Arsenal, Piräus und den schwachen Franzosen aus Montpellier war Schalke ein Kandidat für Platz zwei – doch nun winkt der Gruppensieg.
Die Effizienz: Die Schalker spielen typischen Huub-Stevens-Fußball. Hinten sicher stehen, nach vorne gezielt kontern. Trotz des 2:0 war der holländische Coach mit seiner Elf nicht ganz zufrieden: „Ich finde, dass wir nicht gut ins Spiel gefunden haben. Auch schlechte Spiele muss man gewinnen können. Das ist auch ein Schritt in der Entwicklung.“
Die Reife: Trotz des Weggangs von Raul hat Schalke, letzte Saison im Viertelfinale der Europa League an Athletic Bilbao (mit Javi Martínez) gescheitert, an Cleverness gewonnen.
Die Ausgangslage: Ein weiterer Sieg gegen Arsenal (6.11.) – und der Gruppensieg wäre perfekt. Heldt meinte: „Die Ausgangsposition ist gut. Das Tor ist offen, wir können durchgehen.“ Doch Stevens warnte: „Für mich bleibt Arsenal Favorit."
FC Bayern: Holprig, aber sehr hungrig
Die Show: Die lieferte man in dieser Europa-Saison bislang eher am Rande der Partien, siehe den Zoff zwischen Trainer Jupp Heynckes und Sportvorstand Matthias Sammer rund um das 1:3 in Weißrussland gegen Borissow. Dadurch machten sie es als klarer Gruppen-Favorit spannend. Man hat das Gefühl: die echten Aufreger und glanzvollen Europacup-Nächte heben sich die Bayern für die K.o.-Runde ab dem Frühjahr auf.
Die Effizienz: In Frankreich zeigte man das typische Bayern-Gesicht. Ökonomisch wertvoll und abgeklärt zum Sieg. Erfahrung ist genug vorhanden, der unbedingte Wille und Hunger auf den lange ersehnten Pott dürfte nach dem Drama dahoam im Mai dieses Jahr noch größer sein.
Die Reife: Jetzt können sie sogar Elfmeter! Egal, ob eigenwillig wie Müller oder nicht. Nach dem Chelsea-Schock und zwei verlorenen Finals in drei Jahren sind sie echt reif, überreif!
Die Ausgangslage: Ein Sieg im Rückspiel (5.11.) gegen die biederen Kicker aus Lille ist Pflicht, in Valencia (20.11.) geht es um den Gruppensieg, gegen Borissow um eine Revanche. Gruppenplatz eins und damit das Heimrecht im Achtelfinal-Rückspiel gehört zum Selbstverständnis.
Dortmund: Euphorisch und mutig
Die Show: Mit Neuzugang Reus, Deutschlands Fußballer des Jahres 2012, hat der BVB eine noch furiosere Offensive als ohnehin schon mit Blaszczykowski, Götze und Torjäger Lewandowski. Schon beim 1:1 bei Englands Meister Manchester City hätte man gewinnen müssen. Die drei bisherigen Spiele hatten den höchsten Unterhaltungswert aller Champions-League-Teilnehmer.
Die Effizienz: Wie beim späten 1:0 gegen Ajax so auch am Mittwoch: Man bringt Spiele zu Ende, mit Cleverness. In der Bundesliga jedoch fehlen Konzentration und Entschlossenheit – nur 12 Punkte, und 12 Rückstand auf Bayern.
Die Reife: Der entscheidende Faktor! Diese Saison steht – natürlich unausgesprochen – die Champions League klar im Vordergrund, man wollte auf keinen Fall noch einmal so kläglich in der Vorrunde scheitern wie 2011/12. Klopp: „Wir sind nun mutiger, haben weniger Fehler gemacht. Und insofern einen großen Schritt weiter.“ Was ab dem Achtelfinale zu beweisen ist!
Die Ausgangslage: Verliert Dortmund nicht in Madrid (06.11.), dürfte die Qualifikation fürs Achtelfinale sicher sein. Patzt man nicht mehr, womöglich sogar als Gruppenerster.