Frühlingsmärchen! Deutschland steht im Halbfinale

Das Team von Bundestrainer Uwe Krupp ringt im Viertelfinale die Schweiz mit 1:0 nieder, jetzt geht es gegen Russland um die Medaillen. Nach der Partie sorgen die Eidgenossen für einen Eklat.
MANNHEIM Deutschland hat sein nächstes Sportmärchen!
Nach dem Sommermärchen der Fußballer bei der Heim-WM 2006 und dem Wintermärchen der Handballer 2007, sorgen nun die Eishockey-Stars für ein Frühlingsmärchen. Die deutsche Nationalmannschaft setzte sich in der mit 12500 Fans (unter ihnen Handball-Bundestrainer Heiner Brand) ausverkauften Mannheimer Arena im Viertelfinale mit 1:0 gegen die favorisierten Schweizer durch. Damit steht erstmals seit 57 Jahren (WM 1953!) eine deutsche Mannschaft wieder im Halbfinale einer Eishockey-WM. Es war der erste Sieg über die Schweiz seit 2002.
„Wir hatten heute die Chance, aus einem guten Turnier ein sehr gutes Turnier zu machen. Das ist uns gelungen. Wir haben den Heimvorteil voll genutzt“, sagte Krupp, der schon vor der Partie ein „Bauchgefühl“ hatte, „dass wir das packen“.
Es gibt sie eben, diese Momente, die keiner der Mitwirkenden vergessen kann. Das deutsche Eishockey hat bei der Heim-WM nach dem Eröffnungsspiel vor der Weltrekord-Kulisse von 77803 Zuschauern in der Schalke-Arena beim 2:1 nach Verlängerung über die USA nun durch den Sieg über die Schweiz einen zweiten solchen Moment erlebt. Dafür gab es ein großes Lob von DEB-Vizepräsident Erich Kühnhackl, dem Eishockeyspieler des Jahrhunderts, der 1976 die Deutschen zur Bronze-Medaille bei Olympia 1976 in Innsbruck geführt hatte. „Die Mannschaft hatte eine unglaubliche Chance, viel für das deutsche Eishockey zu tun. Das hat sie bravourös gemacht. Früher, da haben wir immer die Schweizer geschlagen, aber seit 10, 15 Jahren ist das anders. Es war Zeit, das zu ändern“, sagte Kühnhackl.
Die Schweizer, die von Sean Simpson (hat 2000 die München Barons zur DEL-Meisterschaft geführt hatte) trainiert werden, waren als klarer Favorit in die Partie gegangen. Und nach zwei Minuten musste auch gleich der Pfosten für Dennis Endras, den Hexer im deutschen Tor, retten. Danach musste der Keeper der Augsburger Panther immer wieder sein Ausnahmekönnen zeigen, um einen Rückstand gegen die Eidgenossen zu verhindern. Doch kurz vor der Drittelpause gingen Martin Plüss, dem Superstar der Schweiz, die Nerven durch. Nach einem Stockstich in die Weichteile gegen Deutschlands NHL-Star Christian Ehrhoff gab es eine Spieldauerdisziplinarstrafe, Plüss musste in die Kabine. „Der hat mich da getroffen, wo es richtig weh tut“, sagte Ehrhoff.
Ab Mitte des zweiten Drittels drehte das Team von Uwe Krupp („das ist mein größter Erfolg als Trainer, vergleichbar mit dem Stanley-Cup“) auf. Erst hatte Michael Wolf die Riesenchance, dann schoss Philip Gogulla die Deutschen in der 30. Minute in den siebten Eishockey-Himmel – 1:0!
Das Spiel wogte hin und her – aber Fortuna (vier Pfostenschüsse der Schweizer) hatte sich auf die Seite der Deutschen geschlagen, die im Halbfinale am Samstag auf Russland treffen. Nach Schlusspfiff erwiesen sich die Schweizer als schlechte Verlierer, sie zettelten eine Massenschlägerei an. Fäuste flogen, Blut floss. Ein Schweizer attackierte sogar den deutschen Co-Trainer Ernst Höfner. Kühnhackl: „Ein unwürdiges Ende einer tollen Partie.“
Matthias Kerber