Mach's nochmal, Andi! Gibt es gegen Barcelona die nächste Obst-Gala?

Es ist fast genau ein Jahr her, dass der FC Barcelona sich zuletzt beim FC Bayern Basketball vorstellte – und nur wenige Spiele aus der vergangenen Saison sind so in Erinnerung wie dieser Novemberabend, wie diese Dreiergala des Andreas Obst. Ob es am Mittwoch (20.30 Uhr) wieder so rekordverdächtig wird, ob sich der Welt- und Europameister seiner Euroleague-Bestmarke von elf erfolgreichen Distanzwürfen nähert?
Die richtige Form zumindest bringt der 29-Jährige mit. Obst liefert rein statistisch die bisher stärkste Spielzeit seiner Karriere in der Königsklasse und bei der diesjährigen Heimpremiere gegen Roter Stern Belgrad (97:88) war er mit neun versenkten Dreiern schon ziemlich dicht an seinen Rekord herangekommen.
Kein Bayern-Profi ist gefährlicher als Obst
"Er gehört zu den besten Werfern in Europa", sagte Bayern-Trainer Gordon Herbert jüngst bei Magentasport über den gebürtigen Hallenser und erklärte, welchen Vorteil für die eigene Mannschaft die potenzielle Gegner-Gefahr Obst besitzt: "Auch wenn er den Ball nicht hat, musst du ihn immer decken. Das schafft dann Räume für seine Mitspieler." Zuletzt wurden diese Freiheiten gut genutzt, die Münchner haben wettbewerbsübergreifend fünf Siege in Folge eingefahren, in der Euroleague gegen Real Madrid, Virtus Bologna und in Paris drei davon.
Obst steht nach neun Spieltagen der zweitbesten Liga der Welt nach der nordamerikanischen NBA bei einer Trefferquote von über 44 Prozent von jenseits der Dreiermarkierung, er kommt zudem auf einen Punktedurchschnitt von 14 Zähler pro Partie. Kein Bayern-Profi ist besser als der deutsche Nationalspieler, der 2021 in den Sendlinger Westpark kam und dessen Vertrag im Sommer des nächsten Jahres ausläuft. Es dürfte eine der zentralen Planungsaufgaben von FCBB-Sportchef Dragan Tarlac sein, Obst auch für Zeit danach an den deutschen Meister zu binden.
Obst: "Es gibt keine Würfe, die unmöglich sind"
Obst hat kein Patentrezept für seine Ausnahmeklasse, die manchmal wie Zauberei wirkt, wenn er den Ball teils aus neun Metern so zielsicher durch die Reuse schickt, als wäre es das Leichteste der Welt. Dabei steckt genau darin, diesen optischen Eindruck zu erzeugen, womöglich der größte Aufwand. "Es gibt keine Würfe, die unmöglich sind. Es geht darum, tagtäglich hart zu arbeiten, und die Konstanz macht dann den Unterschied", beschreibt Obst selbst.
In der aktuellen Phase ist seine Verfassung besonders bemerkenswert, hatte er wegen der Europameisterschaft und dem langen Weg zum Titelgewinn doch keine vernünftige Vorbereitung. Ein paar Extra-Tage erhielt Obst als Verschnaufpause von Coach Herbert, dann aber musste auch er wieder ran und ging mit einer verschwindend geringen Anzahl an Mannschaftstrainings direkt wieder in die Vollen.
Bayern-Gegner Barcelona steckt aktuell in der Krise
Doch er nimmt sich eben zu Herzen, was insbesondere in den Wochen des bayerischen Auswärtswahnsinns – das Heimspiel gegen Barca ist in der Euroleague das einzige bis zum Vorweihnachtsabend – gilt. "Wir müssen", sagt Obst, "uns immer gut erholen, schlau trainieren und jeder muss eine gute Disziplin haben, um gut durch diese Wochen zu kommen."
Barça wird diesmal auf Obst ein besonderes Auge werfen, der katalanische Spitzenklub möchte gewiss nicht noch einmal bei einem Rekordabend Spalier stehen. Allerdings stecken die stolzen Blaugrana gerade in einer Krise und haben Trainer Joan Peñarroya entlassen. Als Interimslösung wird der langjährige Assistent Óscar Orellana das Team in München betreuen.
Herberts Einschätzung gilt vor dem Duell zweier sieggleicher Klubs (Bilanz je 5:4) dennoch. "Barcelona hat ein sehr talentiertes Team", sagt er. Aber sie haben keinen Andreas Obst.