„Feng Shui für Pferde“

Max Kühner, Münchens bester Springreiter, über seinen Traum von der Weltmeisterschaft, die hohen Kosten seines Sports, streitbare Methoden im Training – und Luxus für die edlen Tiere.
AZ: Herr Kühner, am Wochenende starten Sie beim internationalen Turnier in Dortmund (Samstag, 14 Uhr und Sonntag 13.45 Uhr live im WDR). Zuvor hat der neue Bundestrainer, Otto Becker, erklärt, er wolle Talente unter den deutschen Springreitern stärker fördern. Hat er damit Sie gemeint?
MAX KÜHNER: Otto Becker will bei der Förderung in die Breite gehen. Natürlich hoffe ich, im A-Kader zum Zug zu kommen. Aber dafür muss ich konstant Leistung bringen. Momentan ist mein Ziel mich in der Weltrangliste zu stabilisieren, da belege ich momentan den 50. Platz. Und ein Traum wäre natürlich bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft teilzunehmen.
Springreiter-Legende Ludger Beerbaum hat kürzlich sein Pferd All Inklusive verkauft und dafür sogar in Kauf genommen, dass er aus dem A-Kader gestrichen wird. Haben Springreiter Geld so nötig?
Man muss wissen: Mit dem Sport selbst kann man kein Geld verdienen. Ein Toppferd zu unterhalten ist extrem teuer, hinzu kommen die Reisekosten zu den Turnieren. Da müssen wir Springreiter auch ganz rational und wirtschaftlich denken.
Wie können Sie ihren Sport finanzieren?
Ich habe junge Pferde preisgünstig gekauft und selbst ausgebildet. Ich habe in Sabina Illbruck eine Hauptsponsorin oder Mäzenatin, die mich unterstützt. Außerdem habe ich meine private Leasing-Firma, die etwa 70 Prozent meiner Arbeitszeit in Abspruch nimmt - meine ganze Freizeit investiere ich dann in den Pferdesport.
Sie waren im Dezember im Fokus anonymer Vorwürfe wegen tierschutzwidrigen Verhaltens. Der Bayerischen Reit- und Fahrverbandes hat Sie freigesprochen, aber die Trainingsmethode, bei Wasserhindernissen mit Draht zu arbeiten kritisiert.
Das war damals ein privater Rachefeldzug gegen mich. Da hat jemand die nach den Doping-Enthüllungen von Olympia ohnehin angespannte Situation ausgenutzt um mich bewusst zu schädigen. Die Vorwürfe gegen mich haben sich als nicht haltbar erwiesen und das Verfahren wurde eingestellt.
Was hat es mit den Trainingsmethoden auf sich?
Ich würde niemals eines meiner Pferde schädigen. Schon allein aus wirtschaftlicher Sicht wäre es unsinnig, ein Toppferd, das den Wert von einer Million Euro hat, bewusst zu verletzen. Im Gegenteil: Es wird sehr viel Geld und Geduld in das Wohlbefinden eines Turnierpferdes investiert.
Zum Beispiel?
Jedes Springpferd hat seinen Whirlpool und sein Solarium, hinzu kommen Massagedecken, Magnetfeldbehandlungen. Manche legen ihnen sogar noch Stofftiere in die Box. Ich glaub es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Stall-Boxen nach Feng Shui für Pferde ausgerichtet werden (lacht).
Was ist das Pferd für Sie: Geschäftspartner oder eher Kumpel?
Das liegt immer am jeweiligen Pferd. Manche brauchen einen sensiblen Freund, andere einen strengen Partner. Wie in menschlichen Beziehungen auch, muss man auf die Befindlichkeiten und den Charakter des anderen Rücksicht nehmen.
Interview: Reinhard Keck