Amateur-Klubs alarmiert: Künftig keine Pokalkracher mehr?

Berlin - Ziel der angeregten Maßnahmen, die 16 Bundesligisten auf einer von Schalke 04 initiierten Sitzung zusammenfassten, sollen eine finanzielle Stärkung besonders der Erstliga-Vereine sowie eine Entlastung von Europacup-Startern und eine Professionalisierung des DFB sein.
Weniger Geld für die zweite Liga?
Zum Thema TV-Gelder plädieren die Vereine für eine Reduzierung des Anteils für die zweite Liga. Als Alternativen zum derzeitigen Anteil von 20 Prozent stehen unter der Voraussetzung von Einnahmen in der erhofften Höhe von einer Milliarde Euro eine Deckelung des Betrags für das Unterhaus auf den heutigen Stand von 142 Millionen Euro oder eine flexible Ausschüttung an die zweite Liga von mindestens 15 Prozent im Raum.
Eine solche Reduzierung des Anteils der zweiten Liga dürfte sicherlich für einigen Unmut bei den betroffenen Vereinen sorgen.
Pokal-Kracher künftig erst in Runde drei?
Für den Pokal arbeitete der Gelsenkirchener Gesprächskreis zwei Modelle aus, durch die Europacup-Teilnehmer von der Teilnahme an den ersten beiden Runden befreit werden.
Was für die Erstligisten eine Entlastung bedeutet, bringt den Amateuren einen deutlichen Nachteil. Die AZ erklärt das komplizierte System:
- Das Modell sieht vor, dass es eine zusätzliche "Runde Null" im DFB-Pokal gibt. Dabei treten 18 Zweitligisten und 58 Amateur-Klubs gegeneinander an. Der Amateur-Anteil wird also deutlich erhöht. Von diesen 76 Clubs schaffen dann 38 den Sprung in Runde Eins.
- Dort kommen dann die 10 Bundesligisten dazu, die weder international spielen, noch den vorherigen DFB-Pokal gewonnen haben. Das bedeutet insgesamt 48 Mannschaften in Runde Eins. Die 24 Sieger erreichen schließlich die Runde Zwei.
- In Runde Zwei wird das Teilnehmerfeld noch einmal aufgestockt und zwar um die vermeintlich acht Besten der Bundesliga, also um die Teilnehmer der europäischen Wettbewerbe und den Pokalsieger des Vorjahres.
Das bedeutet, dass es die gerade für Amateur-Klubs so attraktiven Duelle zwischen Spitzenclubs der ersten Liga und Vertretern der dritten oder vierten Spielklasse kaum noch geben dürfte. Denn immerhin müsste ein Amateur-Klub zunächst zwei Runden gegen Zweit- und Erstligisten überstehen, bevor in Runde drei überhaupt die Hoffnung besteht, ein traumlos wie die Bayern oder Borussia Dortmund zu ziehen.
Volker Brumm (50), Manager des Amateur-Klubs Barmbek-Uhlenhorst klagte in der Bild-Zeitung dementsprechend: "Eine 1. Runde ohne die absoluten Kracher? Das geht gar nicht. Dadurch verliert der Pokal total seinen Reiz für uns kleine Amateure."
Sein Kollege Manfred Weidner (53), Sportdirektor vom FC Oberlausitz Neugersdorf, kann dem Modell mit mehr Amateur-Clubs in Runde Null hingegen auch Positives abgewinnen: "Ein interessantes Projekt, weil die Teilnahme-Möglichkeiten am Pokal deutlich erhöht würden und es damit eine zusätzliche Geldquelle wäre."
DFB-Reform nach Korruptions-Vorwürfen
In der Frage nach der künftigen DFB-Organisation sprachen sich die Vereine bei ihrer Versammlung für eine Ausgliederung der wirtschaftlichen Bereiche des Verbandsbetriebes in eine DFB GmbH aus.
Die Führungsstruktur soll einem Wirtschaftsunternehmen entsprechend aus einem hauptamtlichen Geschäftsführer sowie Direktoren für einzelne Bereiche und einem Aufsichtsrat bestehen.
So wollen Liga und DFB auf die Sommermärchen-Affäre reagieren. Künftig soll der DFB transparenter aufgebaut sein, um Korruption und schwarze Kassen zu erschweren.