Fliegen und trinken gratis
Peking? Ja, da war mal was. Hier erzählt der Alexander Grimm, der erste deutsche Olympiagewinner von Peking, was einem Olympiasieger passiert.
AZ: Herr Grimm, erzählen Sie uns doch ein bisschen über den ganz normalen Wahnsinn, der in Ihrem Leben nach Ihrem Goldtriumph von Peking Einzug gehalten hat.
ALEXANDER GRIMM: Es gab einen Empfang im Rathaus in Augsburg, Mit Böllersalven, das ganze Programm. Ich durfte mich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Ich! Das ist für mich, der ich in Augsburg geboren und aufgewachsen bin und auch immer noch hier bei meinen Eltern leben, eine unglaubliche Ehre. Ich durfte mich zwar schon im Goldenen Buch in Sonthofen verewigen, aber Augsburg ist schon etwas Besonderes für mich. Dann jubeln einem hunderte Menschen zu. Und bei mir daheim, da standen alle Nachbarn Spalier, die hatten ein Plakat über die Haustür gehängt, und gerade als ich die Schwelle überschreiten wollte, haben sie so richtig ein Feuerwerk abgefackelt.
Und wie haben Sie selber die Heimkehr gefeiert?
Ich habe mir mein Lieblingsessen gegönnt.
Also haben Sie sich von der Mama bekochen lassen?
Nein, ich aß einen Döner Kebab mit Freunden in der Stadt, den gönne ich mir manchmal.
Gab’s schon andere Belohnungen? Von Sponsoren etwa?
Auf den Olympiapässen stand drauf, was man kriegen würde, wenn man Gold holt. Das haben wir vorher gelesen und darüber gescherzt. Jetzt ist es wahr. Mercedes stellt mir für ein Jahr ein Auto zur Verfügung, ich kriege ein Jahr kostenlos Strom fürs Haus, dazu Freiflüge in Europa. Und 50 Liter Bier. Wahlweise alkoholfrei oder echt. Für ein Gartenfest ist damit also gesorgt.
Haben Sie Ihren Erfolg schon realisiert, oder müssen Sie die Goldene immer mal wieder zücken, um es überhaupt glauben zu können?
Bei den Empfängen habe ich sie eh dauernd umhängen, die ist fast angewachsen. Zum Glück hatte ich sie beim Heimflug bei mir, denn mein gesamtes Gepäck ist in Peking hängen geblieben. Da war auch das Gratulationsfax von Bundespräsident Köhler drin.
Dafür sind sicher schon ganz viele andere Briefe angekommen. Auch welche nach dem Motto: Weiblich, ledig, jung sucht Olympiasieger?
Ja, es gab eine riesige Menge Fanpost, bis auf Heiratsanträge war alles dabei. Da waren einige Frauen dabei, die sich mir als Freundinnen angeboten haben. Vielleicht weil man über mich berichtet hatte, dass ich Single bin und noch bei meinen Eltern lebe. Aber ich kann nur sagen: Ich habe im Moment keine Zeit für eine Freundin.
Was hat Sie denn neben Ihrem Goldlauf bei Olympia am meisten bewegt?
Alles. Allein an der Strecke zu stehen und die Leute zu hören, die einem zujubeln, da hatte ich Gänsehaut bevor ich ins Boot stieg. Einige, die schon öfter bei Olympia dabei waren, haben was kritisiert, etwa dass in Athen das eine oder andere besser war. Für mich war alles toll. Etwa die Eröffnungsfeier. Direkt hinter Dirk Nowitzki einzumarschieren, da bin ich wie ein kleines Kind mit großen Augen rumgelaufen. Oder beim Frühstück neben Fabian Hambüchen zu sitzen, oder von Franzi van Almsick begrüßt zu werden. Aber auch die Taxifahrt nach dem Erfolg werde ich nie vergessen. Der fuhr nur 40 Stundenkilometer, aber er konnte nichts sehen, weil die Scheiben so beschlagen waren. Der ist blind gefahren! Ich habe ihm zeigen müssen, wo und was der Scheibenwischer ist. Schneller gefahren ist er dann aber auch nicht. Auch das wird in der Familiengeschichte bleiben.
Interview: Matthias Kerber
- Themen:
- Dirk Nowitzki
- Horst Köhler