Abrissparty und Atempause für den DFB: Frauen lösen Olympia-Ticket

Bonjour Paris, Olympia, wir kommen! Mit der allerletzten Chance lösen die DFB-Frauen das Ticket für Olympia und verschaffen ihrem Interimstrainer Horst Hrubesch eine längere Amtszeit. Der legt gleich das nächste Ziel fest.
von  Victoria Kunzmann
Die DFB-Frauen feiern das 2:0 - und den Sieg gegen die Niederlande.
Die DFB-Frauen feiern das 2:0 - und den Sieg gegen die Niederlande. © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Heerenveen - Es war ein Schrei der Befreiung, den Lea Schüller, im gegnerischen Sechzehner kniend, ausstieß, während ihre Mitspielerinnen auf sie zustürmten. Bonjour Paris, Olympia, wir kommen!

Mit ihrem Kopfball-Treffer zum 2:0-Endstand (78.) machte die Bayern-Stürmerin den Traum der Mannschaft, des Trainers Horst Hrubesch, des DFB, ganz Fußball-Deutschlands wahr.

"Pure Freude, pure Emotion" bei Klara Bühl

So groß die Anspannung vor dem Spiel war, so groß die Freude nach dem Sieg in der Nations League über die Niederlande. "Pure Freude, pure Emotion", spüre sie, sagte Bayern-Kollegin Klara Bühl nach dem Spiel mit glasigen Augen.

Sie hatte mit ihrem Treffer zum 1:0 (66.) und ihrer Vorarbeit zum zweiten Tor maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Den musste sich die Mannschaft von Interimstrainer Horst Hrubesch hart erarbeiten.

DFB-Frauen legten den "Angsthasenfußball" ab

Im ersten Finalspiel der Nations League gegen Frankreich (1:2) brachte der "Angsthasenfußball", wie Giulia Gwinn die Vorstellung nannte, die Mannschaft nicht weiter, sondern nur zum Showdown gegen Oranje. Hier aber zeigte die DFB-Elf, wozu sie fähig war.

Die "Mädels", wie Hrubesch sie nennt, gingen aggressiv und mutig in die Zweikämpfe und in die Vorwärtsbewegung.

Atempause für den DFB

Man sei "von der ersten Minute an da gewesen", sagte Bühl nach dem Spiel. Das sei "entscheidend" gewesen. "Wir haben wirklich ordentlich Kilometer gemacht", sagte Kapitänin Alexandra Popp, die 2016 beim olympischen Gold-Triumph in Rio de Janeiro schon dabei war: "Aber es hat sich am Ende gelohnt und wir haben uns verdient zu Olympia geschossen."

Die Teilnahme an den Spielen (ab 26. Juli) verschafft dem deutschen Frauenfußball eine Atempause. Nach dem blamablen WM-Aus, der Posse um Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und durchwachsenen Länderspielen endlich wieder ein Lichtblick im deutschen Frauenfußball.

Die Erleichterung merkte man der Mannschaft nach dem erlösenden Sieg an. Alex Popp, die ihren 100. Sieg im 137. Länderspiel feierte, tanzte mit Plastikkrone auf dem Kopf, Horst Hrubesch trällerte Partyschlager mit, das Dosenbier floss schon in der Kabine in Strömen und der "Hotel-Abriss", wie Lea Schüller angekündigt hatte, sollte folgen.

Hrubesch setzt das Endspiel als Ziel

Für die 26-Jährige und Teamkollegin Bühl dürften die Tore nach dem bitteren Champions-League-Aus mit dem FC Bayern vor knapp vier Wochen besonders gut tun.

Für DFB-Sportdirektorin Nia Künzer, die erst im Januar ihren Job angefangen hat, bedeutet Olympia einen Zeitgewinn. Sie kann das Turnier noch mit Interimstrainer Horst Hrubesch planen, ehe ein neuer Coach präsentiert werden muss. Vorher aber will der 72-Jährige den Triumph von Rio wiederholen. "Ich werde nicht nach Paris fahren, um mitzuspielen", lautete Hrubeschs Kampfansage. "Ich will schon ins Endspiel." Wenn schon, denn schon. Olympia kann also kommen. . .

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