Für die italienischen Momente auf der Piste
Das Val die Fassa liegt nur einen Katzensprung von der Südtiroler Brennerautobahn entfernt. Hier wird italienisch gesprochen und gegessen, viel Wert auf ladinische Kultur gelegt und Bergsport ganz groß geschrieben. Das Val die Fassa ist besonders auch für Familien eine tolle Alternative für intensiven Wintersport, und – wie überall in Italien – Kinder sind hier so willkommen wie sonst kaum auf der Welt.
München - Wer auf alpines Skifahren steht, kann ein Lied davon singen: Die populären und gut erreichbaren Skireviere sind zu den Stoßzeiten oft überfüllt. Dazu kommen Preisaufschläge in den Ferienzeiten, sowohl für Quartiere wie auch für Skipässe. Da freut man sich über jedes Revier, das mit fairen Preisen, familienfreundlichem Ambiente und Skigebieten aufwartet, in denen man auch in Ferienzeiten nicht überrannt wird.
Dazu gehört zweifelsohne das Val di Fassa im Trentino. Italienkenner wissen, dass das Trentino schräg hinter Südtirol liegt, dass die Hauptstadt Trento heißt und dass die landschaftlichen Vorzüge sich hinter denen Südtirols keinesfalls zu verstecken brauchen. Einziger Unterschied: ganz im Gegensatz zu Alto Adige, diesem „abtrünnigen“ Teil Italiens, der sich so mit dem österreichischen Tirol identifiziert, präsentiert man sich im Trentino als stolzer, Dolomiten-umwogter Teil Italiens - und das ist auf Anhieb sympathisch.
Wir checken ein ins Hotel Arnica im unscheinbaren Örtchen Soraga, fünf Kilometer talaufwärts hinter Moena, der Kleinen Haupststadt des Fassatals. Haus- und Küchenchef Marco nimmt uns im Kochoutfit strahlend im Empfang. Im Restaurant des frisch renovierten Hotels sind alle Tische gut gefüllt. Wir spekulieren also noch auf ein schnelles Abendessen von der Karte, wohlwissend, dass wir die Abendessenszeit, wie sie vielerorts für Halbpensionisten vorgegeben wird, überstrapaziert haben. Marco entschleunigt uns warmherzig und sagt in gekonntem Deutsch, dass genügend Zeit fürs Abendessen bleibt, wenn wir in Ruhe ausgepackt haben. Aha, Bella Italia, so entspannt geht das also hier. Bei einem tollen Italienischen Menü (die entsprechende Tageskarte gibt es ausschließlich in italienischer Sprache) freuen wir uns auf drei spannende Skitage inzwischen Marmolada, Rosengarten und Sella-Massiv.
Am nächsten Morgen stehen wir nach wenigen Minuten im Auto an der Talstation in Canazei, dem letzen Ort des Fassatals Richtung Sellajoch. Für heute haben wir uns die legendäre Sella Ronda vorgenommen. Diese Skirunde ums Sella-Massiv gehört für viele Alpinskifreunde zu einer Pflichtroute im persönlichen Skiplan. Sie erstreckt sich über ca. 40 reine Pistenkilometer, die in vier bis fünf Stunden gut zu schaffen sind. Dazu nutzt man etwa 30 Lifte und streift das Grödner Tal, das Alta Badia sowie Arraba, wenn man vom Val di Fassa aus startet. Vier ladinische Täler also und drei italienische Provinzen, Bozen, Trient und Belluno, werden wir an diesem Tag durchfahren.
Wir entschließen und zur orangen Route, fahren also im Uhrzeigersinn um das Sella Massiv, das von jeder Seite unsere Blicke genauso fesselt wie die der vielen anderen Skisportler, die sich diesen sonnigen Tag für ihre Sellaumrundung ausgesucht haben. Trotz eines Abstechers per Weltcupabfahrt ins Grödnertal nach Santa Christina, von wo man die Sella Ronda aus Richtung der gegenüberliegenden mächtigen Seiseralm erreicht, liegen wir gut im Zeitplan und müssen auch bei der Mittagsrast nicht hetzen.
Das stellt sich genauso als Glücksfall heraus, wie die anderen italienischen Einkehrschwünge, die wir in den drei Tagen Dolomiten erleben.
Wir pausieren mit Blick aufs Pordoi Joch oberhalb von Corvara in der Ütia Pradat, einer modernen Skihütte, die trotz ihrer Größe Charme versprüht. Am SB-Büffet gibt es eine tolle Auswahl an frischer Pasta, leckeren Vorspeisen und heimischen Mehlspeisen, die Prima zum Capuccino oder einem Glas Wein passen. Von hier geht es über eine lange Abfahrt hinunter nach Corvara, das wir aber schnell wieder verlassen, da es inzwischen im Schatten liegt. Ehe wir uns versehen, nähern wir uns schon dem Ende unserer Sella Ronda. Doch bevor wir die letzte Abfahrt zurück zum Ausgangsort Canzanei unter die Bretter nehmen, beschließen wir den Skitag in der malerisch gelegenen Hütte Salei, die auch eine Handvoll exquisiter Zimmer bietet. Die Familie Monteleone hat hier ein Kleinod geschaffen und verwöhnt Gäste mit Südtiroler Spezialitäten .Oberhalb des Minihotels hat Sohn des Hauses einen gastronomischen Traum verwirklicht. Im feinen Restaurant schwingen die ein, die auch beim Skifahren auf eine exquisite Speisekarte, eine unerwartet üppige Weinauswahl und einen tollen Service nicht verzichten wollen. Hier speist man auf Feinschmecker-Niveau im Keller der oben fast unscheinbaren Hütte und lässt sich vom Somelier den passenden Wein zum Essen servieren. Wir begnügen uns mit einem Selbstgebrannten zum Ausklang eines tollen Skitags und erreichen mit den letzten Schwüngen unseren Ausgangsort Canzanei.
