Fünf Bier nach dem K.o.

Münchens Kultfighter Armin Dollinger, der Boxer aus der Kneipe in Neuhausen, macht trotz EM-Pleite weiter.
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Bier als Schmerzmittel: Armin Dollinger, der bei seiner EM-Niederlage eine schwere Rippenverletzung erlitt.
Mike Schmalz Bier als Schmerzmittel: Armin Dollinger, der bei seiner EM-Niederlage eine schwere Rippenverletzung erlitt.

Münchens Kultfighter Armin Dollinger, der Boxer aus der Kneipe in Neuhausen, macht trotz EM-Pleite weiter.

AZ: Aus, vorbei, Herr Dollinger? Bei Ihrer großen Chance, dem EM-Kampf gegen Aleksy Kuziemski, waren Sie chancenlos, nach fünf Runden war es vorbei mit Ihrer Box-Herrlichkeit. Das Urteil: Technischer K.o. War’s das jetzt mit Ihrer Box-Karriere?

ARMIN DOLLINGER: Auf keinen Fall. Ich bin mir sicher, dass ich gegen den Kuziemski über die Runden gekommen wäre, wenn das mit der Rippe nicht in der zweiten Runde passiert wäre. Ich war gerade beim Arzt: Es hat mir die Knorpel an den Rippen direkt am Herzen abgerissen. Im Kampf hat das so komisch rumgewabbelt am Herzen. Das hat sich so angefühlt, als wenn man zu viel Wasser getrunken hat und es im Bauch so rumwabbelt. Nur war es halt am Herzen. Und die Schmerzen wurden immer schlimmer, ich konnte nicht mehr schnaufen. Ich habe mir Sorgen gemacht, ob die Rippen ein Organ durchbohren kann.

Warum haben Sie dann nicht aufgegeben?

Ich habe mir gesagt: Mach weiter, das wird schon werden. Ich habe mich dann aber in der fünften Runde in die Ecke gestellt. Weil: Aufgeben tue ich nicht. Ich habe gewartet, was der Ringrichter macht und er hat abgebrochen. Mist, aber ich mach mit Boxen weiter. Ich bin in Dresden auch gar nicht ins Krankenhaus. Ich hatte keinen Bock drauf. Und mit fünf Bier konnte ich auch ganz gut schlafen.

Die europäische Spitze ist wohl doch zu groß für Sie. Von ihren bis dahin 19 Gegnern hatten ja auch elf noch nie einen Kampf gewonnen.

Mei, ich hab halt blöd geboxt, weil ich gesehen habe, der schlagt nicht hart, da habe ich halt die Deckung vernachlässigt und dann kam der sakrische Schlag aufs Herz. Aber mein Manager, der Winni Spiering, mit dem ich aber nur einen Handschlagvertrag habe, weil ich keine Verträge mehr unterschreibe, der wird mir wohl wieder einen Kampf um die deutsche Meisterschaft besorgen. Und dann will er noch was Großes für mich besorgen. Ich werd’ öfter im Jahr boxen, nur einmal, da ist Ringrost da.

Sie liefen gegen Ihren polnischen Gegner Kuziemski im Deutschland-Trikot zu Rammsteins martialischen Klängen von „Sonne“ ein. Sollte das ein politisches Statement sein?

Awo, was hätte ich sonst anziehen sollen? Ich bin kein Nazi oder so ein Scheiß. Was kann ich denn dafür, dass es irgendwann mal den Hitler gab? Darf ich deswegen kein deutsches Eishockey-Trikot tragen? Ich bin Deutscher, es gibt nicht viele deutsche Boxer, also habe ich das angezogen.

Trotzdem kann das gerade gegen einen polnischen Gegner als Provokation verstanden werden, speziell, da der Wiking-Boxstall des umstrittenen Promoters Winfried Spiering gerne das Deutsche betont, etwa bei Felix Sturms Kampf gegen den damaligen Wiking-Boxer Sebastian Sylvester immer wieder die Deutschland-Nummer spielte.

Spiering und ich wir haben nichts weiter miteinander zu tun. Er hat mir den EM-Kampf besorgt, hat fair abgerechnet, damit ist das für mich erledigt. Die anderen Boxer, die Amis, die Polen und so, die bringen auch alle ihre Flaggen und so mit. Wieso darf ich als Deutscher in Deutschland dann kein Trikot tragen? Nur bei der EM und der WM, da hatten alle eine Deutschland-Fahne. Deswegen sind das aber keine Nazis – und ich auch nicht. Die Fußballer haben es bei der EM gemacht und ich habe das bei meiner EM eben auch getan. Damit hat es sich.

Interview: Matthias Kerber

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