Angst vor Hitzfeld lähmt die Schweizer
Nach dem Luxemburg-Desaster steht der frühere Bayern-Trainer massiv unter Druck – und Stürmer Frei glaubt, dass der Erfolgscoach das Team hemmt.
ST. GALLEN Den Einstieg hatte er sich wirklich anders vorgestellt. Doch Ottmar Hitzfeld startete als Nationaltrainer seiner Wahlheimat Schweiz mit einem sportlichen Super-GAU. Ließ man dem Team des erfolgsverwöhnten Ex-Bayern-Trainers das Remis in Israel (2:2) noch durchgehen, so hagelte es nach dem desaströsen 1:2 gegen Fußball-Zwerg Luxemburg vernichtende Kritik. „Schämt Euch!“ titelte gar der „Blick“. Nun gilt es, in den anstehenden WM-Qualifikationsspielen gegen Lettland am Samstag und am Mittwoch bei Otto Rehhagels Griechen, die Pleite wettzumachen.
Tatsächlich galt die Schelte der Schweizer Medien bislang nicht dem Coach, der mit seinen 25 Vereinstiteln quasi sakrosankt ist, sondern der Mannschaft. Die „Basler Zeitung“ schrieb sogar davon, dass eben auch ein Mann wie Hitzfeld aus Ackergäulen keine Rennpferde machen könne. Glaubt man jedoch dem Topstürmer der Eidgenossen, Alexander Frei von Bundesligist Borussia Dortmund, dann ist Hitzfeld doch an der Misere der „Nati“ schuld – zumindest indirekt. „Viele Natispieler hatten bereits gute Trainer, aber die wenigsten einen aus der obersten Kategorie, der schon die Champions League gewonnen hat“, erklärte der 29-Jährige, „manchmal kann Ehrfurcht und Respekt eine Art Angst vor dem Versagen auslösen.“ Würde bedeuten: Die ohnehin schwerfälligen Ackergäule werden vom großen Namen Hitzfeld zusätzlich gelähmt.
Davon jedoch will der Trainer-Routinier nichts wissen. Er sieht vielmehr die Pflichtspielpause vor der Heim-EM in diesem Sommer als Grund für die Wettkampfschwäche. „Es geht jetzt darum, dass wir uns daran gewöhnen, dass die zwei Jahre der Freundschaftsspiele vorbei sind“, erklärte der 59-Jährige, „gegen die Letten müssen wir von der ersten Minute an um jeden Meter Boden fighten.“
Kämpfen lag Hitzfeld bekanntlich schon immer. Und so kommt es für ihn überhaupt nicht in Frage, sein Amt vorzeitig aufzugeben. „Einen Rücktritt“, sagte Ottmar Hitzfeld gestern, „schließe ich aus – definitiv.“
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