Ferrari offenbart seine rote Göttin - sie ist 60
MUGELLO - Die Italiener präsentieren ihren neuen Wagen als erstes Formel-1-Team. Der rote Renner heißt F 60. Die Zahl steht für die Anzahl der Weltmeisterschaften, an denen die Scuderia bisher teilgenommen hat.
Eine Garagentür öffnet sich, die Musik wird dramatisch und Sekunden später enthüllen Felipe Massa und Kimi Räikkönen die „rote Göttin“: Mit einem kurzen Video-Clip im Internet hat Ferrari am Montag als erster Formel-1-Rennstall sein Auto für die WM 2009 vorgestellt. Im Zuge des Sparkurses aller Teams verzichtete der Konstrukteurs-Champion vor seinem 60. Jahr in der Motorsport- Königsklasse auf jeglichen Pomp. Ein paar schnell geschnittene Bilder aus einer Werkshalle, einige aufgezeichnete Interview-Schnipsel vor einer roten Werbewand – dann ist die offizielle Präsentation des neuen Boliden vorbei. „Das ist ein emotionaler Moment“, versicherte Vize-Weltmeister Massa dennoch. Anzahl der Weltmeisterschaften, an denen die Scuderia bislang teilgenommen hat.
Kurz darauf durfte der Brasilianer, dem beim spektakulären Finale der Vorsaison nur eine halbe Runde zum Titel fehlte, im italienischen Mugello die Jungfernfahrt in seinem neuen Dienstwagen absolvieren. Unter den Augen von Rekordweltmeister Michael Schumacher wurde um 10.35 Uhr der Motor des Gefährts, das zu Ehren von Ferraris Jubiläumssaison F60 heißt, zum ersten Mal gezündet. Behutsam umrundete Massa viermal den Kurs, ehe er den Renner wieder parkte. „Wenn man das Auto das erste Mal auf die Strecke bringt, ist das ein ganz besonderes Gefühl“, sagte der Brasilianer. „Wir werden das Maximum geben, um zu gewinnen“, kündigte Teamchef Stefano Domenicali den Angriff auf Fahrer-Weltmeister Lewis Hamilton an.
Dabei setzen die Italiener erneut auf die Unterstützung von PS- Pensionär Schumacher. Der Ferrari-Berater, der 2006 seine aktive Laufbahn beendete, soll vor allem beim Umgang mit den Reifen sein Wissen einbringen. „Er hat neben unserem Testfahrer Luca Badoer viel Erfahrung mit den profillosen Slicks. Deshalb wird er ein wichtiger Bestandteil unseres Entwicklungsprogramms sein“, sagte Domenicali. Massa sieht in Dauerrivale McLaren-Mercedes erneut den schärfsten Konkurrenten im Kampf um die WM-Krone. „Aber auch BMW arbeitet sehr hart und wird jedes Jahr stärker“, urteilte der Brasilianer. Die Nervenschlacht des vergangenen Jahres habe ihn noch besser gemacht, versicherte der 27-Jährige. „Ich fühle mich erfahrener und stärker. Ich bin bereit für diese Saison“, betonte Massa mit Blick auf die Ende März in Melbourne beginnende WM. Domenicali aber warnte: „Wir haben keine Ahnung, wo wir stehen. Alles ist neu, und wir sind das erste Team mit einem neuen Auto.“
Wegen des Wintereinbruchs auf ihrer Hausstrecke in Fiorano hatte die Scuderia die Premierenfahrt kurzfristig nach Mugello verlegen müssen. „Es ist schön, wieder im Auto zu sitzen“, sagte Räikkönen. Der Champion von 2007 will die verpatzte Vorsaison, als er sich mit Rang drei begnügen musste, schnell vergessen machen. „Das letzte Jahr war nicht das, was ich wollte. Aber das ist Vergangenheit“, erklärte der Finne. Optisch hat der Ferrari wegen umfangreicher Regeländerungen vor allem im Bereich Aerodynamik nicht mehr viel mit dem Vorjahres-Modell zu tun. „Das ist ein komplett neues Auto. Wir haben mit einem weißen Blatt Papier begonnen“, berichtete Technik-Direktor Aldo Costa. Der Frontflügel ist breiter, der Heckflügel schmaler, die Nase des Autos steht ungewohnt hoch. „Nach einer Weile gewöhnt man sich dran“, urteilte Räikkönen. Und Massa meinte: „Hoffentlich ist es so schnell, wie es aussieht.“