Die nächsten Schritte des FC Bayern nach angekündigtem Pesic-Abschied
München – Als das Unvermeidliche auch öffentlich ausgesprochen war, gingen Herbert Hainer und Marko Pesic gleich wieder an die Arbeit. Die Kaderanalyse war das Thema im nächsten Meeting des Präsidenten und des (Noch)-Geschäftsführers. Und klar, auch Dragan Tarlac, der Sportdirektor und bald Geschäftsführer Sport des FC Bayern Basketball saß mit in der Runde.
"Wir nehmen erstmal eine Analyse der Saison vor", skizzierte Hainer die Agenda, "was ist gut gelaufen, was ist weniger gut gelaufen. Auf welchen Positionen sind wir sehr stark vertreten, welche Positionen wollen wir verbessern. Welche Spieler haben Vertrag für die nächste Saison, welche Verträge laufen aus."
"Mein Fokus wird noch höher sein als zuvor, bei allen anderen auch"
Die Meinung, die Expertise und die Ratschläge von Pesic waren umgehend wieder gefragt, denn auch wenn Ende 2025 ein dann 15 Jahre währendes Kapitel endet und nur eine Beraterrolle bleibt, bis dahin will sich der 48-Jährige mit aller verbliebenden Kraft seinen Aufgaben widmen. "Mein Fokus wird noch höher sein als zuvor, bei allen anderen auch", sagte Pesic, in dessen Blick dennoch zuweilen Melancholie lag.
Die Farewell-Tour des früheren Nationalspielers hat aber noch lange nicht begonnen und nachdem sein bevorstehender Abschied verkündet wurde, warten wieder die Härten des Tagesgeschäfts.
"Wir spielen jetzt in einem ganz anderen Zirkus"
Ein Leitbild für ihn und seine Nachfolger laute wie folgt: "Wir müssen schauen, wo ist der Verein in vier oder fünf Jahren." Nicht nur den Blick auf das Hier und Jetzt zu richten, sondern Entwicklungen nicht zu verschlafen und zu antizipieren, ist eine Maßgabe. Daher wird die Last der Verantwortung künftig von zwei Männern getragen, neben Tarlac übernimmt dies der gebürtige Münchner Adrian Sarmiento, der seit langer Zeit im Sendlinger Westpark arbeitet, ist und die wirtschaftlichen Geschäfte künftig übersieht.
"Der Verein ist größer geworden und muss sich entwickeln, und das auf ein paar Schultern zu verteilen, ist nicht mehr genug", erklärte Pesic, dem man den Kräfteverschleiß anmerkt.
Hainer verdeutlichte: "Wir spielen jetzt in einem ganz anderen Zirkus. Wir müssen uns noch mehr fokussieren, um die richtigen Spieler früh zu finden und ihnen das Gen des FC Bayern einzuimpfen. Und wir wollen beide Arenen permanent voll haben und der Service weiter ausbauen." Der frühere NBA-Profi Tarlac (51) und Sarmiento (38) wurden dafür als geeignet identifiziert und deshalb auf eine externe Lösung verzichtet.
Erst der Meistertitel, dann der Angriff auf Europas Spitze
Ab Juli werden beide sozusagen im Feuer stehen, anstelle Pesics, der dann sechs Monate lang in begleitender Rolle agieren soll. "Dragan ist ein absoluter Profi, er hat unheimlich viel internationale Erfahrung, ist ein Gewinn für uns", lobte Hainer den Serben und schwärmte über dessen künftigen Führungskollegen: "Adrian kennt das Geschäft in- und auswendig, ich bin ein absoluter Fan von ihm, er ist kreativ und ideenreich."
Starten will das Duo mit der fünften Bundesliga-Meisterschaft in der Pesic Ära im Rücken. Diese ist nach dem zu frühen Euroleague-Aus und dem laut Hainer "versemmelten" Pokaltriumph fast schon zur Pflicht erwachsen. "Wir hatten keine Zeit zum Trainieren, jetzt haben wir Zeit zum Trainieren. Wir werden für die Playoffs gerüstet sein", versprach Pesic.
Mittelfristige Aufgabe: Neuen Cheftrainer für Bayern suchen
Klappt bis in den Juni alles wie gewünscht, wird schon bald auch der nächste Angriff auf Europas Spitze geplant. Der finanzielle Nachteil soll den FCBB ebenso wie Pesics Servus daran nicht hindern. "Wir haben im Fußball bewiesen, dass wir mit weniger Geld als Paris oder Manchester City vorne mitspielen können. Dasselbe versuchen wir Basketball", sagte Hainer.
Eine Aufgabe, die mittelfristig auf das neue Führungsduo zukommen wird, ist die Suche nach einem neuen Cheftrainer. Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, wird Gordon Herbert seinen Vertrag beim FC Bayern nicht verlängern, der Kanadier übernimmt ab Sommer 2026 den Posten des Nationaltrainers seiner Heimat.