Abstiegs-Krimi: Bier, Adrenalin und Tränen
München - Natürlich wurden Erinnerungen wach an 2001, an die Schalker Meister der Herzen, an die Hölle, die der Fußball manchmal sein kann. 32 Sekunden lang konnten sich die Düsseldorfer als Nicht-Absteiger fühlen, doch dann verwandelte sich die Esprit-Arena in einen Tempel der Tränen. Feiern durften dann nämlich die Hoffenheimer, zumindest ein bisschen. Statt Düsseldorf spielen sie gegen Kaiserslautern die Relegation.
Richtig feierten dagegen die Augsburger, die sich dank einer sensationellen Rückrunde retteten. Der irre Abstiegskrimi am 34. Spieltag:
FC AUGSBURG: Als es vollbracht war, griffen die Spieler zu den Bierhumpen. Was die Bayern können, können die Augsburger auch, und so gab es Bierduschen. Für Trainer Markus Weinzierl. Für Sportchef Stefan Reuter. „Eigentlich könnte man langsam auf die Bierdusche verzichten, aber wenn es den Jungs Spaß macht...”, sagte Reuter nach dem erlösenden 3:1 gegen Fürth. . Und Spaß machte es den Jungs. Nur zwei Mal stand der FC Augsburg in dieser Saison auf einem Nicht-Abstiegs-Platz: Am 3. und nach dem 34. Spieltag. Den Augsburgern um gelang das Comeback der Saison. Neun Punkte hatten sie bis zur Winterpause gesammelt, dann kam Reuter, holte noch ein paar Spieler, dann kamen 22 Punkte dazu. „Wir haben ein kleines Wunder vollbracht”, stellte Weinzierl fest. „Wir feiern die ganze Nacht durch”, versicherte Reuter.
TSG HOFFENHEIM: „So etwas erlebt man eigentlich nur im Fernsehen. So viel Adrenalin hatte ich noch nie im Körper”, sagte Hoffenheims Stürmer Sven Schipplock, als alles vorbei war. Tatsächlich hätte man diese Dramaturgie nicht besser ausdenken können. Zwei Zähler war Hoffenheim vor dem Spieltag weg von Augsburg und Düsseldorf – und dann mussten sie auch noch zu Dortmund, das früh durch Lewandowski in Führung ging. Doch dann glich Sejad Salihovic per Elfmeter aus (77.). Dann sah Roman Weidenfeller Rot und dann stand plötzlich Kevin Großkreutz im Tor, als Salihovic zum zweiten Elfmeter antrat – und traf (82.). Und dann glich Dortmund aus. Besser gesagt: Dann dachten die Dortmunder – und die Düsseldorfer, die genau darauf hofften – 32 Sekunden lang, dass sie ausgeglichen hatten. Doch Schiedsrichter Jochen Drees entschied noch auf Abseits. Am Donnerstag in Hoffenheim und am Montag in Kaiserslautern (jeweils 20.30 Uhr) kann Hoffenheim den Klassenerhalt schaffen.
FORTUNA DÜSSELDORF: „Die haben das Tor zurückgenommen”, rief ein Fan von der Tribüne, ehe Andreas Lambertz in Tränen ausbrach. Weil Dortmund gegen Hoffenheim verlor, muss Düsseldorf nach nur einer Saison wieder in die Zweite Liga. Düsseldorfs Urgestein Lambertz war nicht der einzige, der es nicht fassen konnte. „Einmal Hölle und zurück”, stammelte auch Verteidiger Stelios Malezas nach der 0:3-Pleite in Hannover. Und der hemmungslos flennende Axel Bellinghausen sagte einfach nur: „Wo Worte fehlen, sind Tränen manchmal das richtige Ausdrucksmittel”. 21 Zähler hatte Düsseldorf in der Hinrunde gesammelt, nur neun kamen in der Rückrunde dazu. Nie standen sie unter dem Strich in dieser Saison, noch am 22. Spieltag hatten sie elf Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz, nun müssen sie runter – und Coach Norbert Meier wohl gehen.