Amerell: Vergleichsvorschlag des Gerichts
Das Landgericht Hechingen hat im Schiedsrichter-Skandal den Kontrahenten Manfred Amerell und Michael Kempter einen Vergleichsvorschlag unterbreitet. Das Papier, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, umfasst sechs Punkte.
Frankfurt/Main - Amerell lehnt den Kompromiss ab, Kempter würde ihm nach Angaben seines Anwalts Christoph Schickhardt vom Donnerstag "grundsätzlich" zustimmen. Der frühere Bundesliga-Referee Kempter wirft Amerell, einst Schiedsrichter-Sprecher beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), sexuelle Belästigung vor. Amerell verlangt deshalb 150 000 Euro Schadensersatz wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Der erste Prozesstag war am 10. Februar ohne Urteil zu Ende gegangen.
In dem Vergleichsvorschlag ist von Schadensersatz keine Rede mehr, er soll auch das Ende der Schlammschlacht einläuten. Die Richter hielten unter anderem fest: "Die Parteien respektieren und wertschätzen die gegenseitigen Leistungen im Schiedsrichterwesen des deutschen Fußballs. Die Parteien sehen künftig davon ab, öffentliche Erklärungen über den anderen vor Vertretern der Medien abzugeben. Die Parteien wahren Diskretion hinsichtlich des gegenseitig ausgetauschten E-Mail-Verkehrs, von SMS-Mitteilungen oder sonstiger gegenseitig gewechselter Nachrichten. Damit sind die Streit gegenständlichen Ansprüche erledigt."
"Nach Rücksprache mit meinem Mandanten, ausführlicher Diskussion und Erörterung und Abwägung aller Umstände werden wir diesen Vorschlag nicht akzeptieren", sagte Amerells Anwalt Jürgen Langer. Für Kempters Beistand Schickhardt müsse man "vielleicht noch ein, zwei Sätze ändern". Grundsätzlich aber stimme er dem Vorschlag zu. Das Gericht würde damit Amerell "eine goldene Brücke" bauen.
"Der Verkündungstermin 18. April steht. Bis zum 14. März können beide Parteien noch Schriftsätze einreichen. Beide Parteien haben auch die Möglichkeit, untereinander oder unter Einbindung des Gerichts noch weitere Vergleichsvorschläge zu machen", sagte Gerichtssprecher Herbert Anderer. Auch am 18. April gebe es mehrere Möglichkeiten: "Das Gericht kann ein Urteil fällen oder die Fortsetzung des Verfahrens mit einer neuen Beweisaufnahme beschließen."
Im Zentrum des Prozesses stand die Frage: Waren die intimen Kontakte zwischen dem 28-jährigen Kempter und dem ehemaligen Schiedsrichter-Funktionär Amerell (63) einvernehmlich oder kamen sie unter dem Druck Amerells zustande? Der Fall hatte vor einem Jahr für einen Riesenwirbel im deutschen Fußball gesorgt.
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