Franz Beckenbauer: „Ich konnte schnell davonlaufen“

Der Bayern-Boss über seine Affinität zum Boxen: "Spannender als Fußball."
von  Abendzeitung
Zu gast bei Klitschko: Frank Beckenbauer, Boris Becker und dessenFreundin Lilly Kerssenberg.
Zu gast bei Klitschko: Frank Beckenbauer, Boris Becker und dessenFreundin Lilly Kerssenberg. © Bongarts/Getty Images

Der Bayern-Boss über seine Affinität zum Boxen: "Spannender als Fußball."

AZ: Herr Beckenbauer, Sie geben sich ja das volle Programm heute. Erst bei Bayern in der Allianz Arena, jetzt hier in der Stuttgarter Schleyer-Halle. Boxen nach Fußball, wie hat Ihnen denn Klitschkos Titelverteidigung gegen Gomez gefallen?

FRANZ BECKENBAUER: Das ist wirklich eine Wahnsinnsveranstaltung. Ich mag den Box-Sport, aber auch das große Spektakel drumherum. Das ist schon was anderes als beim Fußball. Das hier ist viel hektischer, viel umtriebiger, aber auch spannender. Das Geschehen hier am Ring kann man auch nicht mit dem Fernseh-Erlebnis vergleichen. Ein Fußballspiel im Stadion und daheim vor dem Fernseher, das sind ja auch zwei unterschiedliche Spiele.

Sie haben unter anderem schon Muhammad Ali live im Madison Square Garden in New York erlebt.

Ja, das war 1977 zu meiner Zeit bei Cosmos New York, das war der Kampf gegen Shavers. Ich habe Ali ja dann auch persönlich treffen können. Es war ja auch so, dass mich Ali regelmäßig um den Schlaf gebracht hat, ich habe mir in Deutschland zu seinen Kämpfen stets den Wecker gestellt und die Fights in der Nacht angeschaut. Und ich habe auch Sugar Ray Leonard live erlebt, den ich für den besten aller Zeiten in seiner Gewichtsklasse halte, so wie Ali der Beste im Schwergewicht war. Später, durch Henry Maske, und jetzt durch die Klitschkos, die ich ja privat sehr gut kenne, bin ich dem Boxen treu geblieben.

Ihr Urteil über Vitali?

Das war viel spannender als man vermuten konnte. Nach dem, was im Vorfeld über den Kubaner zu hören war, hätte ich gedacht, der hält mit Glück ein paar Runden durch. Dass Vitali den Kubaner noch ausgeknockt hat, das hat er sich verdient. Wobei ich zugeben muss, in den letzten Runden, da wurde es brutal, da habe ich gehofft, dass der Linienrichter abbricht.

Der Ringrichter.

Ja, genau, wir sind ja beim Boxen. Ja, da ging es dann um die Gesundheit, da hatte ich fast Angst um den Gomez, aber sie haben noch die Kurve gekriegt.

Wie sieht es mit eigenen Boxerfahrungen aus?

Ich war in meiner Jugend ja immer der Kleinste und der Schwächste, deswegen konnte ich ja immer so schnell davonlaufen. Das war meine Waffe. Wenn man der Kleinste und Schwächste ist, ist es nicht klug, die Großen herauszufordern. Das habe ich ganz früh gelernt.

Vitali und Wladimir, dessen Kampf gegen Ray Austin Sie am Ring verfolgt haben, haben sehr unterschiedliche Stile. Wie würden Sie die beschreiben?

Der Wladimir, der ist ein bisschen beweglicher, ein bisschen eleganter. Vielleicht kommt die Beweglichkeit daher, dass Wladimir ein paar Jahre jünger ist. Ich sehe es ja an mir, dass das Alter für die Beweglichkeit nicht wirklich förderlich ist.

Wladimir also eher der Beckenbauer des Boxens, Vitali der Gerd Müller?

Das hört sich sehr nett an, aber ich weiß nicht, ob man das aufs Boxen übertragen kann, da bin ich auch nicht Fachmann genug, um das zu beurteilen. Ich habe beim Boxen nur Laienverstand.

Weltmeister Felix Sturm sagte kürzlich, Boxen sei fairer als Fußball, da man sich da an die Regeln halte.

Dafür gibt es ja die Schiedsrichter, die dafür sorgen müssen in beiden Sportarten. Aber in letzter Instanz könnte er schon recht haben, der Sturm.

Interview: Matthias Kerber

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