Felix kriegt die Kurve
Neureuther fährt beim Slalom in Kitzbühel nach Startschwierigkeit aufs Podest – nur Konkurrent Marcel Hirscher ist schneller. „Ich wollte locker bleiben, das ist mir gelungen”, sagt der Skifahrer
KITZBÜHEL Felix Neureuther hatte in Wengen mit einem Tarzanschrei vorgelegt, diesmal war wieder Marcel Hirscher dran. Nach seinem zweiten Lauf am Kitzbühler Slalomhang fuhr der Österreicher im Zielbereich fast die Begrenzungsplanen hoch, ballte seine Hände zu Fäusten und brüllte der Menge entgegen – seht her, ich hab’s gepackt!
Nachdem der Deutsche den Österreicher sieben Tage zuvor in Wengen auf Platz zwei verwiesen hatte, schlug Hirscher zurück, kehrte die Verhältnisse wieder um. „Ihn zeichnet eben dieser unbedingte Siegeswille aus”, sagt Neureuther anerkennend. Der 28-jährige Partenkirchener war mit Rang zwei aber nicht unzufrieden, zumal er nach Durchgang eins noch auf Rang sieben gelegen hatte. „Ich wollte locker zu bleiben, das ist mir gelungen”, freute sich der Weltcup-Vierte.
Ständig Herr der Lage und auf Zug, brachte Neureuther seinen zweiten Lauf sicher und schnell nach unten, ballte im Zielraum die Hand zur Faust und blies kurz die Backen auf. „Den zweiten Durchgang bin ich taktisch klug angegangen”, sagte er, „aber es geht schon noch schneller.” In Durchgang eins war Neureuther dagegen „nicht richtig auf Geschwindigkeit” gekommen. „Ich bin auf Sicherheit gefahren, das war zu passiv.”
Dass sein toller zweiter Lauf nicht mit dem fünften Weltcup-Sieg belohnt wurde, lag einzig am Dominator dieses Winters Hirscher, der bei acht Slaloms immer auf dem Podium stand und nun in seinem 100. Weltcup erstmals am Ganslernhang siegte. „Marcels Aggressivität war der Hammer”, lobte ARD-Experte Markus Wasmeier. Seit 2009 hatte kein Österreicher mehr in Kitzbühel triumphiert, beim Slalom siegten seit 2005 stets andere. „Ich hab zwar immer gesagt, es ist nicht so wichtig, hier zu gewinnen”, sagte der Sieger. „Aber wenn man bei den Großen dabei sein will, dann muss man hier gewonnen haben” – so wie Neureuther 2010.
Neuauflagen des Duells gibt’s am Dienstag beim Parallelslalom in Moskau und dann am 17. Februar im WM-Slalom von Schladming. „Marcel ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Dass er zu schlagen ist, hat man letzte Woche definitiv gesehen”, sagte Neureuther und freute sich, dass er psychisch voll auf der Höhe ist: „Ich konnte dem Druck Stand halten – insofern war's eine extrem gute Generalprobe für Schladming.” Hirscher dagegen meinte: „Es wird nicht leichter! Der Druck erhöht sich schon”, gerade bei einer Heim-WM. Mit Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hirscher und Neureuther? „Ein Zweikampf Hirscher gegen Neureuther ist es nicht – es sind schon noch andere sehr gut unterwegs”, sagte der Deutsche.
Zum Beispiel der ewige Ivica Kostelic (Kroatien), Dritter in Kitzbühel und zum vierten Mal in Folge Kombinations-Sieger. Fritz Dopfer dagegen, die zweite deutsche Hoffnung, lag nach Durchgang eins nur eine Hundertstel hinter Neureuther und wurde am Ende starker Siebter.
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