Ausreißer Diego unter strenger Beobachtung
Mit einem Pokal-Sieg in Dortmund will Werder Bremen die vielen Eskapaden seines Super-Stars vergessen machen.
BREMEN Im Bremer Weserstadion bietet sich derzeit eine unheimliche Szenerie. Selbst für einen Langgedienten wie Thomas Schaaf. Links und rechts der Platzhälften stehen Kräne, Arbeiter mit blauen Helmen hangeln an Gerüsten in luftiger Höhe. Die Winterpause wird genutzt, um im Zuge des Stadionumbaus ein neues Dach respektive eine Photovoltaikanlage zu installieren. Eigentlich ist das Betreten der Baustelle tabu, doch der Cheftrainer hat das Verbot außer Kraft gesetzt. Die Rasenheizung des Trainingsplatzes ist seit ihrer Installation defekt und so bietet nur das Weserstadion die gewünschten Bedingungen. Mit Risiken, wie Schaaf einräumt: „Man schaut schon mal hoch, ob ein Träger richtig passt und sitzt.“
Denn unangenehme Zwischenfälle gab’s bei Werder vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale in Dortmund am Mittwoch (19 Uhr) schon genug. So fielen Torsten Frings und Diego aus der Rolle, Frings handelte sich in der Türkei eine törichte Rote Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung ein, Diego ist wegen einer Alkoholfahrt bald seinen Führerschein los, dessen Erwerb eh fragwürdig war.
Sportchef Klaus Allofs jedoch spielte im Fall Diego den milden Beschützer: „Vor Jahren sind die Spieler auch zu spät gekommen oder von der Polizei angehalten worden, nur damals hatte das nicht die mediale Aufmerksamkeit wie heute.“ Das mag ja sein, macht die Ausreißer des bald 24-Jährigen nicht besser. Und so sagte Allofs nach einem Einzelgespräch mit dem Brasilianer auch klar: „Wir müssen aufpassen, wie wir uns darstellen. Er steht jetzt unter intensiver Beobachtung – und in der Pflicht, alles für den Erfolg der Mannschaft zu tun.“ Sollte das nicht ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein?
In der Hansestadt greifen indes einige Automatismen nicht mehr, und für die Rückrunde wird es nicht leichter, weil Diego zwar im Pokal und im Uefa-Cup gegen den AC Mailand mitspielen kann, aber in der Bundesliga bis zum 21. Februar gesperrt ist.
Diego spielte übrigens auch an die Rolle des tragischen Helden beim Pokal-Duell 2008 an selber Stelle: Nach Schambeinproblemen saß er auf der Bank, kam spät ins Spiel, verwandelte erst und verschoss dann einen Strafstoß – Werder verlor 1:2. Diese Geschichte soll sich nicht wiederholen. „Wenn wir im Pokal weit kommen, können wir damit das Ausscheiden aus der Champions League kompensieren“, weiß Vorstands- und Finanzchef Jürgen L. Born. Es steht nicht nur der gute Ruf auf dem Spiel, sondern auch viel Geld.
Frank Hellmann