Ballack freut sich auf die Katalanen
Nach Chelseas grandiosem 4:4 gegen Liverpool meint Michael Ballack zum Duell mit dem FC Barcelona: „Wieder ein Riesenspiel“
LONDON Es war ein denkwürdiger Abend für den FC Chelsea. Und es hatte den Anschein, als sei Trainer Guus Hiddink einfach nur froh, dieses spektakuläre 4:4 gegen den FC Liverpool im Viertelfinale der Champions League am Ende irgendwie überlebt zu haben. „Während des Spiels war mein Puls bei 160 oder 180“, stöhnte der Interimscoach der „Blues“. Erst nachdem endlich feststand, dass er und sein Team um Michael Ballack im Halbfinale der Königsklasse stehen und dort auf den FC Barcelona treffen, konnte der 62-Jährige tief durchschnaufen. Hiddink klang wie ein Fan, als er dieses spekatkuläre und dramatische Duell zu erklären versuchte: „Bei solchen Spielen leidet man an der Seitenlinie. Aber wenn es gut ausgeht, ist man noch jahrelang froh, dass man dabeigewesen ist.“
Chelseas Tortur begann nach Liverpools frühen Treffern durch Fabio Aurelio (19.) und Xabi Alonso (28. Foulelfmeter). So war der scheinbar ungefährdete 3:1-Vorsprung aus dem Hinspiel nach einer halben Stunde fast dahin. „In der Halbzeit war ich ärgerlich. Manchmal kann man schon die Beherrschung verlieren“, gestand Hiddink. Doch mit einer Standpauke peitschte er die „Blues“ aus der Lethargie. Die Reaktion folgte prompt.
Didier Drogba (51.), Verteidiger Alex (57.) und Frank Lampard (76.) drehten die Partie. Mit Wucht überrollte Chelsea nun die Reds. Und war plötzlich wieder da. Und Liverpool? Dachte nicht daran, aufzugeben. 5:3 hätten sie zu diesem Zeitpunkt gewinnen müssen – und kamen diesem Ergebnis dank Lucas (81.) und Dirk Kuyt (83.) unerhört nahe. Für Chelseas Erlösung sorgte erst Frank Lampard mit dem 4:4 kurz vor Schluss.
„Ein titanenhaftes, wenn auch von Patzern durchzogenes Spektakel“, urteilte der „Guardian“, und der „Mirror“ jubelte: „Verrückt, schlecht - und brillant“. Und die Unterlegenen? „Wenn man auf diese Weise verliert, kann man stolz sein“, sagte Trainer Rafael Benitez. Michael Ballack freut sich nun auf Barcelona im Halbfinale: „Das wird wieder ein Riesenspiel“, kündigte der Kapitän der Nationalmannschaft an. Für Trainer Hiddink dürfte es wohl gerne auch eine Nummer kleiner werden. Einer ähnlichen Tortur wird er sein Herz nicht noch einmal aussetzen wollen.
Reinhard Keck