Frankreich triumphiert im Hexenkessel
ZAGREB - Der neue Handball-Weltmeister, der Nachfolger von Deutschland, das sich bei der Heim-WM 2007 zum Champion gekärt hatte, heißt Frankreich. 24:19-Sieg bei der Nervenschlacht gegen Gastgeber Kroatien.
Frankreichs Handballer haben im Hexenkessel von Zagreb die Nerven behalten und sich die WM-Krone aufgesetzt. Fünf Monate nach ihrem Olympiasieg von Peking bezwangen die Franzosen Gastgeber Kroatien vor mehr als 15.000 enthusiastischen Fans 24:19 (11:12) und kürten sich zum Nachfolger des entthronten Titelverteidigers Deutschland. Beim dritten WM-Sieg nach 1995 und 2001 war Michael Guigou (10/7) bester Werfer für die Franzosen. Den Kroaten, Weltmeister von 2003, blieb dagegen zum insgesamt dritten Mal nur Silber. Bronze hatte sich zuvor Polen durch ein überraschend deutliches 31: 23 (14:11) über Europameister Dänemark geholt.
Immerhin über ein bisschen weltmeisterlichen Glanz darf sich auch die Bundesliga freuen: Der in Serbien geborene Welthandballer Nikola Karabatic, Torwart Thierry Omeyer (beide Kiel) und Regisseur Guillaume Gille (Hamburg) spielen für deutsche Klubs. Am Sonntagabend setzten sie sich nicht nur gegen die kroatische Mannschaft um Volksheld Ivano Balic durch, sondern auch gegen eine rot-weiße Wand von frenetischen Fans. 150.000 Karten hätten verkauft werden können, bis zu 800 Euro kosteten die Tickets auf dem Schwarzmarkt.
Doch nachdem die Kroaten schon nach dem Halbfinalerfolg über Polen mit Autokorsos und Handball-Party die Nacht zum Tag gemacht hatten, gingen die riesigen Erwartungen der kleinen Nation diesmal nicht in Erfüllung und die enttäuschten Fans schmissen am Ende Gegenstände aufs Feld. Die Vorentscheidung fiel fünf Minuten vor dem Ende, als der frühere Gummersbacher Daniel Narcisse mit seinem Tor zum 21:18 erstmals einen Drei-Tore-Vorsprung für die Franzosen besorgte. Die Kroaten blieben in dieser Phase dagegen acht Minuten lang ohne eigenen Treffer. Das von allen praktisch Experten erwartete Traumfinale, das beim 22:19 der Kroaten im unbedeutenden letzten Hauptrundenspiel bereits einen Probelauf hatte, war weniger ein spielerischer Höhepunkt als ein zähes Ringen. Die Abwehrreihen, bei den Franzosen wieder vom beim Halbfinalerfolg über Dänemark noch fehlenden Didier Dinart organisiert, gingen konzentriert und kompromisslos zur Sache, und dahinter zeigten auch die Torhüter Thierry Omeyer bei den Franzosen sowie Mirko Alilovic und Venio Losert bei den Kroaten immer wieder Glanzparaden.
Bei den Franzosen gelang Karabatic erst in der 38. Minute das erste Tor, auf der anderen Seite blieben die genialen „Balic-Momente“ beinahe komplett aus. Der fast schon traditionell angeschlagene Rechtshänder teilte sich die Rolle des Spielmachers zudem mit dem erst 20 Jahre alten Domagoj Duvnjak. Zwar legten die Kroaten immer wieder den Führungstreffer vor und konnten sich in der 32. Minute durch Blazenko Lackovic erstmals auf zwei Tore absetzen (13:11), doch die erfahrenen Franzosen um den treffsicheren Daniel Narcisse ließen sich nicht abschütteln und hielten die Partie weiter offen – und hatten am Ende wie schon im olympischen Halbfinale von Peking 2008 (25:23) die Nase vorn.
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