Am nächsten Morgen steht das Skigebiet San Pellegrino auf dem Tourenplan. Das „Hausgebiet“ von Moena gehört zum Skiverbund „Trevalli“ mit den weiteren Gebieten Alpe Lusia, Bellamonte, und Falcade. Nein, das überteuerte Import-Mineralwasser, das bei jedem „ordentlichen Italiener“ in Deutschland auf den Tisch gestellt wird, kommt nicht hierher. Hätten wir das geklärt. San Pellegrino erstreckt sich über zwei Seiten eines weiten Tales. Während wir den links gelegenen Teil mit seinen breiten blauen Pisten schnell erfahren, bietet der rechte und viel höher gelegene Teil Pisten aller Schwierigkeitsgrade. Vom Col Margherita genießen wir den atemberaubenden Blick auf die Marmolada, bevor wir uns auf die schier endlose Abfahrt nach Falcade begeben. Die 35 Kilometer Piste sind hervorragend präpariert und besonders genießen wir die schwarze, 4 Kilometer lange Abfahrt zur Talstation, die wir gleich mehrfach unter die Bretter nehmen.
Den Skitag runden wir ab mit einem Bummel durch Moena. Das kleine Städtchen präsentiert sich als hübsch herausgeputzter Wintersportort, durch das sich der Gebirgsfluss Avisio schlängelt. Trotz der guten Auslastung der umliegenden Beherbergungsbetriebe geht es gemütlich zu in Moena. Scheppernden Apres-Skilärm sowie die vielen Skiorten typische Kneipenmeile sucht man glücklicherweise vergeblich. Der Charme eines typischen Trentiner Bergstädtchens ist in Gänze erhalten und wir flanieren durch die Gässchen und am Flussufer entlang, schlürfen den obligatorischen Kaffee und verlassen Moena in der Dämmerung Richtung Soraga – denn in unserem Hotel Arnica gibt es einen kleinen aber sehr feinen Wellnessbereich, in dem wir die strapazierten Oberschenkel auflockern werden. Denn soviel ist nach zwei Tagen Trentino-Ski schon klar: an den großzügigen Liftanlagen gibt es kaum Wartezeiten, dazu erlauben die breiten, perfekt präparierten Pisten ein sehr hohes Tempo. Gefühlt sind wir also doppelt so viel gefahren, wie an einem normalen Skitag anderswo.
Auch am dritten Tag können wir uns über das Wetter nicht beschweren, wenngleich über dem Fassatal nach zwei Tagen Kaiserwetter eine dichte Wolkendecke hängt. Da passt es ehr gut, dass wir uns für den letzten Tag das Gebiet Alpe Lisia ausgesucht haben. Denn die Einheimischen, so verrät man uns, fahren bei Bewölkung grundsätzlich in tiefer gelegene Lusia, weil in solchen Wetterlagen San Pellgrino oft im Hochnebel versinkt.Das kleinere der beiden Hausgebiete Moenas liegt ebenfalls auf dem Weg nach San Pellegrino, ist allerdings nur vier Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. 26 Pistenkilometer verteilen sich sehr weitläufig um Valbona, eine weitläufuge Mulde inmitten der eindrucksvollen Gebirgszüge rundum.
Für Familien ist Lusia geradezu perfekt, die breiten blauen und roten Hauptpisten schlängeln sich durch den Wald. Kleine Skifans werden ihren Tag wohl ganz im riesigen Snowpark verbringen, der über hunderte Meter längs zur Piste angelegt ist. Vom Gipfel Le Cune genießen wir abermals einen beeindruckenden Ausblick auf das Dolomiten Panorama: Gegenüber türmen sich die Latemargruppe und der Rosengarten auf, weiter hinten sehen wir die Palagruppe aus den Wolken schauen. Obwohl die Verpflegungsstation neben der Bergstation neueren Baujahrs ist, kann man hier ganz gemütlich sitzen und sich Mittags Pasta, Salate oder Paninis schmecken lassen. Mondäner geht’s im kleinen Restaurant der Einrichtung zu. Hier werden Feinschmeckermenüs serviert, die man zu ausgewählten Weinen und inklusive Blick ins Fassatal genießt.
Viel zu kurz erscheint uns der Skitag, als wir als letzte Abfahrt die schwarze Piste hinunter ins Tal nehmen. Wir haben die 26 Kilometer des Gebietes zwar ausnahmslos gesehen, aber das Skifahren hier hat schon einen besonderen Suchtfaktor. Beim Verstauen der Ausrüstung ziehen wir ein erstes Resümee. Skifahren im Trentino füllt gut und gerne eine spannende Woche, besonders auch für Familien. Die Skigebiete des Tals sind jedes für sich allemal gut für zwei Tage großen Skispass. Kombiniert man dies mit einem oder zwei Tagen „Dolomiti Superski“, dem Skipass für unbegrenzte Möglichkeiten in den gesamten Dolomiten – um etwa die Sella Ronda zumachen – genießt man hier eine facettenreiches Skiabenteuer. Perfekt ergänzt von der typisch italienischen Gastfreundschaft, dem leckeren, bezahlbaren Essen und einem italienischen Flair, das vielen anderen Skidestinationen guttun würde.
Informationen, Buchung, Gebietspläne:
Val di Fassa: www.fassa.com
Übernachtungstipp: Hotel Arinca in Soraga
Ein Inhabergeführtes Hotel mit einem sehr feinen Wellnessbereich und athtentischer italienischer Küche.
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