Auslöser das Sicherheitspersonal?

Club-Fans lieferten sich mit der Polizei und Ordnungskräften eine Auseinandersetzung vor dem Stadion und dem Fanblock. Haben die Sicherheitskräfte den Einsatz übertrieben?
Christian Lehnhart |
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Frankfurt – Ein Sprichwort sagt, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt. Während der hessische Innenminister Boris Rhein das Verhalten der FCN-Anhänger beim Auswärtsspiel am Samstag als „brutale Attacke von Chaoten“ bezeichnet, und laut offizieller Polizeimitteilung das Vorgehen der Frankfurter Sicherheitskräfte als ein „besonnenes aber konsequentes Zusammenwirken aller eingesetzten Kräfte“ erklärt wird, ist auf Seiten der Club-Fans von Besonnenheit des Sicherheitspersonals keine Rede.

Laut Nürnberger Fanszene gingen die ersten Attacken am Samstag von den Ordnern und dem Security-Personal der Frankfurter Commerzbank-Arena aus. FCN-Ultras, die sich vor der Partie und während der ersten Halbzeit aus Protest entlang des Stadions an einem Zaun befanden, sollen massiv von Sicherheitskräften angegangen worden sein. Das bestätigt auch Jürgen Bergmann, hauptamtlicher Fan-Beauftragter des 1. FC Nürnberg: „Es gab Rangeleien und Schubsereien, um Leute vom Zaun wegzuhalten.“

Der berühmte Funke, der das Pulverfass zum Explodieren brachte. Die Stimmung unter den FCN-Anhängern war schon vorher angespannt. Grund: Die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt hatten den angereisten Cluberern das Mitbringen und Aufhängen von Bannern und Zaunfahnen verboten. Nicht nur für Jürgen Bergmann eine unnötige Provokation für die im Vorfeld schon als Risikospiel bezeichnete Partie: „Zaunfahnen sind ein essenzieller Bereich in der Fanszene. Seit fünf Jahren ist zwischen Frankfurt und dem Club nichts mehr passiert, was eine derartige Auflage gerechtfertigt hätte“, erklärt Jürgen Bergmann am Sonntag. Rückblick: Im April 2008 wurden bei der Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem FCN im Club-Fanblock Pyrogegenstände abgebrannt – Schiedsrichter Peter Gagelmann hatte das Spiel damals in der 30. Minute unterbrochen, beide Mannschaften für 20 Minuten in die Kabinen geschickt, ehe er die Begegnung zu Ende spielen ließ (Endstand 3:1 für den Club).

Die Stimmung in beiden Fanlagern blieb seither immer hitzig. Zu nennenswerten Störungen kam es in den darauffolgenden Jahren aber nicht. Bis zum Samstag! Die Beschneidungen der Eintracht - durch die eigenen Ultras selbst ein gebranntes Kind (beim Spiel zum Ruckrundenstart in Leverkusen kam es im Frankfurter Block wiederholt zum Einsatz von Pyrotechnik) - sorgte bei allen FCN-Fans für Unmut. Denn nicht nur den Ultras wurde das Aufhängen der Zaunfahnen verboten. Viele Cluberer reisten dennoch mit ihren Bannern und Stoffstücken an, wollten ganz offiziell damit ins Stadion. Aber auch nach langen Diskussionen vor dem FCN-Fanblock hielten die Verantwortlichen der Eintracht an ihrer Entscheidung fest. Die inzwischen große Menge an Club-Anhängern, mehrere Hundert verließen den Block noch vor dem Anpfiff aus Protest wieder, sorgte dann bei den Sicherheitskräften für Anspannung. Folge: Die harte Vorgehensweise gegen bis dahin friedliche Fans. Die Situation eskalierte, als Club-Anhänger das massive Vorgehen der Beamten ihrerseits erwiderten. Laut Polizeibericht „konnte die Situation nur durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock[...]beruhigt werden.“

Bilanz der Auseinandersetzung: Eine Handvoll verletzter Club-Fans, hauptsächlich mit Reizungen durch das Pfefferspray, 19 verletzte Polizeibeamte und zwei Ordner, ebenfalls durchs selbst eingesetzte Pfefferspray geschädigt, sowie ein demoliertes Dienstfahrzeug. Jürgen Bergmann: „Es ist bedauernswert, dass im Grunde ein paar Stofffetzen das Ganze ausgelöst haben. Wir distanzieren uns von jeglicher Form der Gewalt. Bei der Anreise und bis zum Stadion in Frankfurt gab es auch keinerlei Zwischenfälle.“ Bleibt die aufzuklärende Frage, warum und wie es am Frankfurter Stadion zur Eskalation kam.

Im Eintracht-Fanblock war das Anbringen von Zaunfahnen im Übrigen erlaubt. Dementsprechend kam es zwischen SGE-Fans und dortigen Sicherheitskräften zu keinen Vorfällen – weder vor, während noch nach der Partie.

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