Herberts lautes Schweigen: FC Bayern Basketball siegt nach dem Kanada-Knall
München - Als die Musik zur Spielervorstellung des FC Bayern Basketball gerade anlief, schlenderte Gordon Herbert zu seinem Platz. Der Trainer des deutschen Meisters legte seine Taktiktafel hin und klatschte dann seine Jungs einen nach dem anderen ab. Alles ganz normal also? Nicht ganz, die Meldung, dass der Weltmeistercoach ab 2026 die kanadische Nationalmannschaft übernimmt, hatte ob ihres Zeitpunktes und der Umstände durchaus für Wirbel rund um den Sendlinger Westpark gesorgt.
Hainer und NBA-Legende Parker waren bei Bayern-Sieg im BMW Park
Deshalb war das vorletzte Heimspiel der Bundesliga-Hauptrunde gegen den abgeschlagenen und schon als Absteiger feststehenden Tabellenletzten BG Göttingen zwar eigentlich unspektakulär, weil beim 94:86-Sieg so vorhersehbar, aber doch außergewöhnlich. Schließlich galt der Fokus vor den Augen von Klubpräsident Herbert Hainer und NBA-Legende Tony Parker, dem Bruder des FCBB-Assistenten TJ Parker dem 66-jährigen Herbert und der Frage, wie er sich nach der Verkündung des neuen Jobs präsentieren würde.
Vom Jackett befreite sich Herbert schon nach ein paar Minuten, verständlich bei den Temperaturen im nahezu ausverkauften BMW Park. Er ging zu Nationalspieler Justus Hollatz, einem der Taktgeber der Mannschaft, um ihm Anweisungen zu geben. Mal setzte Herbert sich, nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und beobachtete still, mal stand er mit verschränkten Armen an der Seitenlinie, mal tauschte er sich mit seinen Assistenten aus. Insgesamt wirkte der FCBB-Coach gelassen, nur selten sah er sich veranlasst, etwas emotionaler zu reagieren, hier und da klatschte er aufmunternd.

FC Bayern Basketball will sich in Schwung für die heiße Phase bringen
Herbert verrichtete insgesamt sein Werk wie gewohnt, äußerlich unbeeindruckt von der Geräuschkulisse der letzten Tage, routiniert. Sprechen wollte er über die Ernennung als Coach seines Geburtslandes nicht mehr. Die harten Prüfungen der veränderten Gegebenheiten seiner Liaison mit dem FC Bayern stehen wahrscheinlich noch bevor. In den Vordergrund rückt für den Trainer im Mai und Juni die erfolgreiche Titelverteidigung in der BBL.
Zwei Spiele haben Kapitän Vladimir Lucic und Co. noch Zeit, um Fahrt aufzunehmen für die Playoffs. Am Donnerstag in Bonn (20 Uhr) und kommenden Sonntag gegen Ludwigsburg (16.30 Uhr) wollen sich die Roten Riesen in Schwung bringen für die entscheidende Phase der Meisterschaft. Am 17. Mai starte die Endrunde dann.
Tarlac: "Man sieht der Mannschaft den Frust noch an"
Dass nach der Enttäuschung über das Euroleague-Aus sowie kräftezehrenden Wochen und Monaten noch nicht alles ideal läuft beim Tabellenführer, war gegen Göttingen zu erkennen. Adrian Sarmiento, der im Sommer gemeinsam mit Dragan Tarlac das Amt des Geschäftsführers von Marko Pesic übernimmt, sah das ähnlich. "Die Kurve geht nach oben, aber man sieht der Mannschaft den Frust noch an", sagte er bei Dyn.
Ob in den Playoffs Carsen Edwards mitspielt, bleibt unklar. Der Top-Scorer der Bayern laboriert an Rückenproblemen, deren Dauer nicht absehbar ist. Oscar da Silva war nach seiner Innenbandverletzung im Knie und folgender Operation in der Halle, wirkte gut gelaunt. Nick Weiler-Babb fehlte nach AZ-Infos, weil er und seine Frau in freudiger Erwartung sind. Johannes Voigtmann pausierte.

Youngster Kharchenkov sticht mit 17 Zählern heraus
Den entscheidenden Abstand, um den Niedersachsen jeden Hauch von Hoffnung auf einen Sensationscoup zu nehmen, erspielten die Münchner im dritten Viertel. Überzeugend agierte vor allem Youngster Ivan Kharchenkov, der mit 17 Zählern herausstach. Auch Andreas Obst (15) sowie Lucic, Devin Booker (beide 12) und Niels Giffey (11) kamen auf zweistellige Werte.
Die Ecken und Kanten im FCBB-Spiel konnte Göttingen nicht konsequent genug bestrafen, das ließ der Unterschied beider Mannschaften in Sachen individueller Klasse nicht zu - selbst als zum Start in den Schlussabschnitt ein 11:0-Lauf glückte. Da musste sich dann auch Gordon Herbert ziemlich aufregen.