"Über Eishockey-Ergebnisse gesprochen": So erklärt Herbert den Zoff mit Belgrad-Star Kalinic
München - Gordon Herbert gestikulierte wild, stieß Schimpftiraden aus, war voller Adrenalin und völlig außer sich. Er zeigte Belgrads Star Nikola Kalinic, mit dem er sich so in die Wolle bekommen hatte, sogar den Vogel, als dieser gar auf den Trainer des FC Bayern Basketball losgehen wollte. Herbert sah in diesem Moment nicht wie der Sieger dieses verrückten Abends aus, aber das änderte sich schnell, den lautstarken, verbalen Zoff hatte er bald hinter sich gelassen.
Herbert nach Zoff: "Haben nur über Eishockey-Ergebnisse gesprochen"
"Wir haben nur über die Eishockey-Ergebnisse von gestern Abend gesprochen. Ich war enttäuscht, dass mein Team verloren hat", witzelte der 66-Jährige später und schickte hinterher: "Dann haben wir noch darüber gesprochen, dass die Eishockey-Playoffs bald beginnen." Die in der Profiliga NHL, meinte Herbert, der aus dem Eishockey-Mutterland Kanada stammt und den Sport intensiv verfolgt.
Aber Eishockey so wichtig in Serbien? Das wäre neu, die Nationalmannschaft liegt auf Weltranglistenplatz 31, spielt in zwei Wochen international drittklassig in der Division II gegen Puck-Giganten wie Australien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Belgien, Israel und die Niederlande. Dass die Leidenschaft Kalinics ausgerechnet so kurz nach diesem Nervenkrimi entbrennt, diesem Spiel um alles, das Roter Stern Belgrad denkbar knapp in der Verlängerung mit 93:97 verlor? Ausgeschlossen. Herbert wollte bloß kein Öl ins Feuer gießen.
Nicht nur Krawallmacher aus Serbien sorgen für aufgeladene Stimmung
Hitzig und aufgeladen war das erste Spiel der Münchner in den sogenannten Play-Ins der Euroleague ohnehin genug. Ob von außen durch einige Krawallmacher unter den Belgrader Anhängern oder auch im deutsch-serbischen Duell, das hin- und herwogte, eine echte Strapaze für Kopf und Körper war. "Da waren eine Menge Emotionen drin, es lag viel Druck auf Roter Stern. Die Niederlage hat Frust ausgelöst, und dann kamen die Emotionen, das ist normal in einem Spiel, das so bedeutend ist", kommentierte FCBB-Kapitän Vladimir Lucic so gelassen, als rede er über den Wochenend-Einkauf.
Vielleicht war es diese Art der Souveränität, die den Bayern auch den Erfolg brachte - gepaart mit der Genialität von Nick Weiler-Babb, der einen Zauberpass zum entscheidenden Dunking von Devin Booker mit dem Rücken zum Spiel stehend durch das SAP Garden schickte. Vom komplett ausflippenden Magentasport-Experte Per Günther wurde dieser magische Geistesblitz spontan als "Pass des Jahrhunderts" gefeiert.

Herbert: "Waren am Morgen noch wie ein Team voller lebender Toter"
Irgendwie passend, dass Weiler-Babb, dessen Wert sich auch an seinen herausragenden Fähigkeiten als Verteidiger bemisst, am Mittwoch als erster Bayern-Profi die Auszeichnung zum besten Defensivspieler der Euroleague-Saison erhielt. Herbert bewunderte die Wandlung des gesamten Teams, das innerhalb weniger Stunden Reserven fand, wo keine zu sein schienen. "Wir waren am Morgen noch wie ein Team voller lebender Toter", schilderte der Weltmeistercoach, "aber irgendwie haben wir dann die Energie und den Willen gefunden, uns durchzukämpfen."
Durchzukämpfen im fünften Spiel in zehn Tagen, dem das nächste "Do-or-die"-Duell auf dem Fuße folgt - am Karfreitag bei Real Madrid (20.45 Uhr). Ein Sieg dort und der deutsche Meister zieht in das Playoff-Viertelfinale gegen Olympiakos Piräus ein. Diese Serie würde gegen den Hauptrundenersten der Königsklasse am 23. April in Griechenland beginnen.
Bayern-Korbjäger sollen sich "ablenken und entspannen"
Aber erst müssen die Münchner die Königlichen aus dem Weg räumen. Herr Herbert, wie findet man bis dahin neue Energie? "Die Spieler müssen sich ablenken und entspannen. Dann gibt's Behandlungen am Mittwoch, ein kurzes Training am Donnerstag und dann bereiten wir uns auf Madrid vor." Lucic, der mit der bemerkenswerten Tiefenentspanntheit, sagte lapidar: "Es ist genug Zeit bis Freitag. Wir kennen das, wir sind das gewöhnt - und wir werden alles geben."
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