Ex-Münchner Zipser stellt Bayern ein Bein – die sorgen sich derweil um Booker

Paul Zipser, einst NBA-Profi, feiert nach schwerer Krankheit ein emotionales Comeback und führt Heidelberg erstmals seit 50 Jahren ins Meisterschafts-Halbfinale. Sein Mut und Einsatz beeindruckt auch den FC Bayern Basketball, der das erste Duell überraschend verliert.
Ruben Stark
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Emotionale Rückkehr und Überraschungscoup: Nach einem langen Weg zurück erlebt der Ex-Münchner Paul Zipser mit Heidelberg eine Sternstunde im SAP Garden.
Emotionale Rückkehr und Überraschungscoup: Nach einem langen Weg zurück erlebt der Ex-Münchner Paul Zipser mit Heidelberg eine Sternstunde im SAP Garden. © sampics

Paul Zipser hatte erstmal ein wichtiges Anliegen. Ehe der Heidelberger und Ex-Münchner zu den Fragestellern kam, um über den Auswärts-Coup seines Teams zu sprechen, wollte er sich unbedingt bei Devin Booker entschuldigen. Bei einem Gerangel der beiden um den Ball hatte sich der 34 Jahre alte US-Amerikaner am rechten Knöchel verletzt, Zipser gab sich die Schuld daran, es war ihm unangenehm. Booker aber hegte keinen Groll, obwohl sein Ausfall für den FC Bayern Basketball mindestens so schwerwiegend war wie die unerwartete 90:95-Pleite im ersten Spiel der Playoff-Halbfinalserie.

Dass diese Überraschung gelang, daran hatte Zipser seinen Anteil. Mit viel Einsatz und Leidenschaft arbeitete er defensiv, setzte bei knapp 24 Minuten Einsatzzeit hier und da auch einen offensiven Akzent. Höchst bemerkenswert, wenn man sich erinnert, welch steiniger Weg hinter dem 31-Jährigen liegt. Im Sommer 2021 stellten sich für Zipser existenzielle Fragen. Eine komplizierte Hirn-OP wegen eines Tumors stand der frühere NBA-Profi aber durch, ebenso wie er sich durch die lange Reha wieder zurück auf das Spielfeld kämpfte.

„Jetzt sieht jeder seinen Wert, im Team haben wir das schon das ganze Jahr gewusst“

Beim FC Bayern reichte es für Zipser allerdings auf Dauer nicht mehr zu regelmäßigen Einsätzen, die Rückkehr in seine Heimatstadt war der wohl logische Schritt – und ein Glücksfall. „Es ist was sehr Besonderes, es freut mich sehr. Ich bekomme auch viele Nachrichten, es gibt viele Leute, die mitfiebern“, erzählt Zipser über seine mutmachende Reise, die gerade einen neuen Höhepunkt erreicht hat.

Erstmals seit 50 Jahren steht Heidelberg in einem Meisterschafts-Halbfinale, in der Vorsaison waren die Academics noch knapp dem Abstieg entronnen. Eine Cinderella-Story, die eben auch eng mit dem Namen Zipser verbunden ist. „Jetzt sieht jeder seinen Wert, im Team haben wir das schon das ganze Jahr gewusst“, schwärmte Trainer Danny Jansson über den Flügelspieler, der auch mal als Center aushilft: „Seine Präsenz, seine Professionalität, aber nicht nur das, einfach ein guter Kerl zu sein, mit einem guten Sinn für Humor, der das Team zusammenhält.“

Auch bei Zipsers Ex-Klub FC Bayern stößt dessen Weg auf Bewunderung. „Dass er sich so zurückgekämpft hat, nach dem, was ihm passiert ist, ist unglaublich“, sagte etwa Aufbauspieler Justus Hollatz. Und Weltmeistercoach Gordon Herbert meinte voll des Lobes: „Er ist ein toller Junge und gerade spielt er wahrscheinlich den besten Basketball, seitdem er von der Krankheit zurückgekommen ist. Aber das Wichtigste ist, dass es ihm wieder gut geht, nach all dem, was er durchmachen musste.“

"Es war sehr emotional, ich kenne das Ding ja nur als Baustelle"

Und auch wenn es am Sonntag nicht Zipsers erste Rückkehr nach München an die alte Wirkungsstätte gewesen ist, der Playoff-Auftritt im SAP Garden vor 11.500 Zuschauern war keineswegs alltäglich und ging ihm nahe. „Es war sehr emotional, ich kenne das Ding ja nur als Baustelle. Jetzt hier einzulaufen, war supergeil“, sagte Zipser lächelnd und ergänzte mit einem gewissen Stolz: „Ich habe es das erste Mal geschafft, die Emotionen im Spiel so richtig auszublenden.“ Dass er nun wieder auf dem Spielfeld eine wesentliche Rolle einnimmt, und nicht nur als Kitt für den Mannschaftszusammenhalt dient, möchte er aber selbst nicht überbewerten.

Ganz bescheiden sagte er mit Blick auf die Ausfälle von Osun Osunniyi und Mateo Seric, die für Heidelberg insbesondere bei der Arbeit unter dem Korb wichtig sind: „Wir haben verletzte Spieler draußen, da muss das ganze Team mithelfen. Ich versuche einfach, alles zu geben, was das Team braucht.“ Das wird Zipser auch am Mittwoch bei Spiel zwei in Heidelberg (20 Uhr/Dyn) tun.

Dass er dann erneut auf Booker trifft, ist unwahrscheinlich. Der Bayern-Routinier, der wegen einer Knieverletzung schon einmal wochenlang ausgefallen war, verließ die Arena an der Seite von Frau und Kindern zwar am Knöchel bandagiert, aber immerhin ohne Krücken. Coach Herbert sieht es ohnehin pragmatisch: „Das ist Sport, der Nächste muss in die Bresche springen.“

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