Formel 1: Mercedes dreht am Rad
Am Sonntag startet die Formel 1 in die neue Saison. Bei den Silberpfeilen kracht es hinter den Kulissen. Lewis Hamilton wirft Teamkollege Nico Rosberg Dummheit vor.
München - Der Silberpfeil ist endlich mal ein großer Wurf, da fliegen im Team plötzlich die Fetzen. Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg. Giftpfeile im Fahrerlager, Hass-Duell auf der Piste. Auslöser ist eine geschmacklose Aussage von Hamilton. „Nico braucht länger, um manches zu erfassen“, lästerte der Brite. Mit anderen Worten: Rosberg ist zu blöd für die Formel 1.
Welcher Teufel hat Hamilton vor dem Saisonauftakt in Melbourne (7 Uhr, RTL und Sky) bloß geritten? „Er hat einfach Angst, dass Nico im Team bevorzugt wird“, sagt der deutsche Tourenwagen-König Klaus Ludwig der AZ.
Der Ex-Rennfahrer kennt Nico Rosberg seit dessen Kindheit. Ist er wirklich so begriffsstutzig, wie Hamilton meint? Ludwig: „Nein, Quatsch. Nico ist ein ganz intelligenter Bursche.“
Auch wenn Hamilton das vielleicht nicht so gemeint haben könnte, steht sein Teamkollege jetzt ziemlich dumm da. Und dann lobt sich der Glamour-Boy auch noch selbst. Er habe viel weniger Zeit mit den Ingenieuren verbracht als Rosberg und sei trotzdem zu denselben Erkenntnissen gekommen.
Ludwig: „Feindschaften gab es schon immer in der Formel 1. Das gehört zur Show. Ich denke da sofort an Senna und Prost.“
Und was sagt Rosberg? [/TEXTANLAUF]Der hält sich erstaunlich zurück und nimmt die Aussagen angeblich nicht so ernst: „Wir haben zwei unterschiedliche Herangehensweisen, und das ist gut so.“ Rosberg-Freund Ludwig ist überzeugt: „Insgeheim lacht Nico über diese Sprüche. Er wird Hamilton die passende Antwort auf der Strecke geben.“
Dennoch: Mal sehen, wie lange sich Rosberg von Lästermaul Hamilton so auf der Nase herumtanzen lässt. Wirkliche Freunde waren die beiden ohnehin noch nie. Obwohl sie in Monte Carlo praktisch Tür an Tür wohnen, hat Rosberg den Teamkollegen im vergangenen Jahr noch nicht mal zu seiner Hochzeit eingeladen.
Bei Mercedes kann es jetzt nur heißen: Niki Lauda, übernehmen Sie! Der Formel-1-Boss der Silbernen sollte Hamilton ganz schnell den Kopf waschen.
Sonst tragen seine Fahrer ihren Kleinkrieg am Ende noch auf der Strecke aus, krachen sich wie einst Senna und Prost gegenseitig ins Auto. Darüber würden sich dann vor allem zwei Herrschaften besonders freuen: Weltmeister Sebastian Vettel und Ferrari-Star Fernando Alonso.
Aus eigener Kraft hat Vettel derzeit keine Chance, die Silberpfeile von der Überholspur zu drängen. Ex-Weltmeister Mika Häkkinen schreibt Seb schon vor dem ersten Rennen ab. „Es wird Monate dauern, bis Red Bull den Rückstand aufgeholt hat“, sagt der Finne. Klar: Häkkinen ist ja auch Mercedes-Markenbotschafter.
Was aber, wenn Vettel ein Jahr lang nur hinterherfährt? Angeblich hat er wie alle Topfahrer auch eine Ausstiegsklausel in seinem 20-Millionen-Euro-Vertrag. In Vettels Fall könnte das bedeuten: Gewinnt er in diesem Jahr kein einziges Rennen, könnte er zum Saisonende zu einem anderen Team wechseln.
Doch daran mag Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko (noch) nicht denken. „Warum soll er im Moment zu Ferrari oder Mercedes gehen? Noch dazu, dass er dort einen Alonso oder Hamilton als Teamkollegen hätte“, sagt der Österreicher, „ich sehe für Sebastian im Moment keine Alternative zu uns.“