Nach Bayern-Sieg erfährt Dinwiddie, was in der BBL anders ist als in der NBA
An ein paar Eigenheiten muss sich Spencer Dinwiddie noch gewöhnen. Dass es nach den BBL-Spielen im BMW Park eine Abklatschrunde durch die Halle entlang der Fans der Bayern-Basketballer gibt, war dem prominenten Neuzugang aus der NBA nicht bewusst, da brauchte er einen kurzen Wink. Dann aber nahm sich der 32-Jährige auch die Zeit für das eine oder andere Selfie und das eine oder andere Wort mit den Anhängern. Dinwiddie, der NBA-Star zum Anfassen.
Beim 93:81-Erfolg gegen die Heidelberg Academics hatte der US-Amerikaner zudem auch schon deutlich mehr Einfluss auf die Geschicke des deutschen Meisters als etwa am vergangenen Donnerstag bei seinem Euroleague-Debüt gegen Bologna (86:70). Dinwiddie war mit 18 Punkten der beste Werfer der Bayern und hatte einen gewichtigen Anteil am vierten Sieg im fünften Bundesligaspiel der Saison.
Hollatz über Dinwiddie: "Man hat phasenweise seine Klasse gesehen"
"Man hat gesehen, dass er sich wohler gefühlt hat, er wurde ja ins kalte Wasser geschmissen", sagte Europameister Justus Hollatz, denn Dinwiddie hatte sein Debüt nur zwei Tage nach seiner langen Anreise aus Los Angeles gefeiert und wegen des Jetlags kaum geschlafen. "Man hat gemerkt, dass er zwei, drei Tage mit dem Team trainiert hat, man hat phasenweise seine Klasse gesehen, das, was er draufhat", fügte Hollatz an.
Gerade der 24 Jahre alte Nationalspieler hat die Hoffnung, von Dinwiddie zu profitieren, er spielt auf derselben Position, der des Aufbauspielers auf dem Feld. "Wir sind körperlich relativ identisch, deshalb kann ich viel davon lernen, wie er seinen Körper einsetzt und zu seinen Aktionen kommt. Ich kann mir da noch viel abgucken."
Coach Herbert: "Er wird sich weiter steigern, je länger er hier ist"
Immerhin vier von Dinwiddies sieben Dreierversuchen fanden ihr Ziel, er wirkte bereits frischer, seine Bewegungen selbstverständlicher, leichter und intuitiver als gegen Bologna. Herbert sagte, dass der 654-malige NBA-Akteur in der Rolle des klassischen Taktgebers auf der Position eins "richtig gut" agiert habe, zuvor habe er auf der Position zwei als sogenannter Shooting Guard schwerer getan. "Er wird sich weiter steigern, je länger er hier ist. Die Raumaufteilung ist nicht so wie in der NBA, der Stil ist anders", ordnete der Coach ein.
Und Herbert stellte sich Gerüchten aus Nordamerika entgegen, wonach Dinwiddies Charakter für die Harmonie einer Kabine problematisch sein könne. "Ich war mit ihm in Brooklyn fast eine ganze Saison (2019/20, d.Red.) zusammen, ich habe davon nie gehört. Ich weiß nicht, woher das kommt", sagte der Kanadier und ergänzte: "Er hat sich gut eingefügt. Wir müssen uns an ihn gewöhnen, er sich an uns. Er macht das gut."
Und Dinwiddie hat auch besondere Strahlkraft. Am Montagabend waren beispielsweise ein paar Fans extra aus Nordrhein-Westfalen angereist, um ihn spielen zu sehen. Auch sie durften sich schließlich über ein Selfie mit dem Extrakönner aus Kalifornien freuen.

