Negativ-Rekord ausgerechnet im Finale – Bayern stellt sich die Mentalitätsfrage

Der FC Bayern Basketball steht in den Playoff-Finals gegen Ulm vor großen Herausforderungen: Offensivkrise und Mentalitätsfragen prägen das Team, das dringend Lösungen finden muss, um den Titel zu verteidigen.
Ruben Stark
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Die Bayern-Profis Niels Giffey (links) und Nick Weiler-Babb.
Die Bayern-Profis Niels Giffey (links) und Nick Weiler-Babb. © IMAGO/Harry Langer/DeFodi Images

80 Pflichtspiele hat der FC Bayern Basketball wettbewerbsübergreifend in den Knochen – aber das hat der amtierende deutsche Meister seit Saisonbeginn im September noch nicht hinbekommen. Die überaus mageren 64 Punkte bei der Pleite in Finalspiel zwei bei Ratiopharm Ulm (64:79) sind ein offensiver Negativrekord für diese Spielzeit, und veranlassten Julius Hollatz im Nachgang zu Klartext.

"Wir haben gespielt, als hätten wir das erste Mal Offense gespielt", kritisierte der Weltmeister in Bezug auf die vielen Ballverluste, die sich die Mannschaft von Trainer Gordon Herbert besonders in der zweiten Halbzeit geleistet hatte. Indiskutable 22 sogenannte Turnover wies die Statistik auf. Dazu kamen eine schwache Quote bei Zweipunktwürfen (44 Prozent) und eine unterirdische von der Dreierlinie (23 Prozent). Hollatz schlussfolgerte bei Dyn: "Die Mentalität hat uns das Spiel gekostet. Ich glaube, Ulm wollte es mehr, das hat man gemerkt."

Bayerischer Schlendrian in Ulm

Ohne Zweifel ist es ein heftiger Befund, wenn in der Playoff-Endspielserie eine Mentalitätsfrage aufgeworfen wird. Man sollte meinen, die Aussicht, mit zwei weiteren Siegen den Titelgewinn zu wiederholen, sollte als Ansporn genügen. Aber zu irgendeinem Zeitpunkt an diesem Mittwoch schlich sich der bayerische Schlendrian ein. Dabei hatte die erste Halbzeit nicht darauf hingedeutet. Die Münchner konnten sich zwar nicht absetzen, lagen aber zur Pause mit 37:35 knapp in Führung.

Das dritte Viertel wurde allerdings ein Desaster. Ganze sieben Zähler gelangen den Bayern und die Ulmer zogen davon. "Wenn du die Bälle gegen Ulm wegschmeißt, dann kommen sie ins Laufen", erkannte Hollatz. Dabei hatte Weltmeistercoach Herbert vor dem Spiel explizit darauf aufmerksam gemacht und gesagt: "Wir müssen in der Offensive auf den Ball achten." Nach dem Ausgleich in der Serie im Modus Best-of-Five waren es dann grundlegende Dinge, die der Kanadier vermisste. "Sie haben die zweite Halbzeit dominiert, mit Intensität und ihrer Energie. Wir haben die Zweikämpfe verloren", sagte Herbert und befand daher: "Die Probleme in der Offensive im dritten Viertel hatten ihre Ursache in der Defensive.“

Nun ist es aber auch das Wesen der Playoffs, dass eine Schlappe schnell vergessen ist, wenn ihr ein Sieg folgt. Die Bayern haben am Samstag im SAP Garden (20 Uhr/Dyn) die Gelegenheit dazu. "Ich glaube, wir haben einiges gutzumachen", sagte Hollatz. Und wenn das gelingt, hätte der Top-Favorit zwei Matchbälle in der Hand. Andernfalls aber stünde der FCBB kurz vor einer titellosen Saison und der unangenehmen Analyse derselben.

Der Draft-Stunk hält weiter an

Was auch weiterhin über dieser Serie schwebt, ist der Termin-Zoff, der vor allem zwischen den Ulmer und der Basketball-Bundesliga (BBL) entbrannte. Dadurch, dass es mindestens vier Spiele geben wird, hat er nochmals an Schärfe gewonnen. Es geht darum, dass die Ulmer Youngster Noa Essengue (18) und Ben Saraf (19) womöglich im vierten und fünften Duell am Dienstag und Donnerstag fehlen könnten, wenn sie persönlich bei der jährlichen NBA-Talentziehung anwesend sind. Dort gelten beide als aussichtsreiche Kandidaten. Ulm regte daher Spielverlegungen an, die BBL lehnte dies mit Verweis auf bestimmte Punkte in der Spielordnung ab.

Ulm kritisierte die Liga daraufhin und teilte gleichzeitig mit, sich während der Finalserie nicht mehr zum Thema äußern zu wollen. BBL-Geschäftsführer Stefan Holz erklärte am Mittwoch am Dyn-Mikrophon: "Am Ende des Tages haben wir da keinen Spielraum. Wenn wir da die Tür aufmachen, dann sind Tür und Tor geöffnet. Und dann kommen wir auch in Teufels Küche." Ein wichtiger Grund für eine Spielverlegung sei eben nicht nur der angeführte.

Spiel drei, das die Bayern wieder ohne Top-Scorer Carsen Edwards, Oscar da Silva und den langzeitverletzten Elias Harris austragen werden, erhält damit noch mehr Brisanz. Hollatz' Erfolgsformel sieht in etwa so aus: "Ich denke, wir werden viel Video schauen, werden gute Trainingseinheiten haben. Aber wir müssen bereit sein. Die Serie ist nicht vorbei, es ist nur ein Spiel, das wir verloren haben."

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