Fragen und Antworten zur Russland-Frage

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat in drei Fällen den Ausschluss von früher gedopten russischen Athleten abgelehnt. Was bedeutet diese Entscheidung für andere Sportler, für die weiteren Wettbewerbe?
sid |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Schwimm-Weltmeisterin Julia Jefimowa.
dpa Schwimm-Weltmeisterin Julia Jefimowa.

Rio de Janeiro - Den Antrag auf Starterlaubnis der russischen Schwimm-Weltmeisterin Julia Jefimowa und den beiden Ruderern Anastassija Karabelschtschikowa und Iwan Podschiwalow hat der Interantioanle Sportgerichtshof CAS allerdings auch zurückgewiesen.

Wer über die Teilnahme nun letztlich bestimmt, blieb nach der Mitteilung zunächst offen. Im Falle der Ruderer empfahl der CAS, dass der Weltverband FISA entscheiden solle. Nach dem CAS-Urteil wird erwartet, dass auch weitere betroffene Sportler kurz vor Beginn der Sommerspiele noch klagen könnten.

Was ist passiert?

Eine dreiköpfige IOC-Kommission hat am Donnerstagabend (Ortszeit) in Rio abschließend entschieden, welche russischen Sportler an den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen: Es sind insgesamt 271. Könnten es noch mehr werden? Ja! Es sind noch Fälle in der Schwebe, etwa die von zwei Ruderern oder der von Schwimm-Weltmeisterin Julia Jefimowa. Alle hatten zunächst keine Startberechtigung erhalten, weil sie das IOC aussperrte. Begründung: Kein russischer Athlet, der jemals des Dopingmissbrauchs überführt worden ist, darf in Rio starten.

Warum dürfen Jefimowa und Co. trotzdem hoffen?

Weil die Ad-hoc-Kammer des Internationalen Sportgerichtshofes CAS die betreffende IOC-Regel 3 am Donnerstagabend wie erwartet gekippt hat. Die betreffenden Fälle gehen jetzt zurück zu den Weltverbänden, die wiederum beim IOC vorstellig werden müssen - der Nominierungswahnsinn erreichte damit am Tag vor der Eröffnungsfeier eine neue Dimension.

Wie viele russische Athleten dürfen NICHT starten?

387 Namen standen ursprünglich auf der russischen Athletenliste, darunter aber auch die schon seit mehreren Wochen im Block gesperrten 67 Leichtathleten. Darüber hinaus fielen nur 49 weitere Athleten durch. Alle anderen sollen demnach auch die weitere IOC-Vorgabe erfüllen, dass sie zuverlässig durch negative Doping-Tests außerhalb des maroden russischen Systems entlastet wurden - fragwürdig, dass dies tatsächlich der Fall ist.

War damit rechnen, dass tatsächlich so viele Russen starten dürfen?

IOC-Kritiker taten dies, IOC-Befürworter nicht. DOSB-Präsident Alfons Hörmann etwa sagte noch vor knapp zwei Wochen, dass er sich der Prognose anschließe, dass eher 40 bis 50 russische Athleten nominiert werden würden als 150 bis 200. Nun sind es: mindestens 271.

Was ändert sich für Whistleblowerin Julia Stepanowa?

Nichts! Sie darf nicht starten - was seit Donnerstag mehr denn je eine der größten Ungerechtigkeiten der Sportgeschichte darstellt. Sie war genau wie Jefimowa einst gedopt, doch während die Schwimmerin nach dem CAS-Entscheid wieder hoffen darf, kann sich Stepanowa einen Start weiter abschminken. Das IOC hat sie mit einem Bauerntrick als "neutrale Athletin" eingeordnet und ihr so die Grundlage für eine Klage vor dem CAS genommen.

Ist die Sache für Thomas Bach nun ausgestanden?

Die Glaubwürdigkeit des IOC und seines Präsidenten hat nach diesem perfiden Possenspiel gewaltigen Schaden genommen. Allein: Kurzfristige Konsequenzen müssen Bach und seine Helfershelfer - die meisten von ihnen sind streng auf Linie getrimmt - nicht fürchten. Eine schlagkräftige Opposition ist weit und breit nicht in Sicht. Ob sich allerdings unter diesen Umständen langfristig noch olympische Gastgeber außerhalb schlecht beleumundeter Staaten finden lassen, ist fraglich.

Warum dürfen die Russen sogar unter Landesflagge starten...

...obwohl der McLaren-Report ein staatlich organisiertes Doping-System nachwies?

Das weiß nur das IOC, nur Bach. Ganz tief blicken lässt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird: Die neun kuwaitischen Sportler in Rio müssen unter neutraler Flagge starten. Das NOK ihres Landes hat das IOC ohne mit der Wimper zu zucken suspendiert - wegen politischer Einflussnahme in sportliche Belange! Dagegen weht am Freitag im Maracana und bei jeder Siegerehrung mit russischen Medaillengewinnern in Rio die Flagge des Landes, das bei den letzten Winterspielen unter staatlicher Aufsicht (!) die komplette Sportwelt betrogen hat.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.