Frank Schleck: Verdächtig verschleiert
PAU Der zweite Ruhetag der Tour de France dauerte am Dienstag bis um 20.30 Uhr: Dann wurde bekannt, dass Frank Schleck bei der aktuellen Rundfahrt eine positive Dopingprobe abgegeben hat. Wie der Weltverband UCI am Abend mitteilte, wies eine Urinprobe des Luxemburgers vom 14. Juli das Diuretikum Xipamid auf. Diuretika werden im Radsport häufig dazu verwendet, Dopingmittel zu verschleiern.
Nach den Anti-Doping-Regeln der UCI führt der Befund nicht automatisch zu einer Sanktion durch die Tour oder den Verband. Allerdings reagierte Schlecks Rennstall RadioShack prompt und nahm den letztjährigen Tour-Dritten aus dem Rennen. Das Team hat keine Erklärung. „Es ist kein Produkt, das in einem von der Mannschaft benutzten Medikament enthalten ist”, heißt es in einer Mitteilung. Man wolle mit den Behörden zusammenarbeiten, unterstrich der Rennstall.
Schleck hat vier Tage Zeit, die Öffnung der B-Probe zu beantragen. Am ersten Ruhetag der 99. Tour hatte die Polizei in Macon den Franzosen Remy Di Grégorio wegen des Verdachts des Handels mit Dopingmitteln festgenommen. Der Hintergrund waren seit einem Jahr laufende Doping-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Marseille.
Schlecks positiven Befund bei der am Tag der 13. Etappe entnommenen Probe lieferte das bekannte und bei Dopern berüchtigte Labor Chatenay-Malabry am Stadtrand von Paris. Dort wurden 1999 auch die positiven und erst sechs Jahre später analysierten EPO-Proben von Tour-Rekordsieger Lance Armstrong untersucht.
Schleck, der Teamkollege der deutschen Fahrer Andreas Klöden und Jens Voigt, war als einer der Kapitäne von RadioShack in die Frankreich-Rundfahrt gestartet. Nach Problemen in der ersten Woche rangiert der 32-Jährige derzeit auf Rang zwölf. Neben seinem Bruder Andy, der sich vor der Tour verletzt hatte, musste die Equipe auch auf ihren Manager Johan Bruyneel verzichten. Der Belgier ist in die Ermittlungen der US-Anti-Doping-Agentur USADA im Fall Armstrong verwickelt.
Schleck war bereits 2008 unter Dopingverdacht geraten, als ihm Überweisungen aus dem Jahr 2006 an den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes, der im Mittelpunkt der Operacion Puerto stand, nachgewiesen werden konnten. Schleck behauptete, er habe nur Trainingspläne bekommen. Die Luxemburger Anti-Doping-Agentur (ALAD) stellte das Verfahren ein.
Diuretika-Befunde sind im Radsport nicht selten. Im Vorjahr war beim Russen Alexander Kolobnew ebenfalls ein harntreibendes Mittel entdeckt worden. Der Fahrer wurde daraufhin von seinem Team Katusha aus dem Rennen genommen. „Diuretika werden im Radsport dazu benutzt, andere Präparate aus dem Körper zu spülen”, erklärte Helge Riepenhof, Teamarzt bei Omega Pharma-Quick Step und damit von Tony Martin. „Die Gabe ist ansonsten kontraproduktiv, weil Diuretika Flüssigkeiten entziehen und damit auch Minerale.”